Der Skirennläufer befindet sich nach einer Knieoperation zwar auf dem Weg der Besserung, doch Wengen, Kitzbühel und Peking kommen für ihn noch zu früh.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart/Gröden - Bei der Einkleidung der Wintersportler in Schwäbisch Hall ließ Thomas Dreßen im Oktober noch offen, wann er in die Saison einsteigt. Nur so viel wusste er: er müsse sich so fit fühlen, dass er auch vorne mitfahren könne, alles andere ergebe keinen Sinn. Nun sind die Pläne des Bayern konkreter geworden – und zugleich niederschmetternd. Kein Abfahrtsklassiker in Wengen, keiner in Kitzbühel – und auch die danach folgenden Olympischen Winterspiele hat der beste deutsche Abfahrer ersatzlos gestrichen. Die alpine Mannschaft des Deutschen Skiverbandes (DSV) fliegt ohne Frontmann nach Peking.

 

Schweren Herzens musste Thomas Dreßen diese Entscheidung treffen. „Keinem tut das mehr weh als mir selber“, sagte der Speed-Spezialist, der 2018 auf der Streif in Kitzbühel gewann und weitere vier Weltcupsiege in der Abfahrt holte. Nun wird seine Karriere, die sich so wunderbar entwickelt hatte, empfindlich gestört von Knieproblemen. „Wengen hat sich erledigt, und weil ich dort nicht fahre, fahre ich Kitzbühel auch nicht“, sagte der 28 Jahre alte Rennläufer. Somit habe sich auch Olympia für ihn erledigt.

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Die Ärzte und Physiotherapeuten machen ihm schon seit Längerem wenig Hoffnung auf ein Comeback. All diese Termine kommen für sein Knie zu früh, das Dreßen in der Rehabilitation aufbaut. Auf Langlauf-Ski – das sind nicht unbedingt die Bretter, die für den Deutschen die Welt bedeuten.

Im vergangenen Winter hatte Dreßen nur die WM-Abfahrt in Cortina bestritten. Danach wurde er am vorgeschädigten rechten Knie operiert. Seitdem versucht er krampfhaft, den ramponierten Knorpel mithilfe von Spezialisten wieder so herzustellen, dass eine Rückkehr möglich ist. Ein Prozess, der andauert. „Es ist nicht einfach, es ist schon das zweite Jahr in Folge, dass ich nicht bei Rennen dabei bin. Jeder weiß, dass Skifahren meine große Leidenschaft ist, es ist kein Job“, sagt Thomas Dreßen, der in diesem für ihn frustrierenden Jahr wenigstens etwas Positives zu berichten hatte.

Der Skifahrer hat seine langjährige Freundin Birgit geheiratet. „Jetzt bin ich auch weg vom Fenster“, sagte Dreßen in der ihm eigenen humorvollen Art. „Auf dem Standesamt zu heiraten ist zwar echt schön, aber in der Kirche vor dem Herrgott ist es dann doch noch mal etwas anderes. Es ist so endgültig. Aber es passt eh, wir mögen uns noch“, sagte er kürzlich. Seine gute Laune hat Dreßen nicht verloren – immerhin das.

Kein Deutscher unter den Top Ten

Ohne ihr Zugpferd haben die deutschen Speed-Fahrer derweil am Freitag den Super G in Gröden bestritten. Beim Sieg des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde, der vor den beiden Österreichern Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr gewann, verpassten die DSV-Fahrer eine Top-Ten-Platzierung und erhielten einen Dämpfer. Die Hoffnungsträger Andreas Sander (+1,23) und Romed Baumann (+1,27) landeten nur auf den Rängen 18 und 20, Josef Ferstl (+1,04) als Elfter und Simon Jocher (+1,19) als 15. werteten die Bilanz etwas auf. Dominik Schwaiger dagegen kam gar nicht erst im Ziel an. Und der Schweizer Marco Odermatt, der bislang drei Saisonsiege verbuchen konnte, musste sich diesmal mit dem enttäuschenden 24. Platz zufriedengeben.

Neues Spiel, neues Glück: An diesem Samstag steht in den traumhaften Dolomiten bei Gröden noch eine Abfahrt auf dem Programm. Mit den DSV-Startern. Und mit Thomas Dreßen als Fernsehzuschauer.