Ski-WM in Are Mikaela Shiffrin holt Gold im Hundertstel-Drama – Rebensburg Vierte

Was für ein Drama! Viktoria Rebensburg verpasst im WM-Super-G denkbar knapp eine Medaille. Der erste Titel in einem wahren Hundertstel-Krimi geht an Mikaela Shiffrin, Lindsey Vonn stürzt.
Are - Viktoria Rebensburg starrte mit Schrecken auf die Videowand, wo vor ihrem Namen schwarz auf gelb die „4“ aufleuchtete. Blech statt Bronze im WM-Super-G, winzige 0,02 Sekunden fehlten ihr beim Triumph von Favoritin Mikaela Shiffrin im Hundertstel-Krimi am Areskutan zur ersehnten Medaille - Rebensburg schlug fassungslos die Hände über ihrem Skihelm zusammen. „Es war zach“, also zäh, sagte Rebensburg in der ARD über ihre Emotionen, „aber so ist es.“
Ihre verspiegelte Sonnenbrille ließ keinen Blick in ihr Seelenleben zu, doch wer Rebensburg so reden hörte, musste nicht groß interpretieren: Der zweite vierte Platz bei einem WM-Super-G nach St. Moritz 2017 machte sie richtig wütend. TV-Expertin Maria Höfl-Riesch litt mit. „Das ist zum Haareraufen, ein unglaubliches Pech, sehr schade“, sagte die dreimalige Olympiasiegerin, „Vicky ist wirklich toll gefahren.“
Das sah sie selbst ähnlich. „Ich denke, es war wirklich eine gute Fahrt, keine groben Fehler drin. Klar, zwei Hundertstel entscheiden dann. Trotzdem kann ich stolz sein auf das, was ich gemacht habe.“ Nach einem kleinen Schnitzer im oberen Teil hatte Rebensburg ihre Fahrlinie korrigieren müssen und so wertvolle Zeit verloren - sonst wäre sogar Gold möglich gewesen, das nur 0,07 Sekunden weg war.
Vierter WM-Triumph mit 23 Jahren
Das ging an „Wonder Woman“ Mikaela Shiffrin, die Abfahrts-Olympiasiegerin Sofia Goggia um 0,02 Sekunden - umgerechnet 51 Zentimeter - und die Schweizerin Corinne Suter (0,05) knapp bezwang. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, das ist verrückt, echt verrückt. Es fühlt sich wie ein Traum an“, sagte die noch immer erst 23 Jahre alte Amerikanerin nach ihrem schon vierten WM-Triumph. Wie Rebensburg unterliefen auch den Medaillengewinnerinnen auf der wegen Windes um 233 auf 1670 m verkürzten Strecke Patzer. „Ich wäre fast rausgeflogen“, sagte Shiffrin, „ich habe nur gedacht: Gib alles, oder du wirst enttäuscht sein.“
Das war sie letztlich ganz und gar nicht - anders als die langjährige „Speed Queen“ Lindsey Vonn, die in ihrem vorletzten Karriererennen schwer stürzte, aber wohl unverletzt blieb. „Lindsey möchte sich ein Denkmal setzen, noch mal eins, sie hat ja schon so viele“, sagte Höfl-Riesch - und so ging Vonn das Rennen auch an. Doch dann riss sie bei einem Sprung ein Richtungstor mit, knallte auf den Bauch und in den Fangzaun. Zwar stand sie bald wieder, doch das Rennen musste für rund zehn Minuten unterbrochen werden - und das war schlecht für Rebensburg, die bei ihrer Fahrt deshalb keine Sonne mehr hatte.
Favoritensterben im schwedischen Are
„Sie muss sich einfach extrem überwinden und trauen“, sagte Höfl-Riesch - und das gelang Rebensburg auf ihrem „Lieblingsschnee“. Minus 18 Grad, die Unterlage griffig und hart: Die Bedingungen waren - abgesehen vom Wind oben - optimal. Auf dieser Piste, meinte Rebensburg, „fühlt sich jeder wie ein Superstar“. Am Ende aber fühlte sie sich nur noch mies. Das Rennen verlief von Beginn an spektakulär. Goggia übernahm mit Nummer drei im für sie typisch wilden Fahrstil die Führung.
Danach begann das große Favoritensterben: Titelverteidigerin Nicole Schmidhofer musste sich wie alle anderen Österreicherinnen geschlagen geben, Tina Weirather (Liechtenstein) fuhr im Mittelteil an einem Tor vorbei, an dem auch Shiffrin später patzte, Ilka Stuhec (Slowenien) kam nicht an Goggia heran. Erst Shiffrin mit der 15 schubste Goggia vom Holzthron, auf dem im Ziel die Führenden sitzen. Rebensburg rüttelte heftig daran - vergeblich.
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