Die Organisatoren der Skisprung-Champions-League wollen für Schanzengleichheit sorgen. Die Skispringerinnen sollen möglichst schnell ins Tournee-Programm integriert werden.

Bischofshofen - Die Vierschanzentournee gilt als Champions League des Skispringens, und das völlig zurecht. Trotzdem müssen die Macher aufpassen, den Absprung in die Moderne nicht zu verpassen. Die Schanzen sind zwar top, allerdings gibt es in Garmisch und Innsbruck kein Flutlicht, was den Zeitplan sehr einengt. Das Preisgeld (der Sieger erhält gerade mal 18 500 Euro) ist nicht mehr zeitgemäß. Und Skispringerinnen dürfen erst gar nicht mitmachen – noch nicht. Die Organisatoren haben sich vorgenommen, dies zu ändern. Sie wollen für Schanzengleichheit sorgen. Und das möglichst bald.

 

Seit 2014 ist das Skispringen der Frauen olympisch, bereits seit 2009 gibt es WM-Wettbewerbe, ein eigener Weltcup ist längst etabliert. Doch ausgerechnet bei der traditionsreichsten Veranstaltung am attraktivsten Termin müssen die Athletinnen zuschauen. Sie fordern schon lange mehr Aufmerksamkeit, zuletzt sagte Olympiasiegerin Carina Vogt im Interview unserer Zeitung: „Es fehlt eine Tournee für Frauen!“ Jetzt scheinen die Skispringerinnen Gehör zu finden.

Noch zwei, drei Jahre soll es dauern

Am 15. April treffen sich die vier örtlichen Ausrichter mit Vertretern der Skiverbände aus Deutschland und Österreich zur Nachbetrachtung der aktuellen Tournee, die am Montag in Bischofshofen zu Ende ging. Noch wichtiger aber wird der Blick nach vorne sein. „Alle vier Orte sind dem Frauen-Skispringen gegenüber positiv eingestellt“, sagt Tournee-Präsident Johann Pichler, „wenn die Verbände mitziehen, ist es möglich, die Frauen innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre ins Programm einzubauen.“ Am Deutschen Ski-Verband (DSV) wird dieses Vorhaben nicht scheitern, ganz im Gegenteil. „Die Bereitschaft aller Beteiligten, die Frauen zu integrieren, ist enorm groß“, sagt Horst Hüttel, beim DSV Sportlicher Leiter für Skispringen und Kombination, „länger als maximal zwei, drei Jahre sollte es aus meiner Sicht nicht mehr dauern. Allerdings muss alles gut abgestimmt sein, das Männer-Premiumprodukt darf natürlich nicht leiden.“

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Der Schlüssel ist das Fernsehen

Das eine oder andere Problem ist schon noch zu lösen. Stoßen die Frauen zum Tournee-Tross, werden weitere Übernachtungsmöglichkeiten und mehr Materialcontainer an den Schanzen benötigt. Und auch ein neuer Zeitplan muss her. Eine Möglichkeit wäre, den Wettkampf der Skispringerinnen rund um die Qualifikation der Männer auszutragen. „Der Schlüssel ist das Fernsehen. Nur wenn ARD und ZDF bereit sind, neben der Qualifikation auch das Springen der Frauen zu übertragen, macht es Sinn. Denn nur dann wäre eine gewisse Refinanzierbarkeit gegeben“, sagt Horst Hüttel. Erste Gespräche mit dem Südwestrundfunk (SWR) seien positiv verlaufen: „Dort gibt es größtes Interesse.“

Was auch damit zu tun haben dürfte, dass sich das Niveau, auf dem die Frauen springen, längst sehr gut sehen lassen kann – auch wenn die Spitze nicht so breit ist wie bei den Männern. Trotzdem ist für Horst Hüttel klar: „Sie sind soweit, gerade auf den harmonischen Großschanzen bei der Tournee.“

Kurzum: Alles hört sich so an, als würde sich das Traditionsformat bald auch für Frauen öffnen. Oder doch nicht? Zumindest Sandro Pertile, der ab der nächsten Saison als Renndirektor des Weltverbandes Fis fürs Skispringen verantwortlich sein wird, scheint noch skeptisch zu sein. „Die Tournee ist ein eigenes Produkt mit langer Geschichte“, sagt der Italiener, „ich denke, dass wir für die Frauen keine Kopie brauchen, sondern ein eigenes Format. Dafür müssen wir womöglich ganz neu denken.“ Am 15. April ist dafür eine ganz gute Gelegenheit.