Die Skispringer sind nach sechs Jahren Pause wieder zu Gast in Titisee-Neustadt im Schwarzwald. Darüber freuen sich Athleten wie Veranstalter. Letztere hatten eifrig für den Ort geworben. Und doch kam der Zuschlag überraschend.
Stuttgart - Nach sechs Jahren Weltcup-Pause steht Titisee- Neustadt dieser Tage wieder Kopf. Nun sind im Schwarzwald endlich wieder die besten Skispringer der Welt zu Gast. Die Rückkehr in den Weltcup-Kalender ist auf das Engagement der Organisatoren zurückzuführen, die sich eifrig bewarben. Und doch kam für sie der Zuschlag überraschend. Im Vorfeld der Terminkalenderkonferenz in Zürich gab es nur vage Tendenzen, dass der Weg zurück nach Titisee führen könnte. Dann gab es den Zuschlag – und die Schwarzwaldgemeinde befand sich im Glück.
Der Organisationschef Joachim Häfker findet das wunderbar. „Wir werten diese Entscheidung auch als Belohnung für unsere Hartnäckigkeit und als Beleg, dass unsere Leistung der letzten Jahre, insbesondere bei der Ausrichtung von Continental-Springen entsprechend Anerkennung gefunden haben“, sagt er. Um die Rückkehr ins Weltcup-Programm überhaupt erst zu ermöglichen, mussten in der Vergangenheit ein paar Anstrengungen unternommen werden. Ein neuer Pistenbully wurde angeschafft, überdies musste eine Kühlspur für den Auslauf installiert werden. „Jetzt zeigt sich, wie wichtig es war, in die Infrastruktur zu investieren“, fühlt sich Häfker im Hinblick auf die Neuerungen bestätigt. Das letzte Weltcupspringen fand 2007 statt – für Häfker und seine Leute also gefühlt eine Ewigkeit.
Eine Riesenmotivation für die Veranstalter
Die Entscheidung des Ski-Weltverbandes Fis, die Skispringer wieder in Titisee-Neustadt starten zu lassen, hat die Veranstalter angespornt. „Das führte zu einem Riesenmotivationsschub“, sagt Häfker, der sich wegen des frühen Termins im Dezember keinerlei Sorgen machte. Er verwies darauf, dass man sich im Schwarzwald öfter etwas einfallen lassen musste, wenn die Witterung mal wieder Schwierigkeiten machte. In der schneearmen Phasen wurde in der Vergangenheit die weiße Pracht sogar vom Gotthardt-Pass angekarrt. Keine Mühen wurden gescheut – Dabeisein ist alles.
Die deutsche Nationalmannschaft zeigte sich auch erfreut darüber, dass Titisee-Neustadt wieder im Terminkalender steht und neben dem Saisonauftakt in Klingenthal und den Vierschanzentournee-Orten Oberstdorf und Garmisch die vierte deutsche Station der Skispringer ist. „Die Schanze hat einen interessanten Charakter und lässt sich schön springen“, sagt Severin Freund. Auch der Bundestrainer Werner Schuster ist sportlich bester Dinge und steht hinter der Rückkehr in den Schwarzwald. „Der bisherige Verlauf des Winters, speziell das vergangene Wochenende, an dem wir mit Severin Freund den ersten Sieg zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison feiern durften, stimmt uns positiv“, sagt er, lobt die Hochfirstschanze als „attraktive Anlage“ und bezeichnet das Publikum als ähnliche Verstärkung wie den zwölften Mann im Fußball.
Andreas Wellinger setzt ein Ausrufezeichen
Die Unterstützung machte sich schon in der Qualifikation bemerkbar. Angetrieben von den Fans qualifizierten sich alle deutschen Athleten für den Wettbewerb. Andreas Wellinger erreichte die Tagesbestweite von 139 Meter und weckte mit seinem starken Auftritt sogar Sieghoffnungen für den Heim-Weltcup. Aber auch Severin Freund mit 136,5 Metern und Marinus Kraus mit 135 Metern hinterließen einen glänzenden Eindruck. Und der Lokalmatador Andreas Wank belegte bei seinem ersten Auftritt in seiner Wahlheimat mit 137 Metern den ausgezeichneten dritten Platz hinter dem Polen Kamil Stoch und Simon Ammann aus der Schweiz.
Es ist also angerichtet für ein wunderbares Skisprungfest – bei dem Titisee-Neustadt nach sechs Jahren Pause endlich wieder Kopf stehen wird.