Nun ist es offiziell: Matthias Foremny ist der neue Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters und Nachfolger von Michael Hofstetter. Ausschlaggebend für die Wahl Foremnys sei vor allem dessen „inspirierende kommunikative Arbeitsweise“ gewesen.

Stuttgart - Was die Stuttgarter Zeitung schon am Dienstag berichtet hat, ist nun offiziell: Matthias Foremny wird neuer Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters (SKO). Am Donnerstag hat sich Foremny der Presse vorgestellt, zum 1. September tritt der aus Münster in Westfalen stammende Dirigent die Nachfolge von Michael Hofstetter an, der das Orchester seit 2006 geleitet hat und am 23. Juni dieses Jahres im Stuttgarter Beethovensaal sein letztes Konzert dirigieren wird. Foremny, so betonte der Intendant des Kammerorchesters, Wolfgang Laubichler, sei der Wunschkandidat des Orchesters gewesen. Nach einer längeren internen Ausscheidung seien zwei Kandidaten übrig geblieben, der Vorstand sei schließlich dem „Wunsch des Orchesters gefolgt.“

 

Ausschlaggebend für die Wahl Foremnys sei vor allem dessen „inspirierende kommunikative Arbeitsweise“ gewesen, außerdem „passe die Chemie“ zwischen ihm und den Musikern. Daneben habe man weitreichende programmatische Übereinstimmungen festgestellt.

Profilierter Opernspezialist

Matthias Foremny und das Kammerorchester kennen sich schon seit vielen Jahren. Der 40-jährige ist regelmäßig Gastdirigent des SKO, zuletzt dirigierte er im September 2012 zwei Konzerte auf Schloss Neuschwanstein mit Werken von Mozart bis Richard Strauss.

National einen Namen gemacht hat sich Foremny bisher in erster Linie als Operndirigent. Neun Jahre war er als GMD am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin angestellt (seinen Vertrag dort hat er nicht verlängert), an der Oper Leipzig ist er seit 2011 erster ständiger Gastdirigent, auch an der Hamburgischen Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin gastiert er regelmäßig.

Sein Vertrag läuft zunächst über drei Jahre

Gleichwohl besitzt Foremny auch als Leiter von Sinfonieorchestern einige Erfahrung: unter anderem dirigierte er das Rundfunksinfonieorchester Berlin, das NDR-Sinfonieorchester, die Staatskapelle Dresden und das Finnish Radio Symphony Orchestra Helsinki. Eine mit dem Zürcher Kammerorchester eingespielte CD mit Bläserkonzerten von Amilcare Ponchielli erhielt 2012 einen Echo Klassik.

Wegen seines neuen Postens will Foremny diese Verbindungen nicht kappen, und das dürfte auch nicht nötig sein. Sein Vertrag in Stuttgart läuft zunächst über drei Jahre, insgesamt soll er ungefähr ein Drittel der rund achtzig Konzerte dirigieren, die das Orchester im Jahr spielt. Das dürfte sich mit seinen anderen Verpflichtungen vereinbaren lassen. Gleichwohl, so Foremny, sei er sich der Verantwortung, was „Präsenz und Einmischung“ anbelangt, bewusst. Seine Wohnsitze, zurzeit in Detmold und Hannover, will er erst mal nicht aufgeben – „in der Mitte Deutschlands“ zu wohnen ist angesichts des Spagats zwischen Stuttgart, Berlin und Leipzig ja keine schlechte Aussicht.

Da ein Großteil der nächsten Saison bereits geplant ist, kann Foremny erst in der übernächsten Spielzeit eigene Akzente setzen. Dabei setzt er auf Vielfalt – er hält gar nichts davon, nur einen Komponisten an einem Abend vorzustellen. Besonders am Herzen liegt ihm die Musik der Wiener Klassik, aus der Romantik bevorzugt er Komponisten wie Dvorák und Tschaikowsky, aber auch Werke wenig bekannter Komponisten wie Kurt Atterberg oder Walter Braunfels will er vermehrt aufs Programm setzen. Und natürlich neuere Musik: Die bilde ohnehin einen Schwerpunkt seines Interesses, doch auch von Seiten der Musiker sei der Wunsch an ihn herangetragen worden, Werke von Strawinsky, Bartók oder Henze wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Gerade bei neueren Werken will er aber das „Publikum nicht alleine lassen“: Musikvermittlung ist ihm wichtig, ob mittels Moderation oder Einführungsveranstaltungen.

Stilistisch will sich Foremny dabei nicht festlegen lassen. Explizit erwähnt er die große Tradition des Kammerorchesters – er besitze selber noch Schallplatten aus der Münchinger-Zeit – und der Streicherklang des SKO verfüge über ganz besondere Nuancen. Gleichwohl bringe es auch nichts, sich auf den „deutschen“ Klang zu fixieren: Anregungen aus der historisch informierten Aufführungspraxis nehme er gerne auf, allerdings gebe es da auch Grenzen. „Auf Freiburger Barockorchester“ möchte er nicht machen, und auch instrumentale Kombinationen wie die von Zinken und modernen Violinen seien „nicht sein Ding“.

Gegenpart zu Michael Hofstetter

Nicht nur damit wendet sich Foremny dezidiert ab vom Konzept Michael Hofstetters, der bekanntlich (mit überschaubarem Erfolg) versucht hat, das SKO auf historische Aufführungspraxis zu trimmen.

Auch sonst bildet der unprätentiöse Foremny einen Gegenpart zum immer leicht dandyhaft auftretenden Hofstetter, dessen Verhältnis zu den Musikern im Lauf der Jahre zunehmend angespannter wurde. Und während Michael Hofstetter einst angetreten ist, um das Orchester umzukrempeln, ist Foremny erst mal des Lobes voll – und betont das gute Verhältnis, das er zu den Musikern habe: bis in die Zehenspitzen sei das Orchester motiviert, von Spaß, Lockerheit sei die Probenatmosphäre geprägt: „Eine Familie im positiven Sinne“. So etwas hört man gerne.