Der Heilige Jakob war als Maurentöter bekannt. Der Heilige Christophorus ist hingegen auch im muslimischen Raum anerkannt. Das Göppinger Christophsbad möchte mit einem Verein seine Werte nun europaweit wachhalten.

Göppingen - Fünf bis sieben Meter hoch soll er sein, dynamisch, einer, der seine Aufgabe gerne macht. So sieht die Künstlerin Carola Heine den heiligen Christophorus. Bei einem Künstlerwettbewerb mit 80 Teilnehmern ist ihr Entwurf ausgezeichnet worden. Es bleibt aber nicht bei einem Preisgeld: Die Aluminium-Skulptur der Münchner Bildhauerin soll auf der Filsbrücke vor der Göppinger Klinik Christophsbad verwirklicht werden.

 

Der Verein Christophorus-Projekt, der das Ganze angestoßen hat, geht nun auf Sponsorensuche. Es gilt, 150 000 Euro zusammenzubringen, um die Figur auf der Filsbrücke zu finanzieren. Rolf Brüggemann, der das Projekt mitinitiiert hat, will vor allem bei den ortsansässigen Unternehmen wegen einer Spende anklopfen. Auch die Stadt muss ihre Zustimmung geben. Bei einem ersten Sondierungsgespräch im Technischen Rathaus sei er auf Wohlwollen gestoßen, sagt Brüggemann.

Startschuss für einen europaweiten Verein

Bei der Skulptur soll es nicht bleiben. Brüggemann versteht das Kunstprojekt als Auftakt zu einem weit größeren Vorhaben. Ihm schwebt die Gründung eines europaweiten Christophorus-Vereins vor, der dazu beitragen soll, dass die europäischen Staaten zusammenwachsen. Der Legende nach hat der heilige Christophorus das Jesuskind über einen reißenden Fluss getragen. Er hat ihm also geholfen, überzusetzen, wie Brüggemann erklärt. Auch im übertragenen Sinn könne man den Heiligen als Übersetzungshelfer interpretieren. Er helfe, über Grenzen und sprachliche Barrieren „überzusetzen“.

Eine zentrale Aufgabe des Vereins soll es sein, die Darstellungen des Heiligen in ganz Europa – und das seien viele – zu sichten, aufzulisten und gegebenenfalls zu restaurieren. „Dazu müssen wir ein Netz über Europa spannen mit Kontakten zu Restauratoren, Kunsthistorikern, Theologen und Touristikfachleuten.“ Eine Darstellung des heiligen Christophorus, die vom Zerfall bedroht ist, hat er bereits in der nächsten Umgebung gesichtet: in der Stiftskirche in Faurndau. Ein nicht routiniertes Auge habe Mühe, dieses Bild zu entdecken. „Man muss lange hinsehen, bis man den Heiligen erkennt, die Darstellung ist sehr verblasst.“

Auch Muslime werden nicht ausgegrenzt

Charme habe die Idee aber auch, weil ein Christophorus-Verein Werte vermitteln könne, an denen sich alle europäischen Staaten orientieren könnten, auch die muslimisch geprägten. Der heilige Christophorus, der im vierten Jahrhundert in Lykien in der heutigen Türkei, gelebt haben soll, sei eine Gestalt mit großer Integrationskraft. Er grenze auch den muslimischen Kulturraum nicht aus. Ein Bildnis des Heiligen sei ihm durchaus schon auf dem Armaturenbrett eines türkischen Taxis begegnet, erzählt Brüggemann. Der heilige Jakob dagegen, dem ein Netz von Pilgerwegen durch ganz Europa gewidmet ist und der auch als verbindende Gestalt gesehen wird, werde in Spanien nicht von ungefähr „Matamoros, Maurentöter“ genannt.

Interessant findet Brüggemann an Christophorus auch, dass er über Jahrhunderte hinweg nicht an Popularität verloren hat. Dies belege auch die Tatsache, dass der Heilige auch im außerkirchlichen Raum häufig dargestellt sei. Er begegne einem in der Sprudelwerbung, beim ADAC, sogar das Porsche-Magazin sei nach ihm benannt. Brüggemann findet das nicht weiter erstaunlich. Christophorus sei geradezu dazu prädestiniert, der Heilige einer mobilen Gesellschaft zu sein. „Man pilgert nicht zu ihm, wie zum heiligen Jakob, sondern man begegnet ihm auf dem Weg.“ Außerdem stehe er für Hilfsbereitschaft, aber auch Vertrauen und Zuversicht. „Der, den ich trage, trägt mich im nächsten Moment auch, das ist eine gute christliche Haltung, die Mut macht.“ Deshalb sei es auch passend, eine Skulptur des Heiligen vor eine Klinik und auf einer Brücke zu platzieren, wie in Göppingen geplant.