Der ungarische Premier Viktor Orbán trauert den einstigen Staatsgrenzen und dem verloren gegangenen Zugang zum Meer nach. Mit diesen nostalgischen Anwandlungen sorgt er in Kroatien für Verärgerung.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Ungarns sorgfältig kultivierter Schmerz über den Verlust der einstigen Größe und die „Wunde“ des mehr als 100 Jahre alten Friedensvertrags von Trianon nervt die Nachbarn schon seit Jahren. Nun hat Ungarns Premier Viktor Orbán den Adria-Anrainer Kroatien verärgert: Mit Ungarns Verlust des „weggenommenen“ Meereszugangs hat der russophile Fidesz-Chef seine Ablehnung eines Ölembargos gegen Russland begründet. Für andere EU-Staaten, die über Meereshäfen verfügten, sei es „viel leichter“, Erdöl mithilfe von Tankern zu importieren, hatte der Chef der Fidesz-Partei in einem Interview mit dem staatlichen Kossuth-Radio geklagt: „Wir würden auch über Häfen verfügen, wenn sie uns nicht weggenommen worden wären.“