Überschattet von den Anschlägen in Paris haben Slayer, Anthrax und Kvelertak am Samstagabend in der MHP Arena in Ludwigsburg gespielt. Die Bands heizten dem Publikum gehörig ein und ließen es sich auch nicht nehmen, auf die Terrorattacken einzugehen. "Sie wollen uns zum Schweigen bringen", sagte Slayer-Sänger Tom Araya.

Ludwigsburg - Wenn Slayer und Anthrax gemeinsam auf das Publikum losgelassen werden, bedeutet das in aller Regel Party, Spaß und Thrash Metal vom Feinsten. So geschehen am Samstagabend in der Ludwigsburger MHP Arena, wo die zwei der "Big Four" dem Publikum in gewohnter Weise einheizten.

 

Doch gewöhnlich war dieser Abend mit Sicherheit nicht. Keine 24 Stunden zuvor zeigte sich in Paris die entsetzliche Fratze des Terrors, allein bei einem Konzert der "Eagles of Death Metal" - einer Rockband, die - ebenfalls wie Slayer aus Kalifornien stammt - waren im Pariser Club Bataclan Dutzende Menschen ums Leben gekommen.

Und so herrschte bereits vor Beginn des Konzerts der US-Thrasher, die die norwegische Band Kvelertak als Anheizer im Schlepptau hatten, eine gedrückte Stimmung rund um die MHP Arena, die glücklicherweise mit den ersten Tönen der Norweger wie weggewischt war.

Und auch Anthrax zeigten sich wie gewohnt in Spiellaune. Sänger Joey Belladonna war ständig unterwegs, sprang - wie man ihn kennt - von einer Ecke der Bühne auf die andere und reckte immer mal wieder seine Faust gen Stadiondecke. Über den Gitarristen Scott "Not" Ian müssen eh keine Worte mehr verloren werden - souverän, energiegeladen und mit einer gehörigen Portion Spaß hatten Anthrax die Zuschauer mir nichts dir nichts auf ihrer Seite.

Dann wich für eine kurze Zeit der Spaß der Thrash-Metaller dem Ernst der Terroranschläge von Paris. "Ihr habt sicherlich gehört, was gestern in Frankreich abgegangen ist", sprach Belladonna das Publikum nach einigen Songs direkt auf die Attacken an - und da war sie wieder, die gedrückte Stimmung. Der Anthrax-Sänger verurteilte die Anschläge aufs Schärfste und dann zeigten Anthrax, was sie von den Tätern halten - welcher Song würde da besser passen als das legendäre "Antisocial". Apropos legendär: Anthrax hatten noch weitere Hits auf Lager: Zu "Caugh in a Mosh", "Got the Time" oder "Among the Living" gingen die Fans so richtig ab.

Mit "Evil Twin" präsentierten die New Yorker dem Publikum ihre neue Single, die von religiös motiviertem Terror handelt. Da ließ es sich Scott Ian nicht nehmen, nochmals auf die Anschläge von Paris einzugehen. "Wir sind frei und müssen frei bleiben", stellte der Gitarrist unmissverständlich klar.

Nach einer knappen Stunde war dann Schluss und das Publikum feierte Anthrax für eine eindrucksvolle Show.

"Sie wollen uns zum Schweigen bringen"

Um 22 Uhr hatte dann das Warten der Slayer-Fans ein Ende. Zu den Klängen von "Delusions of Saviour" - dem Intro des aktuellen Albums "Repentless" - wurden umgedrehte Kreuze und Pentagramma an den Vorhang vor der Bühne projiziert, bis der Vorhang schließlich fiel und die kalifornischen Thrasher dem Publikum den Titeltrack "Repentless" in gewohnt aggressiver Manier um die Ohren haute.

Und auch Slayer war es ein Bedürfnis, die Anschläge von Paris anzusprechen. "Shhh! Silence!", forderte Sänger Tom Araya das Publikum mehrmals auf, es waren gerade fünf Songs gespielt. Als die Fans dem Wunsch Arayas schließlich nachkamen, fuhr der Slayer-Sänger fort: "Hört ihr die Stille? Das wollen sie von uns - sie wollen uns zum Schweigen bringen. Das haben sie gestern Abend gemacht! Wir müssen frei sein, zu tun was wir wollen und Spaß zu haben - denn das Leben ist kostbar". Die Fans nahmen die Worte von Tom Araya mit frenetischem Jubel auf, ehe Slayer ihr "War Ensemble" zum Besten gaben.

Die Thrash-Metaller aus Huntington Park in Kalifornien fanden eine gute Mischung aus alten und neuen Songs, Klassiker wie "Chemical Warfare", "Die by the Sword", "Seasons in the Abyss" oder "South of Heaven" wechselten sich mit aktuellem Material wie "When the Stillness comes" oder "World painted Blood" ab.

Mit zwei Klassikern beendeten Slayer das Konzert: "Raining Blood" und "Angel of Death" ließen das Publikum in der ausverkauften MHP Arena atemlos zurück - die alten Herren können es also immer noch.

 

Our thoughts are with all those in Paris. #oneworld

Posted by Anthrax on  Freitag, 13. November 2015