Der Bleder See gilt den Slowenen als feinste Ferienadresse. Also genauso fein gilt ein knusprig-süßes Gebäck namens Kremsnita. Ihr Geheimnis liegt in der Zahl sieben.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Die Sehnsucht nach der legendären Schnitte hat an Sloweniens nobelster Touristenadresse ihren Preis. Zehn Euro fordert der Parkwächter am Ufer des Bleder Sees für die abgestellte Familienkarosse. Noch einmal 16 Euro pro Nase wäre für die Überfahrt mit den Stehruderern der traditionellen Pletna-Boote zur Marienkirche auf der Insel erforderlich. Doch bevor sich die Ferienkasse gänzlich leert, steuern ortskundige Gäste lieber schnell die Terrasse des nahen Park Café an.

 

Schon zu sozialistischen Zeiten genoss Sloweniens bekanntester Alpensee den Ruf einer besonders feinen Ferienadresse. Nicht nur im einstigen Königreich, auch im sozialistischen Jugoslawien labten sich die Machthaber an dem Blick auf die blaugrünen Fluten zu Füßen der Alpenberge. Die Residenz des früheren Staatenlenkers Tito beherbergt heute ein Nobelhotel.

Der Bleder See und die Kremsnita sind ungebrochen populär

Titos früherer Vielvölkerstaat ist längst zerfallen. Doch der See und sein sahniges Symbol – die Kremsnita – sind ungebrochen populär. Die Rekordzahl von mehr als einer Million Übernachtungen vermeldet die Touristenbehörde im vergangenen Jahr. Mehr als 14 Millionen der legendären Cremeschnitten wurden seit deren Erfindung vor mehr als sechs Jahrzehnten von den Gästen im Park Café verputzt.

Ein aus der serbischen Vojvodina nach Bled gezogener Konditor ungarischer Abstammung verhalf Sloweniens Vorzeigesee 1953 zu seinem schmackhaften Kennzeichen. Von vielen Kollegen kopiert ist Istvan Lukacevic als der wahre Schöpfer der Bleder Erfolgsschnitte in die Annalen eingegangen. Er war es, der die auch in Kroatien und Serbien populäre, mit Vanille-Creme gefüllte „Krem Pita“ mit einer sahnigen Krönung bereicherte.

Das Geheimnis der Kremsnita liegt in der Zahl sieben

Die Speisekarte im Park Café verrät die Rezeptur der einzig wahren „Kremsnita“, deren Geheimnis vor allem auf der magischen Sieben zu beruhen scheint. Sieben Mal muss der mit Butter gefertigte Blätterteig vor dem Ausbacken ausgerollt und gefaltet werden. Sieben Minuten muss die Vanillecreme köcheln, bevor sie mit Eischnee verfestigt wird. Die abgekühlte Creme wird mit einer Lage Schlagsahne und erneuten Blätterteigplatte versehen, bevor der mit Vanillepuderzucker bestreute Kaloriensegen in passende Portionen geschnitten wird – natürlich sieben Mal sieben Zentimeter groß.

Das Wasser läuft in ungeduldigen Mündern zusammen, während sich die Nachmittagssonne über den nahen Gipfel des „Triglav“ („Dreikopf“) senkt. Endlich graben sich die Kuchenlöffel durch den knusprigen Teig in die süße Füllung. Puderzucker prangt danach nicht nur auf Kindernasen. Die Zeiten mögen sich in der Alpenrepublik geändert haben, der Appetit auf die Bleder Kremsnita ist geblieben.