Die Wirtschaftsverbände wollen im Smart-Home-Markt mit einer neuen Plattform einheitliche Standards schaffen und Google und Amazon Paroli bieten. Es geht um einen Milliardenmarkt.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Frankfurt - Apple, Amazon und Google drängen in Deutschland in den Markt mit dem vernetzten Zuhause. Verbände und Firmen hierzulande haben jetzt ihre Kräfte gebündelt und diese Woche in Frankfurt die Wirtschaftsinitiative Smart Living gegründet, die den US-Plattformen Paroli bieten soll. Ziel sei es, Deutschland zum Leitmarkt beim vernetzten Wohnen zu machen. Außerdem wolle man einheitliche Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Smart Homes entwickeln und Qualifizierungsmaßnahmen für die Unternehmen zur Verfügung stellen. Der Initiative gehören unter anderem die großen Elektro- und IT-Verbänden Bitkom, VDE, ZVEI und ZVEH, der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und Unternehmen wie Bosch, Telekom und Siemens an. Das Bundeswirtschaftsministerium richtet eine Geschäftsstelle ein.

 

„Mit dem Eintritt der großen amerikanischen Unternehmen in die Sprachsteuerung müssen sich die deutschen Firmen organisieren, um sich behaupten zu können. Sonst könnten sie von Plattformen wie diesen abhängig werden“, sagte Robert Spanheimer, Smart-Home-Experte des Bitkom, unserer Zeitung. „Die Initiative ist deshalb ein ganz wichtiger Schritt.“

Die Sprachsteuerung gilt als vielversprechender Standard

Die US-Unternehmen drängen seit kurzem in den deutschen Smart-Home-Markt, der im vergangenen Jahr rund vier Milliarden Euro Umsatz erzielte und bis 2025 laut Bundeswirtschaftsministerium die 20-Milliarden-Marke erreichen soll. So findet Amazons vernetzter Lautsprecher Echo immer stärker Verbreitung, mit dem sich über Sprache Hausgeräte steuern und Informationen ansagen lassen. Gerade die Sprachsteuerung gilt bei der Bedienung vernetzter Rollläden, Alarmanlagen, Waschmaschinen, Licht und Küchengeräten als vielversprechender Standard, weil sie für die Nutzer schnell und einfach zu begreifen ist. Hier wollen die deutschen Firmen eigene Standards entgegensetzen.

Ein Schwerpunkt der Initiative soll auf der Qualifizierung von Fachkräften liegen. „Unser Ziel ist es, die Weichen so zu stellen, dass bundeseinheitlich und gewerkeübergreifend die Beratungskompetenz mit Blick auf Smart Living ausgebaut wird“, sagte ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi.

Vorbild ist die Plattform Industrie 4.0

Die Initiative ist an die Plattform Industrie 4.0 angelehnt, die Deutschland zum Leitmarkt bei den vernetzten Fabriken machen und dem Mittelstand die notwendige Expertise zur Verfügung stellen soll. Sie wurde 2013 von Wirtschaftsverbänden gegründet und 2015 neu ausgerichtet und mit Vertretern aus Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik erweitert.