Seit Corona sind digitale Angebote wichtiger denn je. Doch nicht jeder kennt sich mit allem gut aus. Bei der Volkshochschule Filderstadt boomen Smartphone-Einsteigerkurse.

Filderstadt - Das Handy bleibt stumm. Mehrere Nachrichten und Videoanrufe hintereinander erreichen Robert Hayder nicht. Netz hat das Smartphone des Mannes aus Sielmingen, und mit dem Internet ist es auch verbunden. Warum gibt es also keinen Mucks von sich?

 

Jutta Bundschuh ist ratlos, aber sie bleibt hartnäckig. Ist der Absender blockiert? Stimmen die technischen Voraussetzungen am Gerät? Es sind Dinge, mit denen jeder Handybesitzer schon mal gekämpft hat. Apps funktionieren nicht, Chats verschwinden, und wo kommen plötzlich die vielen Push-Nachrichten her? Um diese und andere Fragen zu klären, gibt es bei der Volkshochschule (VHS) Filderstadt den Smartphone-Treff. Das Prinzip im Kurs, den Jutta Bundschuh einmal im Monat leitet: Jeder bringt sein Telefon mit – und seine Fragen.

Das Bedürfnis nach Antworten wächst. Die Welt funktioniert zunehmend digital, und seit Corona hat sich dieser Trend massiv verschärft. Mit dem Ausbruch der Pandemie wurden etliche Info-, Einkaufs- oder Vereinsangebote ins Netz verlegt. Eintritts- und Fahrkarten gab und gibt es nur online, Verwandte sind nur virtuell erreichbar, und für die Corona-Warn-App braucht es auch ein Smartphone.

„Wie funktioniert Internet?“

Bei der Volkshochschule (VHS) Filderstadt hat man früh reagiert. Wer sich handy- und computerfit machen will, kann aus vielen Angeboten wählen. Vor allem Einsteigerkurse boomen. „Weltweit chatten“, „Einkaufen im Netz“, „Mein Smartphone und ich werden ein Team“ oder „Wie funktioniert Internet?“ lauten die Titel der Veranstaltungen. Alexandra Kohlberger-Bauer, die VHS-Leiterin, spricht von einem riesigen Interesse – und Corona habe den Zulauf noch verstärkt. „Wir sind zu 90 Prozent ausgebucht“, sagt sie. Das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert diese Art der Verbraucherbildung. Die Teilnehmer in den Kursen: bunt gemischt. „Vom Schüler bis zum Opa ist alles dabei, man kann nicht sagen, dass hauptsächlich Ältere kommen“, erklärt Alexandra Kohlberger-Bauer. Senioren bilden jedoch jene Gruppe, die statistisch gesehen den größten Nachholbedarf hat. Jüngst zitierte unsere Zeitung eine Studie der Initiative D21, wonach 2019 nur 45 Prozent der über 70-Jährigen das Internet und sogar nur 24 Prozent mobile Angebote wie Handy-Apps nutzten.

Im Schreibheft mehrere Fragen notiert

Auch den Smartphone-Treff besuchen Senioren. Sie besitzen allesamt Mobiltelefone, und sie nutzen auch die gängigen Apps wie Whatsapp. Doch ab und zu hakt’s. Walter Tahedl aus Harthausen ist zum wiederholten Mal im Kurs. „Man lernt nie aus, Probleme hat man immer“, sagt der 77-Jährige. Er hat in seinem Schreibheft mehrere Fragen notiert, die er heute stellen möchte. Die drängendste: Wie kann man verpasste Anrufe bei Whatsapp löschen, ohne dass man den anderen dabei zurückruft? Das ist ihm nämlich schon aus Versehen passiert – ausgerechnet mitten in der Nacht.

Jutta Bundschuh leitet die meisten der Smartphone-Kurse bei der VHS und weiß: Manche Fragen tauchen regelmäßig auf. „Handybilder auf den PC laden, das machen wir immer wieder“, sagt sie. Auch heute notiert sie alle Fragen, um sie dann nacheinander in der Gruppe abzuarbeiten. Die Liste wird länger und länger. Es geht ums Weiterleiten von Texten in Chats, ums nachträgliche Löschen von verschickten Nachrichten und Bildern, um Gruppenanrufe. Auch Robert Hayder, mit 56 beim heutigen Treff der Jüngste, hat Fragen mitgebracht, „ja, mehrere, ganz viele“. Der Sielminger nutzt sein Smartphone intensiv. Offenbar so sehr, dass der Speicherplatz mittlerweile knapp wird. Das würde er gern ändern. Er lächelt. „Ich bin halt Archivar.“