Spaniens Monarchie hat ein weiteres Problem: In einer SMS hat Königin Letizia mit drastischen Worten einen befreundeten Geschäftsmann aufgemuntert, der in einen aufsehenerregenden Korruptionsskandal verwickelt ist.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Letizia Ortiz war seit vier Monaten Königin von Spanien, aber an jenem 15. Oktober 2014 nicht in besonders königlicher Stimmung. Sie ärgerte sich über einen Artikel in „La Otra Crónica“ (LOC), der Samstagsbeilage der Tageszeitung „El Mundo“, und schickte dem Protagonisten des Artikels, einem befreundeten Geschäftsmann, eine Textnachricht. Darin wetterte sie über „die scheiß LOC“. „Wir wissen, wer du bist. Du weißt, wer wir sind. Wir kennen uns, wir lieben uns, wir respektieren uns. Alles andere: merde“, wiederholte sie auf Französisch. Der Empfänger bedankte sich. Und versprach: „In Zukunft werde ich mit äußerster Vorsicht handeln.“  

 

Textnachrichten sind privat, aber sie können immer mal in die falschen Hände geraten. In diesem Fall landeten sie erst bei der Guardia Civil und dann bei der Netzzeitung „eldiario.es“, die sie am Mittwoch publik machte. Ihre Veröffentlichung ist ein Desaster für das Königshaus. Das Ansehen ist ohnehin angeschlagen, seit mit Infantin Cristina erstmals ein Mitglied der Königsfamilie vor Gericht vernommen wurde. Die veröffentlichte SMS zeigt nun eine Königin, die nicht nur zu ordinärem Vokabular greift, sondern einem korruptionsverdächtigen Freund bedingungslose Unterstützung gewährt. Das passt nicht ins Bild der „erneuerten Monarchie für neue Zeiten“, die Letizias Ehemann Felipe 2014 bei seiner Thronbesteigung versprach.

Der Artikel, über den sich Letizia – selbst gelernte Journalistin – geärgert hatte, beschrieb die „intime Freundschaft“ zwischen König Felipe und seinem ehemaligen Schulkameraden Javier López Madrid. Er ist einer der beiden Geschäftsführer der Grupo Villar Mir, einer mächtigen Unternehmensgruppe. Seit 2008 gehörte López Madrid auch dem Verwaltungsrat der Sparkasse Caja Madrid und des Nachfolgeinstituts Bankia an, das 2012 mit 23 Milliarden Euro Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet werden musste. Die Verwaltungsratsmitglieder gönnten sich in den Zeiten des Niedergangs auf Kosten der Bank exklusive Kreditkarten für private Ausgaben, die weder von der Bank noch von ihnen selbst versteuert wurden. López Madrid ging mit der Karte teuer essen und kaufte bei Prada ein. Nachdem der Skandal im Oktober 2014 aufgeflogen war, zahlte er 34 800 Euro an Bankia zurück.  

König Felipe reagierte vorsichtiger

Letizia hätte ihrem Freund ins Gewissen reden können, aber sie zog es vor, sich über die Presse zu ärgern, die den Fall und dessen Verzweigungen zum Königshaus ans Licht brachte. Felipe war vorsichtiger: „Ich schließe mich dem Chat an“, schrieb er in einer Nachricht, „aber ich würde lieber ein Gespräch ohne elektronische Vermittlung führen. Essen wir morgen?“ Das Essen fand statt. Worüber geredet wurde, ist unbekannt. López Madrid versuchte später, die Textnachrichten löschen zu lassen, aber die Guardia Civil, die wegen einer Anzeige gegen ihn ermittelte, konnte sie rekonstruieren. Über ein Leck gelangten sie an „eldiario.es“. Diese bat das Königshaus vor der Veröffentlichung um Stellungnahme. Es wollte den Inhalt der SMS „weder bestätigen noch dementieren“. Nur so viel: Letizia und Felipe bewahrten keine freundschaftliche Beziehung mehr zu López Madrid.