Kunstfieber in Stuttgart: Die Privatgalerien sorgen an diesem Freitag, 20. Januar, für ein Eröffnungsfeuerwerk – und die Region punktet mit eigenen Stärken.

Hat sich hier jemand im Datum geirrt? Offiziell findet das erste Galerienwochenende in Stuttgart in diesem Jahr am 22. und 23. April statt – doch auch schon an diesem Freitag und Samstag ließe sich der Art Alarm ausrufen: Gleich fünf Eröffnungen in Privatgalerien – das ist rekordverdächtig für einen Saisonstart. Was lockt? Wir geben Tipps.

 

Raumwunder bei Braunbehrens

Keine Abenderöffnung – dafür aber einen ganzen Freitag von 11 bis 18 Uhr Neues von Jörg Bach, Egon Digon, Sabine Käppler, Manuel Knapp, Jürgen Paas, Harald Schmitz-Schmelzer, Willi Siber, Robert Steng, Christa Winter und Hong Yi Zhuang. Wie sich dies alles verbindet? „Raumwunder“ nennt die Galerie von Braunbehrens (Rotebühlstraße 87) ihre neue Ausstellung mit plastischen und installativen Werken. Zu sehen ist sie bis zum 2. März (Di bis Fr 11 bis 18, Sa 11 bis 16 Uhr).

Avignon und Rüben im Galerienhaus

Der Traktorenstau durch Stuttgart-Münster hindurch zur Zuckerfabrik ist längst Geschichte. Ein guter Grund, aufzuhorchen, wenn seit 2017 der Fotograf Ingar Krauss Zuckerrüben „in ihrer individuellen Gestalt porträtiert“. „Charakterrüben“ seien dies, sagen Angelika und Markus Hartmann – und das Verleger- und Ausstellungspaar gibt ihnen im Galerienhaus Stuttgart (Breitscheidstraße 48) eine besondere Bühne: 36 der analog fotografierten und von Hand abgezogenen „Charakterrüben“ versammeln sich unter dem Titel „Rübenkampagne“ zu einem Mappenwerk besonderer Art. Ingar Krauss’ Werke sind auch „klassisch“ zu bestaunen – die Ausstellung wird an diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 18. März zu sehen (Di bis Fr 14 bis 18, Sa, 12 bis 16 Uhr).

Mehr als ein Mitbringsel – Jim Avignon-Etiketten Foto: Avignon

Das Galerienhaus lohnt sich an diesem Freitag doppelt: Der meist in Berlin lebende Street Art- Maler Jim Avignon wird gerne laut und in Überfülle präsentiert. Bei Katrin und Marko Schacher war dies jüngst anders – im Projektraum ihrer Galerie durfte man über einen konzeptuellen Avignon staunen. Und nun – wenn die Schachers zu „Jim Avignon – State of the Art“ bitten? Da hilft nur: hingehen. Versprochen wird: „Nach der Einführungsrede von Marko Schacher wird Jim Avignon auch als DJ in Erscheinung treten. Zudem wird Patrick Staehle die streng limitierte, von Avignon gestaltete Künstler-Edition eines Rotweincuvées aus seiner Winzerei „La Clochette du Château de Carney“ vorstellen. Beginn: 19 Uhr. Zu sehen ist das Avignon-Panorama bis zum 25. März (Di bis Fr 14 bis 19, Sa 11 bis 16 Uhr).

Hofers Rom-Blicke bei Keim

„Römische Impressionen“ nennt der Maler und Grafiker Heinz Hofer seine Serie eigener Blicke auf die „ewige Stadt“, aber auch in die Landschaftsbewegungen der Toscana und die Gassen Venedigs. Zu sehen sind sie in der Galerie Keim in Stuttgart-Bad Cannstatt (Marktstraße 31). Eröffnet wird die Ausstellung an diesem Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Wie im Galerienhaus gibt es auch hier Gehaltvolles: italienische Weine von den Spezialisten von Dolce Vita. Zu sehen ist Heinz Hofers Bildwelt bis zum 5. März (Mo bis Fr 9.30 bis 18, Mi 9.30 bis 13 und Sa 9.30 bis 14 Uhr).

Max Ackermann bei Schlichtenmaier

Anna Bittersohls wunderbare Höhlen in den Räumen der Galerie Schlichtenmaier am Kleinen Schlossplatz sind abgebaut – viel Raum zur Entfaltung also für ein „Bayreuth der Malerei“, wie der Maler Max Ackermann (1887–1975) selbst einmal sein Schaffen skizzierte.

Bei Schlichtenmaier: Max Ackermanns späte „Hymne“ Foto: Nachlass Ackermann

„Durch Zeiten und Räume“ ist die Schau betitelt, und gerade, als wolle er den Beweis antreten, dass Bildgrößen keine Rolle spielen, lässt Ackermann im Pastell „Hymne“ ein Jahr vor seinem Tod 86-jährig einen seiner Farbtürme in einem nahezu hörbaren Klanggewitter förmlich explodieren – auf kaum 50 Zentimetern Höhe und 20 Zentimetern Breite. Eröffnet wird die Schau an diesem Freitag um 19 Uhr, zu sehen ist sie bis zum 11. März (Di bis Fr 11 bis 19, Sa 11 bis 17 Uhr).

Young Swiss-Finale bei Ute Noll

Nicht nur in Stuttgart ist der Uno Art Space von Ute Noll (Liststraße 27) eine gute Adresse für die künstlerische Fotografie. Noch an diesem Samstag (11 bis 18 Uhr) ist – nach langer Laufzeit – ein feiner Einblick in das Schaffen der Besten des renommierten Wettbewerbs „Swiss Young Talent in Photography“ zu sehen.

Spannung in der Region

Immer wieder lohnend ist der Blick in die Städtischen Galerien in der Region. Im besten Sinn bewusstseinsschärfend ist etwa die Hommage an den Architekten und Raumkünstler Jürgen Mayer H. in der Städtischen Galerie Ostfildern (Ostfildern, Gerhard-Koch-Straße 1). An der Stuttgarter Akademie begann Jürgen Mayer H. seine Karriere, in Berlin wurde er zum Star, dessen erstes gebautes Projekt – richtig – 2002 das Stadthaus mit Galerie in Ostfildern war. Zu sehen ist die Schau nur noch bis zum 24. Januar (Di, Do 15 bis 19 Uhr; Sa 10 bis 12 Uhr; So 15 bis 18 Uhr).

In der Ruoff-Stiftung zu sehen: Werke von Annette Streyl Foto: Annette Streyl

In den Räumen der Ruoff-Stiftung in Nürtingen eröffnet an diesem Sonntag um 11 Uhr der Stuttgarter Kunstvermittler Tobias Wall eine Ausstellung mit Werken der Hamburger Bildhauerin und Malerin Annette Streyl (bis zum 5. März, Sa und So 14 bis 18 Uhr). „Über die Zeiten“ ist die Schau betitelt, und tatsächlich ist im Schaffen Streyls viel Kunst über Kunst zu entdecken.

Waldachs „Welten“ in Backnang

Unbedingt erleben sollte man das Verwandlungsspiel der Berliner Zeichnerin Brigitte Waldach in der Galerie der Stadt Backnang. „Welten“ ist ihr Aufritt mit eigens für die Räume entwickelten Arbeiten betitelt, zu sehen ist die Schau bis zum 26. Februar (Di bis  Fr 16 bis 19, Sa 11 bis 18, So 14 bis 18 Uhr ).

Finale in der Villa Merkel: Mit dem Projekt „Ähnlich aber Anders“ gelang dem Esslinger Kunstverein bei seinem Gastspiel in den städtischen Galerieräumen ein echter Coup. An diesem Sonntagabend ist Schluss mit dem unmittelbaren Gegenüber etwa von Simone Westerwinter hier und dem Duo ststs (Steffen Schlichter & Stef Stagel) dort.