Jasmin Klotz, die Siegerin im Jahr 2018 beim Bottwartal-Marathon, gibt Lauftipps: Genießen, dosiertes Tempo und richtig verpflegen
Sie weiß, wie besonders es sich anfühlt, als Erste die Ziellinie bei einem Marathonlauf zu überschreiten. Im Jahr 2018 hat Jasmin Klotz den Bottwartal-Marathon gewonnen – nach 3:03:59 Stunden. Bis 2016 war die heute 35-Jährige noch Fußballerin, hat dann aber die Laufschuhe geschnürt und die Kickstiefel beiseite gestellt. „Im Fußball war ich zu fremdbestimmt. Beim Laufen fühle ich mich frei“, sagt Klotz. Den Fußball vermisst sie überhaupt nicht. Sie hat die eine Leidenschaft gegen eine andere eingetauscht.
Die Frau aus Markgröningen tut sich nicht ganz leicht, sich im Feld zwischen Hobby und Leistungssport einzuordnen. Daher stuft sie sich als „sehr ambitionierte Hobbyläuferin“ ein. An diesem Sonntag wird sie freilich nur die Rolle der Zuschauerin in Steinheim bei der 20. Auflage des Bottwartal-Marathons einnehmen. Die Nachwehen einer Erkältung bremsen sie aus. „Schade, ich wäre gerne zumindest den Halbmarathon gelaufen“, sagt sie. Die volle Distanz hatte sie nicht auf dem Plan, da sie vor zwei Wochen erst den Einstein-Marathon in Ulm gelaufen ist und dort mit 3:04:49,1 Stunden als zweitbeste Frau ins Ziel kam. Davor hatte sie eine unfreiwillige Zwangspause, denn sie weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Körper überfordert wird und streikt.
In der Vorbereitung auf einen Marathon zog sich die Athletin vor mehr als einem Jahr einen Sturz beim Surfen zu und trainierte danach um so mehr. Ein verhängnisvoller Fehler. Konsequenz war ein Ermüdungsbruch im Mittelfuß, der sie über ein Jahr ausbremste. „Deshalb war die Zeit in Ulm nicht wichtig, ich war einfach glücklich, wieder laufen zu können“, sagt Klotz, die als Beamtin bei der Stadt Leonberg arbeitet.
Und was gibt sie den Startern in Steinheim mit auf den Weg? Über allem stehe vor allem beim ersten Marathon bei allem möglichen Schmerzen Genießen und Spaß haben, denn das Erlebnis sei nicht wiederholbar. Es könne auch helfen, wenn Freunde oder Verwandte einen an neuralgischen Punkten anfeuern. Vor allem ab Kilometer 32, wenn es anfängt, schwierig zu werden. Dann wird sie konkreter, nennt die idyllische Strecke als Anreiz, mit Aussichten auf Burgen, Weinberge und Einblicke in schmucke Dörfer. „Das lenkt ab und hilft enorm, denn irgendwann tut es weh“, sagt sie.
Doch es geht nicht nur um die Beine. Es geht um Herz und Verstand bei diesem Sport, der für viele zum Symbol für genau diese Kraft zur Selbstüberwindung geworden ist. Dafür muss man dosieren können. „Man darf sich von der Euphorie und der Menge auch nicht zu einem zu hohen Tempo verführen zu lassen“, sagt sie. Das büße man schon nach wenigen Kilometern.
Körper kann trotz guter Vorbereitung streiken
Doch jeder Marathon ist anders, und es kann immer sein, dass der Körper trotz guter Vorbereitung streikt. Das ist Jasmin Klotz 2019 in Berlin passiert, als sie von einer Infektion ausgebremst wurde, sich aber ins Ziel kämpfte. „Das hat mir gezeigt, welches Phänomen unser Körper doch ist“, sagt sie. Hadern helfe nicht – sich auf den nächsten Lauf zu freuen, aber schon. Unterstützend sei auch das Gespräch mit Mitstreitern, das gegenseitige Motivieren. Aber auch im Vorfeld kann man aktiv werden. Nicht nur, was die Trainingsvorbereitung angeht.
Wichtig ist es für Jasmin Klotz, die Verpflegung auf der Strecke quasi zu simulieren, auszuprobieren, welche Produkte der Magen unter Höchstleistung dann auch verträgt. Sie selbst sehnt sich noch nach dem Start beim New York Marathon. Aber am Sonntag unterstützt sie die Teamkollegin Melanie Deisch aus Markgröningen auf der Strecke.