Die Kindheit – sie schmeckt kalt und süß nach Split, Nogger und Flutschfinger. Eine Erklärung, weshalb Erwachsene immer zum selben Eis greifen. Und in unserer Bildergalerie zehn Erinnerungen von Redakteuren an selige Eiszeiten ihrer Jugend.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Kettcar, Matchbox, Geha, Pelikan, Sony, Commodore: Wer seine Kindheit in der Bundesrepublik Deutschland der 70er oder 80er Jahre verbracht hat, der verbindet mit diesen Marken prägende Erinnerungen. Das gilt auch für Geschmackserlebnisse, zum Beispiel während des Strandurlaubs an der Nordsee oder eines Nachmittags im Freibad. Da stand man dann mit nasser Badehose vor der Eistruhe beim Kiosk und griff nach dem Lieblingseis. Es hieß vielleicht Nogger, Split oder Flutschfinger, war von den Süßwarenkonzernen Langnese oder Schöller. Ein halbes Leben später steht man als Erwachsener wieder vor der Eistruhe und wählt: Nogger, Split oder Flutschfinger. Ein Moment des Glücks. Wieder die Zeit auf den Lippen zu schmecken, als alles unbeschwert erschien.

 

Nostalgie-Marketing im Trend

Dass viele Eissorten aus der Jugend noch im Handel sind, ist kein Zufall. Persönliche Erinnerungen zu wecken, ist ein effektives Mittel, um mit Käufergruppen emotionale Beziehungen aufzubauen, sie an sich zu binden. Dass so etwas möglich ist, hat mit dem erwähnten Wohlgefühl zu tun. Darüber hinaus belegen Studien, dass Verbraucher bereit sind, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, wenn sie dadurch in die eigene Vergangenheit zurückversetzt werden. Nostalgie-Marketing nennt sich das.

Manche Sorten kehren zurück

Manche Sorten verschwinden auf Nimmerwiedersehen, andere tauchen wieder auf. Jedes Mal stellt sich die Frage nach der Authentizität des Produkts. Ein Eis am Stiel oder im Becher, das nur so tut, als wäre es so gut wie damals, fällt durch. Dolomiti zum Beispiel: Mit der Optik von den aus den Südtiroler Alpen bekannten Drei Zinnen und einem lustigen Werbespot schaffte es das rot-weiß-grüne Wassereis in den 70er Jahren zum Verkaufshit. Doch Langnese verbannte es 1987 aus dem Sortiment. Schließlich nahm man es wieder ins Sortiment auf, das war Mitte der 90er. Leider sah es nur so aus wie früher. Himbeere hatte sich in Erdbeere verwandelt. Und der grüne Teil des Eises schmeckte fremd: nach Stachelbeere, nicht nach Waldmeister. Ein Sturm der Entrüstung brach los.

Man sieht, mit dem Geschmack der Kindheit lässt sich nicht spaßen. In diesem Sinne: einen schönen Sommer voller echter, zuckersüßer Erinnerungen!