45 Haushalte besitzen hierzulande so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung: Erben und Eigner großer Handelskonzerne, Softwareunternehmen, Stiftungen. Doch wer sind die reichsten Deutschen?

Stuttgart - Immer wieder sind neue Zahlen in Umlauf – und neue Rankings: Wer sind die reichsten Deutschen? Jahr für Jahr werden die Vermögen der Milliardäre errechnet und geschätzt. Denn anders als in den USA halten sich Deutschlands Superreiche bedeckt, von manch einem existiert noch nicht einmal ein öffentliches Foto.

 

An der Spitze der Ranglisten stehen die Familien großer deutscher Handelskonzerne, Maschinenbauer, Softwareunternehmen. Da ist zum Beispiel Dieter Schwarz, der Gründer und Eigentümer der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören. 1977 übernahm Schwarz von seinem Vater ein Lebensmittelunternehmen und machte es zu Europas größtem Handelskonzern. Von Schwarz existieren keine Bilder, kaum Privates – mitunter galt er schon als Phantom. Fotos von sich ließ er verbieten, aber bekannt ist, dass der knapp 80-Jährige in seiner Heimatstadt Heilbronn großen Einfluss hat.

Die Vermögen vieler Milliardäre liegen stecken in privaten Stiftungen

Auch die Erben der Aldi-Gründer halten sich eher bedeckt. Die Familien der beiden Aldi-Brüder Karl und Theo Albrecht steuern die Geschäfte der Discounter-Ketten über private Stiftungen. Auch ein Geschwisterpaar zählt zu den reichsten Deutschen: Die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt halten als Erben des Industriellen Herbert Quandt knapp die Hälfte der Aktien an BMW – und sitzen dort auch im Aufsichtsrat.

Was Deutschlands Milliardäre mit ihrem Geld tun, auch das bleibt eher im Verborgenen. In der Vergangenheit haben deutsche Milliardäre bei publikumswirksamen Spendeninitiativen von US-Investor Warren Buffet oder Bill Gates nicht mitgemacht. Viele Unternehmer haben ihr Vermögen stattdessen in private Stiftungen eingebracht. Mit der Dieter-Schwarz-Stiftung beispielsweise fördert der Heilbronner Milliardär Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung – zum Beispiel mit Stiftungsprofessuren und der Finanzierung einer privaten Hochschule. Klaus-Michael Kühne ist auch Investor des Hamburger SV. Auch Großspenden an Parteien – so von Familie Quandt – sind schon öffentlich geworden.

Was Deutschlands Milliardäre mit ihrem Geld tun, auch das bleibt eher im Verborgenen. In der Vergangenheit haben deutsche Milliardäre bei publikumswirksamen Spendeninitiativen von US-Investor Warren Buffet oder Bill Gates nicht mitgemacht. Viele Unternehmer haben ihr Vermögen stattdessen in private Stiftungen eingebracht. Mit der Dieter-Schwarz-Stiftung beispielsweise fördert der Heilbronner Milliardär Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung – zum Beispiel mit Stiftungsprofessuren und der Finanzierung einer privaten Hochschule. Klaus-Michael Kühne ist auch Investor des Hamburger SV. Auch Großspenden an Parteien – so von Familie Quandt – sind schon öffentlich geworden.

Elf Prozent der Bevölkerung besitzen zwei Drittel des Vermögens

Was sagt nun die Auflistung der Vermögen reicher Deutscher aus? Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge besaßen bereits im Jahr 2014 die 45 reichsten Haushalte in Deutschland so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung: nämlich um die 214 Milliarden Euro Vermögen. In diese Zahlen fließen Unternehmensbeteiligungen, Stiftungsvermögen, Immobilienbesitztümer. Diese Verteilung dürfte sich in den vergangenen Jahren sogar noch verschärft haben, weil die Vermögenswerte steigen. Insgesamt gehen Wirtschaftsforscher davon aus, dass das reichste Prozent der Bevölkerung in Deutschland rund ein Drittel des Vermögens besitzt. Nimmt man die reichsten zehn Prozent hinzu, so kann man folgern, dass die reichsten elf Prozent der Deutschen etwa zwei Drittel des Vermögens im Land besitzen.

Weltweit ist das Vermögen sogar noch ungleicher verteilt: Insgesamt sind es nur 42 Menschen, die so viel besitzen wie die 3,7 Milliarden Menschen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Der reichste Mann der Welt ist Amazon-Chef Jeff Bezos mit 112 Milliarden US-Dollar (96,6 Milliarden Euro). Microsoft-Gründer Bill Gates folgt mit 90 Milliarden Dollar auf Platz zwei. Die beiden Männer sind in guter Gesellschaft: 2017 gab es weltweit 2043 Dollar-Milliardäre. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam gingen 82 Prozent der Gewinne aus dem weltweiten Wachstums im Jahr 2017 an das reichste Prozent.

Und wie viel besitzen „normale“ Deutsche?

Der oder die Einzelne haben hierzulande laut Bundesbank im Durchschnitt 214 000 Euro an Vermögenswert. Dieser Durchschnittswert wird von den wenigen Reichen mit einem sehr großen Vermögen nach oben gedrückt. Tatsächlich besitzt die Hälfte der deutschen Haushalte allerdings weniger als 60 400 Euro. Für eine Milliarde Euro müsste ein deutscher Durchschnittsverdiener insgesamt 29 137 Jahre arbeiten – und seinen Verdienst komplett ansparen. Im Schnitt verdienten die deutschen Arbeitnehmer Ende 2017 nämlich monatlich 2860 Euro brutto. Wer einen Vorstandsposten annimmt, hat die Summe schneller beisammen: Bei der Deutschen Post etwa verdient der Vorstandschef 232-mal so viel wie ein normaler Mitarbeiter, bei Adidas ist es 192-mal so viel und bei Daimler das 171-Fache.

Was man mit mehreren Milliarden alles tun könnte

Mit einer Milliarde Euro könnte man – nur, um das zu veranschaulichen – zum Beispiel etwa 10 000 Einfamilienhäuser bauen. Man könnte 18 neue ICE-Züge kaufen oder fünf bewaffnungsfähige Bundeswehr-Drohnen des Typs Heron TP anmieten. Eine private Insel auf den Bahamas gibt es schon für um die 60 Millionen Euro – mit eigenem Resort, Dieselgenerator und einer Flugzeuglandebahn. Mit ein paar Milliarden mehr könnte man sich schon einen Fußballklub kaufen: Manchester United hat einen Wert von etwa drei Milliarden. Und mit zehn Milliarden könnte man gar eine eigene WM ausrichten: Jene in Russland kostete etwa so viel. Alternativ könnte man hilfsbedürftige Kinder unterstützen: Eine Patenschaft für ein Kind bei SOS-Kinderdörfern kostet 26 Euro im Monat oder 312 Euro im Jahr. Mit rund 10 Milliarden Euro könnte man also gut 32 Millionen Kinder auf der ganzen Welt ein Jahr lang unterstützen. Und wer 30 Milliarden Euro zur Verfügung hat – so viel also, wie die reichsten Deutschen –, der könnte gar die ganze EU fördern: Um die 30 Milliarden Euro schüttet die EU nämlich jedes Jahr über Europas Regionen aus – als Finanzspritzen ohne Zins und Tilgung. Mit dem Geld aus dem Brüsseler Strukturfonds werden Brücken und Tunnel gebaut, Schulen mit Computern ausgestattet und Firmengründungen ermöglicht.