Wer als Hobbyläufer etwas auf sich hält, meldet sich beim Ludwigsburger Citylauf an. Am Ziel winken Medaillen, tonnenweise Wassermelonen, Äpfel, Bananen – und viele Liter Mineralwasser.

Ludwigsburg - Wer am Samstagnachmittag in der Stadt unterwegs war, der konnte dem Citylauf kaum entgehen. Laute Musik, Absperrbänder, Sicherheitsposten und vor allem jede Menge Läufer und aktive Menschen in farbenfrohen Sportklamotten bestimmten das Stadtbild.

 

Zum 18. Mal fand der Lauf statt, und schon vor dem Start des Hauptlaufs am frühen Abend vermeldete die Mit-Organisatorin Katja Fischer: „Wir haben rekordverdächtige Anmeldezahlen bei allen Starts.“ Allein beim Bambini-Lauf verzeichneten sie demnach mehr als 450 Anmeldungen im Vorfeld, beim Hauptlauf seien es mehr als 2300 Läufer gewesen.

Weshalb der Citylauf so beliebt ist, lässt sich ihrer Ansicht nach schnell erklären: „Weil es einfach ein Happening für die gesamte Familie ist, jeder macht mit oder kennt jemanden, der mitmacht und den er dann anfeuern kann“, sagt Katja Fischer. Kürzlich sei sie im Supermarkt gewesen und habe eine Unterhaltung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter gehört, dabei sei es um gesunde Ernährung gegangen. „Die beiden haben gesagt, oh, nun sind es noch 13 Wochen bis zum Lauf, wir müssen so langsam wieder mehr Obst und Gemüse essen“, erzählt die Citylauf-Organisatorin.

Die Stars sagen wegen Olympia ab

Verzichten mussten die Macher in diesem Jahr allerdings auf Läufer-Stars wie Lisa und Anna Hahner, Arne Gabius, Dieter Baumann oder Sabina Mockenhaupt. Sie waren zwar alle angemeldet, mussten ihr Kommen aber kurzfristig absagen, weil sie wegen der anstehenden Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro noch einen offiziellen Leistungsnachweis erbringen mussten. Und diesen leisteten sie am Samstag bei der Europameisterschaft in Amsterdam ab.

Doch das Fernbleiben der Profis tat der Stimmung beim Citylauf keinen Abbruch. Michael Ehrler aus Ludwigsburg etwa war bereits zum fünften Mal dabei. „Das ist quasi mein Heimatlauf, ich bin immer gerne dabei, weil hier eine tolle Stimmung herrscht, alles wunderbar organisiert ist und für jeden etwas dabei ist“, sagt der Wüstenrot-Angestellte, der kurz vor dem Startschuss noch tiefenentspannt an einer Absperrung lehnte und das Treiben beobachtete.

Besonders toll finde er, dass einige seiner gehandicapten Kollegen die Möglichkeit hätten, beim Handicap-Lauf mitzumachen. Sein Kollege Joachim Buchmann etwa lief mit nur einem Bein, dafür auf zwei Krücken strahlend und stolz durchs Ziel. „Hier wird Inklusion gelebt, das ist vorbildlich“, sagt der Schwerbehindertenvertreter der Firma. Auch seine sehbehinderte Kollegin Irene Bayha strahlt: „Für mich waren die 1000 Meter genau die richtige Distanz. Ich bin beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder mit dabei und werde auch noch weitere Kollegen motivieren, mitzumachen. Es war ein ganz tolles Erlebnis.“

Für die Behinderten ist es ein tolles Erlebnis

Auch der 14 Jahre alte Roberto von der August-Hermann-Werner Schule in Markgröningen habe unbedingt mitmachen wollen, erzählt seine Lehrerin Daniela Merz. Während Roberto vorne auf einer Art Hebebühne im Rollstuhl saß, lenkte sie das hinten daran befestigte Fahrrad. „Für dieses Gefährt muss man speziell geschult sein, das ist gar nicht so einfach“, erklärt sie. Robertos strahlendes Gesicht beim Zieleinlauf war der Dank für ihre Mühen.

Während der gesamten Veranstaltung sei es ruhig gewesen, berichten Markus Horn, Andreas Schumacher, Philipp Raab und Rüdiger Pacher von der für Notfälle gedachten Fahrradstaffel. Mit der Ausrüstung in ihren Satteltaschen hätten sie schnelle medizinische Versorgung leisten können. „Wir werden dort eingesetzt, wo es weitere Wege zurückzulegen gilt und wir mit dem Rad schneller sind.“ Viel zu radeln hatten sie am Samstag gottlob nicht.