Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vollzieht beim Politischen Aschermittwoch in Passau einen taktischen Schenk in der Auseinandersetzung mit der AfD. Statt sich bei deren Anhang pauschal anzubiedern, wirbt er um die Biedermänner und der Brandstiftern, meint StZ-Autor Armin Käfer.
Stuttgart - Für die einen ist der Aschermittwoch so etwas wie die Fortsetzung des Karnevals ohne Kostüm. Sie arbeiten sich weiter an der CDU-Chefin und deren fragwürdigem Humor ab. Das ist politisch so attraktiv wie Fasten.
Andere blicken schon weit über die Fastenzeit hinaus und nutzen den traditionellen Polemikauftritt als Ouvertüre zum Europawahlkampf. Die Attacke des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in Richtung AfD deutet auf einen taktischen Schwenk hin. Söders Befund, wonach die rechte Konkurrenz zumindest im Westen ihren Zenit überschritten habe, klingt wie das Pfeifen im Walde, deckt sich aber mit aktuellen Umfragen. Die Resonanz populistischer Parolen hat deutlich abgenommen. Wie nachhaltig das ist, werden die anstehenden Wahlen zeigen.
Söder hat es – zumindest für den Moment – offenbar aufgegeben, sich beim AfD-Anhang anzubiedern, indem er für eine ähnliche Politik wirbt. Klüger ist der Versuch, Zwietracht zu säen: „Lasst die Nazis allein in der AfD“, lautet seine Botschaft an die Biedermänner unter den Brandstiftern, denen ihr seriöser Ruf nicht völlig egal ist. Den gleichen Effekt darf man sich von der Überwachung durch den Verfassungsschutz erhoffen. Die AfD-Spitze hat das Risiko erkannt. Sie klingt neuerdings, als bevorzuge sie Kreide als Fastenspeise.