Ein zur fliegenden Sternwarte umgebauter Jumbo zu Besuch in Stuttgart. Bei den Führungen durch Sofia waren 600 begeisterte StZ-Leser dabei.  

Leben: Ricarda Stiller (rst)

Stuttgart - Im Zwölf-Minuten-Takt werden die Leser der Stuttgarter Zeitung im Terminal 1 West des Stuttgarter Flughafens abgeholt. Die Besucher sind in diesen Tagen mit Bordkarten der besonderen Art ausgestattet: als Fluggesellschaften werden die Universität Stuttgart und das Deutsche Sofia-Institut genannt. Es ist schon eine einmalige Gelegenheit, in Gruppen von etwa 20 Personen durch die weltweit derzeit einzige

 

fliegende Sternwarte

geführt zu werden und an Bord von Mitarbeitern des Sofia-Instituts mit "Herzlich willkommen auf Sofia" begrüßt zu werden.

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (Sofia) wird am Mittwoch gegen 17 Uhr wieder vom Stuttgarter Flughafen in Richtung Kalifornien abheben. Die Vorbereitungen dafür laufen schon am Dienstagvormittag - auch während sich die Besucher im Innern des umgebauten Jumbojets aufhalten. In diesem Flugzeug erinnert nur noch wenig daran, dass es früher für die Pan-Am- und die United-Airlines-Linie geflogen ist.

Alles im Innenraum ist der puren Technik gewichen. Überall befinden sich Schaltpulte, Computer und andere Instrumente. Sogar die Verkleidung der Außenwände ist nur noch an wenigen Stellen angebracht. Braucht man nicht. Auch der Stahlskelettboden zum Oberdeck ist zum Großteil offen gelegt. Mitten im Bauch der Boeing 747 Special Performance (SP) befindet sich die Mission Director Console. Dort sitzt derjenige, der während des Fluges die Route an den Piloten durchgibt.

Die Luke wird während des Fluges geöffnet

Auf dem heutigen Rückflug in die USA soll es zunächst in Richtung Kanaren gehen, dann weiter über Grönland und Nordkanada - um die Milchstraße zu beobachten. Weil aber auch in 13 bis 14 Kilometern Flughöhe Gewitter auftreten können, muss die geplante Route gelegentlich geändert werden. Immer aber geht es darum, dass die Wissenschaftler an Bord ein Maximum an Beobachtungszeit mit dem Infrarotteleskop erhalten. Die Flughöhe ist notwendig, weil der Wasserdampf, der die Infrarotaufnahmen stört, dort oben kaum noch vorhanden ist.

Ist der Tank voll, reicht der Sprit für mindestens zehn Stunden. Das ist auch die Dauer, die Sofia in den meisten Nächten unterwegs ist. Tagsüber würden Flüge wegen der Sonneneinstrahlung keinen Sinn ergeben. Das wirklich einmalige an Sofia ist, dass während des Fluges die Luke für das riesige Infrarotteleskop geöffnet wird - und das bei Temperaturen von minus 40 Grad Celsius. Daher sind unter den Zeitungslesern nicht nur Menschen, die sich für Astronomie interessieren.

Der 23-jährige Liborio Blanda studiert Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart. Gemeinsam mit zwei Kommilitonen will er vor allem sehen, wie die Strömung abgeleitet wird, und wieso es möglich ist, dass während des Fluges die Luke aufgemacht werden kann. Immerhin wurde die Aerodynamik für Sofia am Stuttgarter Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt entwickelt.

Ein anderer StZ-Leser, der 54-jährige Toningenieur Holger Sammet hat selbst zwölf Jahre lang an der Uni Stuttgart gearbeitet und hatte dabei auch mit dem DLR zu tun. Er findet es "toll, dass wir Deutschen an solch einem Projekt mit der Nasa beteiligt sind." Er hat von den Führungen morgens um sechs Uhr in der Zeitung gelesen und sich sofort dazu angemeldet.

Weitere Informationen zu Sofia gibt es unter www.dlr.de/sofia und www.dsi.uni-stuttgart.de