Das in einem Jumbojet eingebaute Infrarotteleskop Sofia macht Station am Flughafen – ein Erfolg für die Uni Stuttgart.

Stuttgart Ein roter Teppich am Fuße der Treppe zur Flugzeugtür signalisiert die Bedeutung dieses Jumbojets, der am Montagvormittag auf dem Flughafen Stuttgart gelandet ist. Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie, kurz Sofia, steht vorne auf dem Rumpf. Und eben dieses millionenschwere Instrument verbirgt sich im hinteren Teil des Flugzeugs hinter einer riesigen Tür – die aber wegen des regnerischen Wetters leider geschlossen bleibt.

 

Es ist ein besonderes Ereignis für die Universität Stuttgart, dass dieses weltweit einzigartige Flugzeug hier gelandet ist. Betrieben wird das auf 20 Jahre angelegte Projekt gemeinsam von der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR. In den vergangenen 25 Jahren hat Hans-Peter Röser, der Direktor des Instituts für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart, sich maßgeblich dafür eingesetzt, es auf den Weg zu bringen.

Die Uni Stuttgart ist mit 2,3 Millionen Euro beteiligt

Nach langen Verhandlungen ist es gelungen, den deutschen Teil des Projekts in Stuttgart anzusiedeln, was Sofia zum „mit Abstand wichtigsten Drittmittelprojekt der Universität macht“, wie die Kanzlerin Bettina Buhlmann erläuterte. Rund 100 Millionen Euro des bisher etwa 700 Millionen Euro teuren Projekts werden von Deutschland getragen, den Rest steuern die Amerikaner bei. Die Uni Stuttgart ist mit 2,3 Millionen Euro beteiligt. Hier wird derzeit das Deutsche Sofia-Institut gebaut, das demnächst eröffnet werden soll.

Auch das Herzstück des Projekts, der im Durchmesser 2,7 Meter große Teleskopspiegel, stammt aus Deutschland. Das 17 Tonnen schwere Teleskop soll infrarotes Licht, das aus dem All kommt, bündeln und analysieren. Weil aber Infrarotlicht zum größten Teil vom Wasserdampf der Atmosphäre verschluckt wird, müssen die Astronomen hoch hinaus. Und so fliegt die Sternwarte über den Wolken in 13 bis 14 Kilometern Höhe in einem umgebauten Jumbojet, dem mittlerweile 34 Jahre alten Clipper Lindbergh. Dieser gehörte früher der Fluggesellschaft Pan Am und ist in den vergangenen 15 Jahren grundlegend für wissenschaftliche Zwecke umgerüstet worden.

Erste spektakuläre Erfolge

Wenn die Maschine in der Forschungsflughöhe angekommen ist, wird das Tor im Rumpf geöffnet und das Teleskop hat freien Blick ins Weltall. Allerdings muss es während des Fluges absolut ruhig liegen. Dies wird durch eine äußerst aufwendige Technik gewährleistet, deren Leistungsfähigkeit Röser mit Hilfe eines Vergleichs beschreibt: „Das ist so, wie wenn Sie mit einem Porsche 250 Kilometer schnell auf der Autobahn fahren und aus dem geöffneten Seitenfenster ein Eurostück in 16 Kilometern Entfernung mit einem Laserpointer treffen wollen.“ Dabei, so Röser, habe die Industrie den Forderungskatalog der Wissenschaftler sogar noch übertroffen.

Im vergangenen November haben die Forschungspartner mit den regelmäßigen Beobachtungsflügen begonnen – und bereits erste spektakuläre Erfolge erzielt. Die beteiligten Wissenschaftler sind begeistert, und auch die Zusammenarbeit „funktioniert sehr gut“, wie Bob Meyer betonte, der bei der Nasa für Sofia zuständig ist.

Bis Mittwoch noch in Stuttgart

Etwa einmal im Jahr, so die Planung, soll das Forschungsflugzeug künftig in Deutschland Station machen. Die regelmäßigen Beobachtungsflüge sollen mehrmals in der Woche stattfinden. Ein Teil des wissenschaftlichen Konzepts sieht vor, dass dabei Lehrer – und später auch Schüler – mitfliegen dürfen. Wegen des dichten Flugverkehrs werden die Flüge allerdings nicht von Deutschland aus, sondern von Kalifornien und Neuseeland starten. Doch nutzen die Astronomen jede verfügbare Minute – so auch jetzt die Flüge von Kalifornien nach Deutschland und zurück.

Bis Mittwoch macht Sofia noch in Stuttgart Station. Der Jumbo kann in dieser Zeit von den Lesern der Stuttgarter Zeitung besichtigt werden; allerdings waren die zur Verfügung stehenden 600 Karten in Windeseile vergriffen. Immerhin ist das Flugzeug auch von der Besuchertribüne aus zu sehen. Bei dieser Gelegenheit kann man die in der Galerie von Terminal 3 aufgebaute Ausstellung „Augen im All“ besichtigen. Sie informiert nicht nur zu Sofia und Infrarotastronomie, sondern generell zur Entwicklung der Weltraumforschung.