Eleftherios Hatziioannou von Smoope entwickelt mit seinem Stuttgarter Startup Software, die Menschen ein Mehr an Lebenszeit schenken will.

Stuttgart - Das Prinzip zieht sich wie ein roter Faden durch den Werdegang: Im Laufe seines 37-jährigen Lebens hat sich Eleftherios Hatziioannou immer wieder neu erfunden. Der Absolvent der VWA Stuttgart arbeitete im Marketing von Mercedes-Benz oder als selbstständiger Digitalberater – und gilt inzwischen als erfahrener Startup-Gründer. Seine bodenständige Urteilsfähigkeit aber verdankt er seiner Herkunft aus einer griechischen Gastarbeiterfamilie.

 

Als Hatziioannous Vater in den 1960er Jahren von der griechischen Insel Rhodos als Gastarbeiter 16-jährig ins Schwabenland kam, hatte der Sohn einer alleinerziehenden Mutter mit sieben Kindern gerade mal ein Hemd und eine Hose im Gepäck. Doch er hat es geschafft – nach einem Arbeitsleben bei der Firma Maschinenbau Schopf in Ostfildern ging der Vater krankheitsbedingt nach 40 Jahren in die verdiente Frührente. Sein viertes Kind Eleftherios, das 1980 geboren wurde, weiß heute, wie sehr ihn diese Herkunft geprägt hat. „Wir hatten sehr fleißige, disziplinierte Eltern“, erinnert er sich, der das schwäbische Lebensmotto „Schaffe, spare, Häusle baue“ verinnerlicht hat.

Eleftherious Hatziioannou ging auf zwei Schulen

Bis zur 9. Klasse besuchte der Junge zwei Schulen, vormittags die deutsche, nachmittags die griechische – um sich alle Optionen offenzuhalten, wie die Eltern sagten. Schon früh nahm der Schüler Hatziioannou Nebenjobs an, was dazu geführt hat, dass er bis zum Abitur imponierende 40 000 D-Mark auf dem Konto angesammelt hatte, um sie dann in Internetaktien zu investieren. Dass das Geld nach dem Platzen der Dotcom-Blase fast weg war, ließ Eleftherios Hatziioannou nicht verzagen. Vielmehr strebte er daraufhin ein BWL-Studium an der VWA Stuttgart an, „um die Mechanismen der Wirtschaft besser zu verstehen“. Aber er wollte auch seinen Eltern, die viel für die vier Kinder geopfert hatten, eine gewisse Sicherheit geben, sagt er heute.

Als Hatziioannou sein duales Studium in Diensten der zum Daimler-Konzern gehörenden Smart GmbH erfolgreich abgeschlossen hatte, ging er 2004 ins Sportmarketing von Mercedes-Benz, wo er mit dem Engagement des Autoherstellers für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit dem Sponsoring von Golf, Tennis und Segeln zu tun hatte. „Ein Traumjob auf dem Papier“, sagt Hatziioannou. Aber bald war ihm klar, dass dort neue Ideen nicht unbedingt gefragt waren. Also wechselte er innerhalb des Konzerns in die globale Werbung. „Dort war es wieder spannend, weil Neues gefordert wurde. Es herrschte ein toller Spirit“, erinnert sich Hatziioannou, der sich zwei Jahre später anlässlich eines schweren Krankheitsfalls in der Familie die Frage nach dem Sinn des Lebens stellte. Als Folge legte er ein Sabbatical ein.

Erster globaler Social Media Manager bei Mercedes

In dieser Zeit entwickelte Hatziioannou, dem stets daran gelegen ist, neue technologische Entwicklungen aufzuspüren, seine ersten eigenen Ideen für digitale Produkte und befasste sich intensiv mit der Gründung eines Startups. Doch noch sollte es nicht so weit sein, weil er 2008, just als Facebook und Co. ihren Siegeszug antraten, wieder zu Mercedes stieß, um dort als erster globaler Social Media Manager den neuen Bereich aufzubauen. „Mercedes in den sozialen Medien zu platzieren – damit waren wir echte Pioniere“, schwärmt Hatziioannou über diese Zeit. Schnell konnte die Zahl der Facebook-Fans von Mercedes innerhalb knapp eines Jahres auf eine Million gesteigert werden.

Und als das Team die Frage „Erinnert ihr euch an euren ersten Mercedes-Moment?“ an die Community stellte, taten sie das mit pochendem Herzen und schwitzigen Händen. Was dann aber kam, war ein „Moment des Durchbruchs, der uns umgehauen hat – ein regelrechter Wow-Effekt“, wie sich Hatziioannou erinnert. Mehrere Hundert Fans erzählten binnen kurzer Zeit ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit einem Mercedes, die vor allem eins waren: authentisch. „Wir öffneten die Bühne für echte Geschichten, die besser waren als die bisherige Einbahnstraßen-Kommunikation durch Werbespots – den Marketingdialog in Echtzeit“, berichtet er. Wenn er das so erzählt, wird klar, wie neugierig Hatziioannou immer dann ist, wenn er zu neuen, besseren Lösungen beitragen kann.

Eleftherios Hatziioannou gründete Smoope Ende 2013

Ende 2010 war für ihn dann wieder Zeit für etwas Neues. Eleftherios Hatziioannou machte sich als Digitalberater selbstständig, der seinen Unternehmenskunden beibrachte, wie soziale Medien und die Digitalisierung die Firmenkommunikation neu erfinden würden. Weitere drei Jahre später schlüpfte er erneut in die Rolle des Pioniers und rief schließlich zusammen mit seinem Partner Halil Mandal, der ein Experte für Mobilfunk ist, ein Startup ins Leben, das inzwischen zu den renommiertesten Neugründungen im Raum Stuttgart zählen dürfte. Smoope nannten die beiden ihr Ende 2013 gegründetes Projekt, in Anlehnung an Sades Hit „Smooth Operator“, mit dem sie sichere Lösungen für digitale Kundenbindung und Kommunikation auf der Basis des Messenger-Prinzips entwickeln.

Mit den Entscheidungen, die den Lebenslauf von Hatziioannou geprägt haben, ist er stets dem Prinzip gefolgt, sich selbst treu zu bleiben. „Ich frage mich immer, wie ich am glücklichsten leben kann. Und danach handle ich“, sagt er, den sie in der Stuttgarter Startup-Szene alle freundschaftlich „Lefti“ nennen. Dabei folgt Hatziioannou einer eigenen Lebensphilosophie, die im Kern aus drei Punkten besteht.

„Ich will positive Veränderung erreichen“

Zum einen glaubt er fest an menschliches Potenzial, das es nur zu heben gilt. „Wir tragen die Fähigkeiten für die Antworten, die wir heutzutage geben müssen, alle in uns“, ist er überzeugt. Zum Zweiten sieht er sich als Impulsgeber, der neue Technologien immer früh angepackt hat. Und zum Dritten sagt er sich, dass er die Welt ein bisschen besser hinterlassen will, als er sie vorgefunden hat.

„Ich will positive Veränderung erreichen“, so Eleftherios Hatziioannou. Daher entwickeln er und sein Team von Smoope nicht nur einfach Software. Nein, durch eine verbesserte, verkürzte Kommunikation mit Unternehmen oder Behörden schenke man den Menschen ein Mehr an Lebenszeit. „Und die gilt es sinnvoll zu nutzen – für jeden von uns“, resümiert Hatziioannou.

Gründertipps von Eleftherios Hatziioannou

An welchem Ort kommen Ihnen die besten Ideen?

Es ist kein Ort, sondern ein Zustand oder Gefühl, das zum Beispiel in meinem Fall am Meer entsteht.

Wie wappnet man sich gegen den Schock, wenn die tolle Idee mit der bitteren Realität konfrontiert wird?

Indem man sich klarmacht, dass das Leben und damit auch die Karriere kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Rückschläge sind in Wirklichkeit nur Trainingseinheiten, die einen auf das, was kommt, vorbereiten.

Aus welchem Scheitern haben Sie das meiste gelernt?

Es ist nicht eine einzelne Erfahrung, sondern die Erkenntnis, dass immer dann, wenn der Druck groß war, die richtigen Rückschlüsse und Anpassungen erfolgt sind. Wie heißt es so schön: Diamanten entstehen unter Druck.

Was ist der größte Irrtum, wenn es darum geht, kreativ sein zu wollen?

Grundsätzlich ist jeder Mensch mit Kreativität ausgestattet. Die Frage ist, ob ich diese auch ausschöpfe. Viele Menschen bleiben an unwichtigen Details hängen und blockieren sich damit in diesem festgefahrenen Status, das Große und Ganze zu sehen.

Wann haben Sie selbst mal zu jemandem „Das geht nicht!“ gesagt?

Das passiert mittlerweile öfter, um Defokussierung zu vermeiden und meine Zeit nicht mit irrelevanten Themen zu vergeuden. Ich bin mir dies selbst und vor allem meinem Team schuldig.

Welcher Erfinder der Geschichte wären Sie gern gewesen?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich fasziniert bin von jedem Menschen, der an etwas glaubt, dafür kämpft und damit Erfolg hat. Das sind nicht nur die medial gehypten Personen, die jetzt jeder erwarten würde, sondern auch viele kleine Helden im Alltag.