Die Erlöse bei dem Walldorfer Softwarekonzern SAP wachsen langsamer. Das Unternehmen sieht sich aber für das Cloud-Geschäft gut gerüstet.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Walldorf - Der Softwarekonzern SAP dämpft kurzfristig seine Renditeerwartungen, um sein strategisches Ziel zu erreichen, im Bereich der Cloud-Dienstleistungen für Unternehmen zum Weltmarktführer zu werden. In der so genannten Cloud verzichten Unternehmen zunehmend auf eigene Rechen- und Speicherkapazität, sondern mieten sie bei externen Dienstleistern.

 

Nachdem SAP in den vergangenen Jahren in seinem Kerngeschäft immer um etwa zehn Prozent gewachsen ist, sind die Umsätze 2013 nur um vier Prozent gestiegen, wie das Unternehmen bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz 2013 bekannt gab. Auch das Ziel einer Marge von 35 Prozent, das für 2015 anvisiert war, ist um zwei Jahre auf 2017 verschoben worden. Der Gewinn soll 2014 um mindestens fünf Prozent auf 5,8 bis sechs Milliarden Euro wachsen.

Dennoch sei SAP beim radikalen Umbau seines Geschäftsmodells schneller vorangekommen als erhofft, sagte SAP-Chef Bill McDermott, der in diesem Jahr die alleinige Führung des Unternehmens übernehmen wird, wenn sich sein bisheriger Co-Chef Jim Hagemann Snabe in den Aufsichtsrat verabschiedet. Bis 2017 soll sich das Geschäft mit Cloud-Dienstleistungen auf drei bis 3,5 Milliarden Euro bei einem Gesamtumsatz von etwa 22 Milliarden Euro gegenüber heute verfünffachen. Damit hätte es einen Anteil von etwa 15 Prozent am Umsatz. 2013 lag der Anteil des Cloud-Geschäfts im Rahmen des Gesamtumsatzes von 16,9 Milliarden Euro bei 4,5 Prozent.

In dieser Zahl steckt bereits ein rapides Wachstum: Zum Jahresende 2013 lag der Auftragsbestand im Bereich der Cloud-Dienstleistungen, die als über mehrere Jahre reichende, so genannte Subskriptionen verkauft werden um die Hälfte höher als 2012.In diesem Jahr will SAP im Cloud-Bereich um 32 Prozent wachsen. Um die Marktführerschaft zu erreichen setzt SAP vor allem auf ein Datenbanksystem namens Hana, mit dem SAP einen globalen Standard begründen will.

„Das Cloud-Geschäft ist langfristig ein höchst profitables.“

SAP steckt inmitten eines fundamentalen Wandels, der die gesamte Branche erfasst hat. Vier Jahrzehnte lang fußte das Geschäft der Walldorfer auf dem Verkauf von Softwarelizenzen an Firmen, die diese Programme in ihren eigenen Rechenzentren verwendeten. Neben dem Verkaufserlös verdiente SAP in der Folge dann noch im geringeren Maße mit Servicedienstleistungen Geld. Die Expansion der Cloud-Angebote hat nun für eine völlig andere Struktur der Einnahmen zur Folge. Es gibt keine direkten Verkaufserlöse mehr. Die Umsätze verteilen sich auf den gesamten Zeitraum, in dem der Kunde einen Cloud-Dienstleistungsvertrag mit SAP abschließt. Erst nach mehreren Jahren erreichen und überschreiten die Einnahmen das Niveau des bisherigen Lizenzgeschäfts.

Dies sei der Grund für die Delle bei den Umsatz- und Gewinnerwartungen, sagte der SAP-Chef McDermott: „Wir legen damit aber die Grundlagen für höhere Einnahmen in der Zukunft“. Auch der Finanzvorstand Werner Brandt sieht darin nur einen vorübergehenden Effekt: „Das hat kaum etwas mit Kosten zu tun, sondern mit der unterschiedlichen Realisierung der Umsätze. Das Cloud-Geschäft ist langfristig ein höchst profitables.“.

McDermott betont Verankerung von SAP am Standort Walldorf

Das bestehende Hauptgeschäft mit Softwarelizenzen soll dennoch wachsen. 2014 ist hier ein Plus von sechs bis acht Prozent angepeilt. Die Walldorfer Firma will aber auf dem Terrain der Cloud-Dienstleistungen eine ähnlich dominierende Rolle spielen wie in dem vier Jahrzehnte lang gepflegten Geschäft mit Software. Man habe dank der jahrzehntelangen Verankerung in vielen Unternehmen dabei bessere Voraussetzungen als Firmen, die jüngst als reine Cloud-Dienstleister aufgetreten seien- und die im übrigen zumeist rote Zahlen schrieben, sagte SAP-Chef McDermott .

Diese jahrelange Expertise sei im übrigen auch ein schlagendes Argument für den deutschen Standort, sagte Finanzvorstand Brandt: „Man sollte nie vergessen: Hana, unser Flaggschiff, ist hier in Deutschland entwickelt worden“, sagte Finanzvorstand Brandt: „Die Industriekompetenz, also das Wissen über die Prozesse bei unseren Kunden, ist hier zu Hause“. Auch McDermott bekräftigte die Verankerung von SAP am Traditionsstandort Walldorf: „Ich bin ein großer Freund Deutschlands – sie haben da mein Wort darauf.“