Ob der aktuell laufende Zensus 2022 wie geplant erfolgreich zu Ende geführt werden kann, daran gibt es erhebliche Zweifel. Die Städte in Baden-Württemberg klagen vor allem über Softwareprobleme.

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Der Städtetag Baden-Württemberg hegt erhebliche Zweifel, dass der Zensus 2022 wie geplant zu Ende geführt werden kann. Norbert Brugger, Dezernent des Städtetages, machte dafür vor allem die für die Volkszählung zur Verfügung gestellte Software des Bundes verantwortlich. „Die Erfassung dauert zu lange, das Softwareproblem muss dringend gelöst werden“, erklärte Brugger.

 

Das Programm überzeugt die Anwender nicht

Allein in Baden-Württemberg seien insgesamt 1,7 Millionen Befragungen vorgesehen. Dies seien etwa 15 Prozent der Bevölkerung, so der Dezernent. Andere Staaten hätten schnellere Systeme, in Deutschland hinke man in Sachen Digitalisierung hinterher, sagte Brugger. Trotzdem gehe es „nicht um Schuldzuweisung, sondern um Dringlichkeit.“ Insgesamt arbeiteten über 100 Städte, Landkreise und Kommunen aktuell an der Volkszählung mit.

Die Verarbeitung der Daten erfordere sehr viele Arbeitsschritte, die Ladezeiten seien zu lange, der Arbeitsaufwand sei enorm, sagte der Hauptamtsleiter von Schwäbisch Gmünd, Helmut Ott. „Das Programm ist nicht optimal oder sagen wir: es ist Mist.“ Der Leiter der Zensus-Erhebungsstelle in Freiburg, Andreas Kern, äußerte sich weniger drastisch. Man müsse manchmal zehn oder 20 Sekunden dem Ladebutton zuschauen, aber „das ist nichts, was uns in den Wahnsinn treibt.“

Die Probleme seien auch an das Statistische Landesamt herangetragen worden, bestätigte dessen Präsidentin Anke Rigbers. Man befinde sich „zu technischen und fachlichen Sachverhalten kontinuierlich im engen Austausch mit allen Erhebungsstellen“. Inzwischen räumte auch das Bundesinnenministerium Probleme mit der Software ein. Den erfolgreichen Abschluss sehe man deshalb aber nicht in Gefahr. Brugger sieht das anders. „Möglicherweise könnte sich der Abschluss durch die Probleme verzögern“, sagte er gegenüber unserer Zeitung.

Es geht um viel Geld für die Kommunen und Städte

Für die Städte ist die Erhebung von großer Bedeutung. Denn unter anderem die Einwohnerzahl wird beim Zensus 2022 erhoben, die für anschließende Finanzzuweisungen von Bund und Land entscheidend ist. In der Vergangenheit seien manche Städte im Land nach den Volkszählungen plötzlich geschrumpft. An so mancher Zahl gab es seitens des Städtetages erhebliche Zweifel. Auch deshalb wollen die Kommunen und Städte Fehler nun in jedem Fall verhindern.