Für eine Folge der Serie „Soko Stuttgart“ wurden am Montag Szenen im Tiefbunker gedreht. So eine Kulisse ist schließlich ein Paradies für Drehbuchschreiber.

Stuttgart-Feuerbach - So eine Kulisse ist ein Paradies für Drehbuchschreiber: Dieser für 1000 Personen konzipierte Luftschutzraum, dessen Bunkerdecke 1,5 Meter unter dem Asphalt des Feuerbacher Bahnhofsvorplatzes liegt, bietet Stoff für weitverzweigte dramaturgische Möglichkeiten. Dieser Ort der Unterwelt ist prädestiniert für ein mörderisches Szenario. Und zudem geeignet als Handlungsort für allerlei andere verbotene Aktivitäten, wie illegale Partys zum Beispiel. Aus dieser Gruft aus 1,6 Meter dicken Stahlbeton-Wänden dringt so gut wie nichts nach außen: Logisch, dass für Krimiautoren nichts näher liegt, als hier ein Gewaltverbrechen anzusiedeln oder vielleicht besser gleich zwei davon.

 

So gesehen ist dies ein perfekter Drehort für einen neuen Einsatz der Soko Stuttgart. „Wir recherchieren diesmal einen Mord im Bunker“, sagt Astrid M. Fünderich, die in der Serie die Soko-Chefin Martina Seiffert spielt. Mit Peter Ketnath alias Kriminalhauptkommissar „Jo“ Stoll sitzt die Hauptdarstellerin in einer kleinen Drehpause oben vor dem Bunkereingang auf mitgebrachten Klappstühlen. Beide genießen das bisschen Junisonne, das dieser kühle Drehtag im neongelben Kunstlicht des Bunkers für sie und das übrige Drehteam der Bavaria Fernsehproduktion bereithält. Apropos kühl: Ziemlich am Bibbern ist der Mann, der vorhin noch den Toten spielen musste. Mehr als eine halbe Stunde lag er auf dem eiskalten Beton. Unterdessen wird im Bunker wenige Meter hinter der schweren Eisenschleuse die nächste Einstellung vorbereitet. Auf dem Boden sind jetzt nur noch die mit Kreide nachgezeichneten Umrisse eines menschlichen Körpers zu sehen. Wo vor kurzem noch der Kopf lag, befindet sich eine gewaltige Kunstblutlache.

Wie am Fließband

„Überall, wo Leichen gefunden werden, da bin ich“, sagt die Frau in Weiß. Komparsin Teresa Kaiser sichert die Spuren. Im Moment hat sie Pause und steht mit ihren Spusi-Kollegen vor einem kleinen Monitor. Sie verfolgt, was wenige Schritte weiter gerade gedreht wird. „Ton ab“, „Kamera läuft“! Folgen wie diese werden wie am Fließband produziert. So ein Drehtag kostet schließlich viel Geld. Heute früh rückte die Crew mit einer gewaltigen Ausrüstung an. Scheinwerfer, Kamera-Schienen, Monitore, Kameras, Maske, Garderobe, Requisiten, Catering und vieles mehr musste ausgepackt und aufgebaut werden. Allein für den Transport sind mehrere Kleinlastwagen nötig. Inzwischen ist es fast 15 Uhr. „Im Moment hängen wir ganz gruselig“, sagt Darstellerin Fünderich. Der Tag könnte noch lang werden. Heute wird solange gedreht, bis alle Bunker-Sequenzen im Kasten sind. Die Soko-Folge 107 soll irgendwann Anfang des kommenden Jahres ausgestrahlt werden.

Die Leiche im Keller wird irgendwann von einem Pärchen entdeckt. „Der Tote sollte eigentlich die Sicherheit und den Instandhaltungszustand der Anlage prüfen. In dem Bunker werden aber illegale Partys gefeiert. Unter Verdacht gerät aber auch ein Bunker-Gedenkverein, der dort öffentliche Führungen veranstalten möchte“, will Pressesprecher Hansgert Eschweiler nicht zu viel von der Handlung verraten. Irgendwann in der Folge taucht freilich hinter einer Mauer das Gerippe einer weiteren toten Person aus.

„Die finden heute hier zwei Leichen“, berichtet Rolf Zielfleisch, Vorsitzender des Vereins Schutzbauten. Anfang des Jahres kam ein Verantwortlicher von der Bavaria Fernseh-Produktion als Location-Scout auf die Verantwortlichen des Vorstands des Vereins Schutzbauten Stuttgart zu und hat sich erkundigt, ob der Tiefbunker als Schauplatz für Aufnahmen in Frage käme. „Wir haben uns mit sechs oder sieben Leuten vor Ort getroffen. Nach ein paar Minuten haben die sich bereits die ersten Szenen ausgedacht, die man hier drehen könnte“, sagt Harald Bauer, der zweite Vorsitzende des Vereins. Übrigens werden immer mal wieder skurrile Anfragen an die Bunkerverantwortlichen herangetragen: „Hier unten wollten auch schon einige frisch vermählte Pärchen ihre Hochzeit feiern“, sagt Zielfleisch. Das habe freilich die dafür zuständige städtische Behörde abgelehnt. Irgendwie muss ihnen diese Idee zu unterirdisch vorgekommen sein.