Die Soko Stuttgart dreht auf dem Volksfestgelände. Dafür wurde eigens ein Zirkuszelt aufgestellt. Die Dreharbeiten sind keine gewöhnlichen für das Fernsehteam.
Bad Cannstatt - Hinter dem Zirkuszelt steht ein dicker Clown und raucht einen Zigarillo. Im Nieselregen unterhält er sich leise mit einem schlanken Mann in sportlicher Kleidung. Besonders lustig wirkt er dabei nicht. Das muss er aber auch nicht, denn er hat gerade Drehpause. In dem Clownskostüm steckt nämlich der österreichische Schauspieler Heribert Sasse. Er ist einer der Darsteller der Soko-Stuttgart-Folge, die in Teilen auf dem Cannstatter Wasen gedreht wird. In einem eigens dafür auf dem Volksfestgelände aufgestellten Zirkuszelt.
Im Inneren des Zeltes herrscht geschäftiges Treiben. Es ist düster, die Manege liegt im Nebeldunst, Kameras fahren von rechts nach links, Menschen wuseln umher. In der Mitte steht ein Mann mit dem Rücken an einer Holzwand. Dann kommt das Kommando „Uuuuund bitte“ der Regie. Es wird augenblicklich still – dann schlagen zehn Messer nacheinander pfeilschnell nur knapp neben dem Mann in die Holzwand ein. Nach dem letzten Messer atmet er auf. Die Szene ist im Kasten. Unzählige Male musste der Mann an der Holzwand, Michael Gaedt (bekannt aus der Comedytruppe „Die kleine Tierschau“), den Messerregen über sich ergehen lassen. Immer ging es glimpflich aus.
„Gestorben bin ich schon vorgestern“
Die Wurfmesser spielen eine wichtige Rolle in der Soko-Stuttgart-Episode mit dem Arbeitstitel „Zirkus Fratinelli“, die im Zirkuszelt auf dem Wasen und den Studios im Römerkastell gedreht wird. Denn mit einem solchen wird der Zirkusdirektor Bernd Krumme, gespielt von dem Stuttgarter Schauspieler Andreas Klause, umgebracht. Dieser steht in einem knallroten Kostüm mit goldenen Knöpfen auf der gewölbten Brust am Rand der Manege. Auch er muss an diesem Tag ran. Allerdings nicht als Leiche. „Gestorben bin ich schon vorgestern“, erzählt der Schauspieler und lacht. Davon habe er immer noch blaue Flecken. Immer wieder musste er nämlich an der Deichsel eines Zirkuswagens theatralisch zusammenbrechen und auch ganz schön lange auf dem Boden liegen.
Der Dreh auf dem Cannstatter Wasen ist kein ganz gewöhnlicher, verrät der Pressesprecher Hansgert Eschweiler. Ein 50-köpfiges Team der Bavaria Fernsehproduktion GmbH ist beteiligt, dazu gehören Kameramänner, Tontechniker, Verantwortliche für Kostüme und Maske – eine Frau poliert zwischen jeder Einstellung wieder und wieder die silbernen Wurfmesser. Auch viele Statisten sind gefragt, „immerhin braucht ein Zirkus ja ein richtiges Publikum“, sagt Eschweiler. Der größte Aufwand sei aber natürlich das Zelt, das inklusive Fuhrpark aufgestellt werden musste. „So etwas macht man natürlich nicht für jede Folge“, so der Sprecher. Ausgeliehen hat es der Zirkus Bonanza, der derzeit in der Nähe von Stuttgart sein Winterquartier eingerichtet hat.
Ist der Mörder bereits entlarvt?
Die Stammschauspieler der Soko Stuttgart sind an diesem Drehtag nicht beteiligt. Das sind die Soko-Chefin Martina Seiffert (Astrid M. Fünderich), der Kriminalhauptkommissar Jo Stoll (Peter Ketnath) und die Kriminalkommissarin Selma Kirsch (Yve Burbach). Doch an Prominenz mangelt es nicht in der Manege. Neben Clown-Darsteller Heribert Sasse und Michael Gaedt, der als Schrotti in zahlreichen Soko-Stuttgart-Folgen auftaucht, ist auch Christine Urspruch am Set. Die nur 1,32 Meter große Schauspielerin, die als Silke Haller, genannt „Alberich“, im Münsteraner Tatort an der Seite von Jan Josef Liefers spielt, verkörpert die Messerwerferin und Frau des ermordeten Zirkusdirektors.
Ausgestrahlt wird die Soko-Stuttgart-Folge voraussichtlich im Oktober. Bis dahin benötigt es noch einige Drehtage, an denen die Ermittler versuchen herauszufinden, wer den Zirkuschef ermordet hat. Die eingeschworene Zirkusgemeinschaft gibt sich nämlich gegenseitig Alibis. Verdächtigt werden unter anderem die Ehefrau und Messerwerferin (Christine Urspruch) sowie der Clown und Bruder des Getöteten (Heribert Sasse). Kurz vor der Drehpause stellen sich die Darsteller noch für ein Foto auf. Regisseur Gero Weinreuter ruft Christine Urspruch herbei: „Stell dich hier zu deinem Opfer“, sagt er. Ob er damit wohl aus Versehen schon den Mörder verraten hat?