Die evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde hat ihre Fotovoltaikanlage eingeweiht.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-West - Insgesamt 73 Solarmodule zieren das Dach des Paul-Gerhardt-Gemeindezentrums. Seit Anfang August versorgen sie das Zentrum, die Kindertagesstätte und den Kindergarten mit Strom. Gekostet hat die Solaranlage, die vergangenes Wochenende mit einem Fest eingeweiht worden ist, 45 000 Euro. „Die Gemeinde beschäftigt sich schon lange mit Sonnenenergie“, sagt Pfarrer Jörg Novak. Und hat sogar ein eigenes Umweltteam, das sich mit der Frage beschäftigt, wie Ressourcen eingespart werden können. An der Spitze steht Klaus Baur, Kirchengemeinderat und als Umweltbeauftragter der Gemeinde auch Leiter des Umweltteams.

 

„Bereits vor einiger Zeit haben wir den Stuttgarter Solarverein gefragt, was wir in der Gemeinde noch tun könnten“, sagt Klaus Baur. Die Entscheidung für die Fotovoltaikanlage sei dann recht schnell gefallen, auch wegen einer entscheidenden Frist. „Wir wollten die staatlichen Zuschüsse noch mitnehmen, und als die Frist verkürzt wurde, musste die Anlage bis 31. März in Betrieb genommen sein.“ Seit März gibt es weniger Geld für den Strom, der nicht selbst verbraucht, sondern ins Netz eingespeist wird – nur rund 19 Cent pro Kilowattstunde statt der 24 Cent, die sich die Gemeinde noch gesichert hat.

Überschuss wird zurück ins Netz gespeist

Zunächst hatte die Gemeinde die Module auf dem Dach aufgebaut. Fest installiert wurden sie jedoch erst nach der dringend notwendigen Flachdachrenovierung. Seit Anfang August fließt der Strom. Bisher mit guten Ergebnissen: „Der 11. August war bisher unser bester Tag“, erklärt Klaus Baur, der die Werte der Anlage genauestens überwacht und Tabellen zum Ertrag anlegt. „Wir haben fast 16 Kilowatt erzeugt, und 113 Kilowattstunden zurück ins Netz gespeist.“ Wenn die Sonne nicht scheint, benötigt die Gemeinde nach wie vor den Strom aus dem EnBW-Netz. Zeigt sich die Sonne aber, produziert die Fotovoltaikanlage Solarstrom. Was die Gemeinde nicht verbraucht, wird zurück ins Netz gespeist. „Im August haben wir etwa 30 Prozent der erzeugten Solarenergie selbst verbraucht, im September etwa 60 Prozent“, resümiert Klaus Baur.

Gespeichert werden kann der erzeugte Solarstrom bisher noch nicht. „Eine Batterie zur Stromspeicherung kann aber jederzeit nachgerüstet werden, sobald es wirtschaftlich ist“, erklärt Bastian Zinßer vom Ingenieurbüro Bastizi, der gemeinsam mit der ausführenden Firma Tittmann die Einrichtung der Anlage betreut hat. „Das wird in den nächsten Jahren sicher kommen.“ Bisher seien solche Batterien allerdings noch recht teuer.

Bei der Feier kam auch die Frage auf, warum der überschüssige Strom nicht an die Mieter der Wohnungen im Gemeindezentrum abgegeben werde. Baur betont, dass dies kompliziert sei. Denn dann wäre die Kirchengemeinde der Stromanbieter, müsste Zähler einbauen und Abrechnungen erstellen. „Der technische Umbau wäre weniger schwierig“, erklärt Bastian Zinßer. „Aber der Verwaltungsaufwand ist sehr hoch und macht die Sache dann zu teuer.“ Nun soll erst einmal abgewartet werden, wie viel Strom die Anlage über ein Jahr hinweg erzeugt und wie sich das auf die Stromrechnung der Paul-Gerhardt-Gemeinde auswirkt. Baur ist sich sicher, dass die Anlage rentabel sein wird: „Schließlich werden die Strompreise in den nächsten Jahren wohl noch weiter ansteigen.“