Am Bodensee geht das drittgrößte Solarthermie-Feld von Baden-Württemberg in Betrieb. Auch die Verteilung der Wärme ist innovativ.
Im Nordwesten von Überlingen ist die drittgrößte Solarthermieanlage in Baden-Württemberg in den Probebetrieb gegangen. Das Sonnenfeld aus 864 Kollektoren mit einer Fläche von rund 4300 Quadratmetern soll Wärme für das neue Stadtquartier am Schättlisberg liefern. Das Stadtwerk am See, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Überlingen und der Technischen Werke Friedrichshafen, habe dort „nachhaltige Energiezukunft umgesetzt“, erklärte Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler (SPD).
Zusammen mit den Kollektoren sichern eine komplett erneuerte Holzhackschnitzel-Heizung, zwei Erdgas-Spitzenlastkesseln und ein mobil einsetzbares Blockheizkraftwerk für die Wintermonate die Wärmeversorgung. „Zwischengelagert“ wird die Wärme in einem Pufferspeicher mit 270 Kubikmetern Wasserinhalt – so viel wie zehn Tanklastzüge. „Damit können wir das Wohngebiet bis zu zwei Tage mit Wärme versorgen“, erklärte Sören Hilger, Projektingenieur beim Stadtwerk am See.
Erst die Altbauten, dann die Neubauten
Im Endausbau sollen mit der Anlage nicht nur rund 750 Haushalte, sondern auch die Helios-Klinik und weitere öffentliche Bestandsgebäude versorgt werden. 3,1 Millionen Euro habe das Unternehmen in die Anlage investiert, sagte der Stadtwerk-Geschäftsführer Alexander-Florian Bürkle. 1750 Tonnen CO2 pro Jahr werde dadurch künftig eingespart, das entspreche einem Minus von 75 Prozent. Das Zusammenspiel von Holz, Sonne und innovativem Wärmenetz sei „ein echtes Modellprojekt, auf das Überlingen stolz sein könne“.
Verteilt wird die Wärme über ein Drei-Leiter-Netz. „Hier sind wir Vorreiter,“ erklärte Hilger. Das Grundprinzip: Die Wärme wird zuerst – mit einer Vorlauftemperatur von rund 85 Grad – durch die konventionellen Heizkörper in den Bestandsbauten geleitet. Anschließend fließt das immer noch 55 Grad warme Wasser in die Neubauten mit ihren Flächenheizungen. „Damit nutzen wir die Wärme sozusagen doppelt und reduzieren so die Wärmeverluste im Netz“, erläuterte Hilger. Das Netz in Überlingen sei eines der ersten dieser Bauart in Baden-Württemberg.
Diskussion um Holzhackschnitzel
Den Einsatz der Holzhackschnitzelanlage verteidigte ein Sprecher der Stadtwerke: Man habe noch wirksamere neue Hochleistungsfilteranlagen eingebaut, die die Feinstaubbelastung und CO2-Emissionen auf nahezu null reduzierten. Die geforderten Grenzwerte würden dadurch noch weit unterschritten. Das Holz stamme aus den kommunalen Forsten der Stadt Überlingen, die nachhaltig bewirtschaftet würden. Damit würden auch die Transportwege minimiert.