Die Stadt will mehr Bürger dazu bringen, Fotovoltaik zu installieren. Hat das Einfluss auf den Brandschutz?

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Filderstadt - Die Sonnenstunden waren im zurückliegenden Sommer üppig. Aber nicht nur wegen des guten Wetters hofft die Stadtverwaltung Filderstadts, künftig mehr Bürger dafür zu gewinnen, eine Fotovoltaikanlage auf ihrem Dach anzubringen. „Wir sind bemüht, als Stadt unseren Teil zum Klimaschutz beizutragen“, sagt Oberbürgermeister Christoph Traub. Mit einer Solarstrom-Offensive möchte er das Thema alternative Energieerzeugung in der Bevölkerung mehr ins Bewusstsein rücken. „Damit möchten wir deutlich machen, dass sich Solarstrom auch heute noch lohnt.“ Häuslebauer dazu zu verpflichten, Solarzellen auf ihren Neubauten anzubringen, wie es seit Kurzem in Tübingen gilt, kann sich Traub aber nicht vorstellen. Er hofft, Anwohner und Unternehmen über gute Argumente zum Solarstrom zu bewegen.

 

Auch schattige Dächer können sich lohnen

Die liefert die Filderstädter Klimaschutzmanagerin: „Fotovoltaik lohnt sich mittlerweile auch finanziell auf den meisten Dächern“, sagt Myrthe Baijens. Die Technik sei mittlerweile so weit fortgeschritten, dass auch Dächer mit Nordausrichtung und Verschattung dafür in Frage kämen. Und auch für Mieter, die kein eigenes Dach haben, gebe es inzwischen Modelle, in ein anderes Gebäude zu investieren.

Das Potenzial, das auf den Dächern Filderstadts schlummert, ist laut Baijens immens: Wenn auf allen Gebäuden der fünf Stadtteile Solarzellen montiert werden würden, könnten jährlich 119 330 Megawattstunden Strom produziert werden. „Das entspricht in etwa 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs von Filderstadt und dem Strombedarf von ungefähr 34 000 Haushalten“, rechnet Baijens vor. Zudem könnten aufs Jahr gesehen 15 Prozent der Treibhausgas-Emissionen Filderstadts eingespart werden.

Und die Feuerwehr?

Was bedeutet es für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt, wenn auf immer mehr Gebäuden Fotovoltaikanlagen angebracht sind? „Das hat Einfluss auf die Brandbekämpfung“, sagt Stadtbrandmeister Jochen Thorns. Schließlich würden Stromleitungen vom Dach durch das Gebäude hin zum Wechselrichter laufen. Bei einem Einsatz müssten die Feuerwehrleute darauf achten, circa einen Meter Abstand zu einer Gleichstromleitung einzuhalten. „Das ist für uns aber nichts Neues, das ist ein uralter Hut“, betont der Feuerwehrleiter. Schon vor einigen Jahren hätten er und seine Kollegen erkannt, dass es immer mehr Fotovoltaikanlagen gibt und sie sich darauf vorbereiten müssten. „Wir haben deshalb eine Feuerwehr-Infokarte erfunden, die uns inzwischen mehr als 150 Feuerwehren nachmachen, teilweise sogar im Ausland“, sagt Thorns. Betreiber einer Anlage füllen darin aus, wo die Leitungen verlaufen, wo die Abschalt-Einrichtungen sind, welche Spannungen vorliegen und einiges mehr. „Das erleichtert uns den Einsatz“, sagt Thorns. Für private Eigentümer sei das Formular freiwillig, bei öffentlichen Gebäuden sei es hingegen vorgeschrieben.

Brandgefahr ist gering

„Vom Einsatzablauf hat eine Fotovoltaikanlage aber keinen Einfluss auf unsere Feuerwehrtaktik“, sagt Thorns. „Man lässt deswegen kein Haus abbrennen.“ Bei einem brennenden Dach müssten die Solarzellen eventuell – je nachdem, wie sie angebracht sind – abmontiert werden oder es müsse von innen gelöscht werden. Dachstuhlbrände gebe es heutzutage aber nur noch sehr selten.

Eine erhöhte Brandgefahr ist laut dem Stadtbrandmeister zu vernachlässigen – wenngleich eine elektrische Anlage natürlich rein theoretisch immer einen Brand auslösen kann, genau wie eine Kaffeemaschine oder ein Trockner auch. Wichtig sei vor allem, im vorbeugenden Brandschutz keine Fehler zu machen, also zum Beispiel mit einer Fotovoltaikanlage keine Brandabschnitte zu überbauen. „Wenn man sich an die Regeln hält, dann ist das völlig problemlos“, sagt der Feuerwehrleiter.