Die Firma Solarworld übernimmt die Solarsparte von Bosch. Der Solarworld-Gründer Frank Asbeck will mit Hilfe von Bosch wieder auf die Beine kommen – vermutlich mit einer Starthilfe.

Bonn - Im Sommer war Frank Asbeck (54) am Boden. Die Solarworld AG hatte ihr Eigenkapital verbrannt. Der Konzern, den er 1999 an die Börse gebracht und zu einem weltweit führenden Hersteller von Solaranlagen gemacht hatte, stand kurz vor der Pleite. Mit einem drastischen Kapitalschnitt versucht der Vorstandsvorsitzende Asbeck seitdem, sein Lebenswerk zu retten. Die Gläubiger sollen auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen verzichten, die Aktionäre auf 95 Prozent ihrer Anteile. Noch ist die Rosskur nicht durchgestanden, da kommt Asbeck daher und will den größten Teil der Solarsparte von Bosch kaufen. Vermutlich bekommt er ihn geschenkt und eine Starthilfe dazu.

 

Für die Sanierung will er zehn Millionen Euro dazuschießen

Ist das wieder eine günstige Gelegenheit, bei der Asbeck gerne zuschlägt, oder das letzte Aufbäumen vor dem Untergang? Mit Zukäufen ist Solarworld gewachsen, vom Ingenieurbüro zu einem weltweit tätigen Konzern. In Bonn ist die Zentrale, im alten Wasserwerk von Plittersdorf, das Asbeck mit hohem Aufwand umbauen ließ. Er liebt alte Gemäuer, erwirbt und restauriert sie, zum Beispiel die Villa Cahn am Rhein, in der er wohnt. 2012 kaufte er Thomas Gottschalk Schloss Marienfels ab, angeblich für fünf Millionen Euro mit Geld aus seinem Privatvermögen. Für die Sanierung von Solarworld will Asbeck zehn Millionen Euro dazuschießen. Auf ein Gehalt als Vorstandschef verzichtet er. Kleines Karo liegt ihm nicht. Das passt nicht zu seiner barocken Statur. Er kommt gerne in Jeans und Lodenjanker zur Bilanzpressekonferenz, bekennt sich dazu, Maserati, Geländewagen und Motorrad zu fahren, obwohl er ein Grüner ist. 1979 gehörte er in Bonn zu den Gründern der Partei, und saß im Kreistag von Siegburg. Als Jugendlicher war er Sozialist.

Asbeck brachte 1999 Solarworld an die Börse

Asbeck wuchs in Dortmund auf und verbrachte viel Zeit auf einem Bauernhof. In Bonn studierte er Landwirtschaft und wurde Agraringenieur. Sein Studium verdiente er mit dem Verkauf von Äpfeln von gepachteten Streuobstwiesen. Nach dem Studium fuhr er mit dem Motorrad durch Afrika und sanierte marode Betriebe. 1988 gründete er in Bonn ein Ingenieurbüro, später importierte er Solarmodule von BP aus den USA. Im Bosnien-Krieg vermietete er gepanzerte Autos aus Nato-Beständen an Journalisten.

1998 gründete Asbeck die Solarworld AG und brachte sie ein Jahr später an die Börse. Parteifreunden lieferte er Berechnungen für die großzügige Förderung von Solaranlagen. 99 Pfennig Einspeisevergütung pro Kilowattstunde ermöglichten seinen steilen Aufstieg als Unternehmer. Mit dem Kauf einer schwedischen Modulfertigung stieg er in die Produktion ein. 2000 kaufte er Bayer die Solarsparte im sächsischen Freiberg ab, 2006 erwarb er von Shell das Solargeschäft in den USA.

Ein folgenschwerer Fehler: die Lizenzvergabe an die Chinesen

Die Übernahme der Bosch-Solarsparte ist für Asbeck kein Neuland. 2008 überraschte er die Fachwelt mit einem Angebot, Opel zu kaufen. Er wollte Elektroautos bauen. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. 2005 machte der „Sonnenkönig“ einen folgenschweren Fehler und vergab eine Lizenz zur Modulfertigung an das chinesische Unternehmen Suntech. Das hat sich inzwischen zu seinem größten Konkurrenten entwickelt. Noch vor drei Jahren wurde das Papier von Solarworld als beste deutsche Aktie der Dekade gefeiert. Seitdem geht es steil bergab. Der Umsatz hat sich halbiert, die Gewinne schmolzen. Inzwischen ist ein Verlust von mehreren hundert Millionen Euro aufgelaufen. Asbeck muss nun zeigen, ob er mit Hilfe von Bosch wieder auf die Beine kommt.