In der Komödie „Sommer auf drei Rädern“ bei Arte fahren drei junge Leute in einem kuriosen Gefährt ins Blaue. Die Roadmovie-Idee ist alt, aber die Umsetzung gelungen.

Drei Räder, ein Motor mit elf Pferdestärken, zwei eng beieinanderliegende Sitze in der Kabine vorn und eine offene Ladefläche hinten: „Nein, das ist kein Auto“, faucht Kim. Die einschüchternd energische junge Dame soll gerade ihre Sozialstunden bei „Essen auf Rädern“ ableisten, aber in so ein kleines blaugraues Mopedauto, das eher einer Comiczeichnung als einer Fabrik zu entstammen scheint, will sie nicht steigen. Ihr Sozialstundenpartner Flake, der von Kim auch schon auf den Fluren der gemeinsam besuchten Schule rund gemacht wurde, wagt zwar schüchternen Widerspruch. Aber Flake hat keinen Führerschein mehr: komplizierte Geschichte, wie vieles in seinem Leben.

 

Nach kurzer Zeit – und vor allem nach der Drohung, die Sozialstunden könnten sich in Knaststunden verwandeln – sitzt Kim (Emma Floßmann) in „Sommer auf drei Rädern“ dann doch am Steuer des mickrigen Gefährts und Flake (Jakob Schmidt) neben ihr. Gleich ihr erster Kunde, der dauergrimmige junge Rollstuhlfahrer und Ex-Triathlet Philipp (Daniel Rodic), bringt dann jede Inhaltsangabe dieser charmanten Komödie an den Punkt, an dem filmerfahrene Menschen vielleicht abbrechen werden. Haben der aus Waiblingen stammende Regisseur Marc Schlegel und sein Co-Autor Roland Hablesreiter etwa noch einen Beitrag zu jenem blühenden Subgenre des Roadmovies geliefert, in dem ein paar Leute, mindestens einer davon schwer gehandicapt, spontan aus ihrem Alltag ausbrechen und zu einer Fahrt ins verschwommen Blaue oder ins unerreichbar Verquere aufbrechen?

Nicht schrill, sondern rührend

Ja, Kim, Flake und Philipp werden tatsächlich Richtung Bodensee knattern. Was sie antreibt, ist zunächst bloß der Wille der Drehbuchautoren, sie dorthin zu scheuchen, wo man ihnen lustige Dinge passieren lassen kann. Das ist aber kein Grund, gleich abzuschalten: Unter der Käseglocke der Roadtrip-Märchenklischees blühen in dieser SWR-Produktion nicht Pathos und Blödelei, sondern Witz, Ironie und jener Sinn für Schräges, der Leute und Situationen nicht bloß ins Schrille, sondern ins Rührende biegt.

Knackige Dialoge, einnehmendes Spiel der Hauptdarsteller und die markante Zeichnung der Nebenfiguren machen wett, dass man den Sinn der Reise – eine Prise Krimi ist beigemengt – nicht recht einsieht. Für eineinhalb Stunden ist man mit diesen Vögeln gerne unterwegs. Auch wenn man als Anhalter nie zusteigen würde: Das ist kein Auto.

Sommer auf drei Rädern. Arte, Donnerstag, 21.45 Uhr. Nach Ausstrahlung auch in der Mediathek des Senders.