Summer in the City – das sorgt bei den meisten für gute Laune. Selbst ältere Menschen kommen mit den hohen Temperatur bisher offenbar ganz gut zurecht. Einige Pflanzen aber leiden.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - In manchen Gegenden des Landes hat die Hitze den politischen Diskurs erreicht. In Mannheim forderte am Donnerstag eine Ratsfraktion, dass überall in der Stadt künftig Trinkwasserspender aufgestellt werden sollten. In Stuttgart ist von solchen Forderungen bisher nichts zu hören.

 

Das mag daran liegen, dass die Stadt am Nesenbach auch am Donnerstag nicht der heißeste Ort im Land war. Der Hotspot lag am nördlichen Oberrhein. Aber auch auf dem Stuttgarter Schnarrenberg registrierte der Deutsche Wetterdienst stattliche 37,2 Grad. „Das ist ordentlich“, fand auch Meteorologe Kai-Uwe Nerding. Der Wert kommt dem bisher heißesten Julitag von 37,9 Grad nahe. Und bekanntlich liegen die Temperaturen im Talkessel oft noch um ein oder zwei Grad höher als auf dem Schnarrenberg.

Wenige Hitzepatienten in Krankenhäusern

Die Menschen kommen damit bis jetzt aber ganz gut zurecht. Otto Tschritter, der Chef der Notaufnahme im Marienhospital, meldete „zwei bis drei Patienten am Tag, die an Exsikkose leiden“, also an Austrocknung durch Schwitzen. Betroffen sind in der Regel ältere Patienten, die wegen mangelnden Durstempfindens zu wenig trinken. Das Robert-Bosch-Krankenhaus erklärte, man habe „keine gehäuften Fälle von Herz-Kreislauf-Patienten aufgrund der Hitze“. Im Katharinenhospital zählt man zurzeit ebenfalls nur drei bis vier Hitzepatienten am Tag.

Dabei können Werte über 37 Grad, also über der Körpertemperatur, den Menschen sehr zu schaffen machen, weiß Markus Klett, der Vorsitzende der Stuttgarter Ärzte. Weil die Temperaturregulation des Körpers nicht mehr so gut funktioniert. Darunter leiden ganz besonders Herzkranke und Menschen mit hohem Blutdruck. Aber auch Klett hat nicht sehr viele solcher Patienten in der Praxis. Vielleicht weil die Hitzeperiode noch nicht so lange dauert. Und in der Nacht sinke die Temperatur auf 16 oder 14 Grad. Dafür hat der Hausarzt etliche Menschen mit Halsschmerzen und Bronchitis im Wartezimmer. Wer es mit dem Durchzug, mit dem Einsatz eines Ventilators oder der Klimaanlage übertreibe, der „läuft Gefahr, dass er sich einen Infekt holt“, sagt der Mediziner.

Zahl der Trinkbrunnen steigt

Apropos Wasser: Die Forderung nach mehr öffentlichen Trinkwasserspendern wird natürlich seit Längerem auch in Stuttgart erhoben, von Politikern wie von Bürgern. Es gibt im Stadtgebiet schon etwa hundert Trinkbrunnen, sagt Jürgen Mutz, der Leiter der Bauabteilung im Tiefbauamt. In der City etwa an der Ecke Calwer Straße/Büchsenstraße. Und es werden mehr. Kürzlich wurde ein neuer Trinkbrunnen in Heumaden eingeweiht, an der neuen Rathausgarage entsteht einer, ob auch bei der Neugestaltung des Marktplatzes, wird diskutiert.

Mehr oder weniger gut kommen die Pflanzen mit der Hitze zurecht. Beim Garten- und Friedhofsamt der Stadt hat man unter anderem für rund 180 000 Bäume zu sorgen. Wobei die tief wurzelnden „etablierten Bäume“ im Moment keine Probleme hätten, sagt Amtsleiter Volker Schirner. In der Hauptwachstumsphase zwischen April und Juni gab es „ertragreiche Niederschläge“. Aber um die 8000 bis 10 000 Jungbäume muss man sich kümmern. Zum Teil nachts sind private Partner der Stadt zum Gießen unterwegs. Der Abfallwirtschaftsbetrieb hat für das Gartenamt sechs Tankfahrzeuge im Einsatz. Jedes fasst 7000 Liter, wird zweimal am Tag gefüllt – macht zusammen 84 000 Liter.

Kartoffeln könnten klein ausfallen

Auch die Stuttgarter Landwirte gießen, wo ein Wasseranschluss vorhanden ist. Klaus Brodbeck, der Kreisvorsitzende des Stuttgarter Bauernverbands, sitzt zurzeit häufig auf dem Mähdrescher. „Für die Getreideernte passt das Wetter gut“, sagt er zufrieden. Nicht so gut ist es für das Gemüse, wo es nicht gegossen werden kann. „Die meisten Pflanzen stellen das Wachstum bei Temperaturen über 32 Grad ein“, weiß der Landwirt. Bei den Kartoffeln ist sich Brodbeck nicht sicher, ob sie das Wachstum, wenn es wieder kühler wird, erneut aufnehmen. Die Kartoffeln könnten wegen der Hitze also dieses Jahr „etwas kleiner ausfallen“.