Die Lust aufs Reisen sei zurückgekehrt, melden die Airportbetreiberin und die wichtigste Fluggesellschaft in Stuttgart. Am Freitag wird viel Betrieb erwartet.

Stuttgart - Normalität ist es immer noch nicht, aber etwas normaler als in den bisherigen Monaten mit der Pandemie: Nach Beginn der Ferien werden am Freitag am Flughafen Stuttgart wieder einmal so etwas wie Massen von Fluggästen erwartet.

 

In den nächsten sechs Wochen rechnet die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) immerhin mit halb so vielen Flügen, wie vor der Pandemie im Sommer 2019 verzeichnet wurden. Das gilt so ungefähr auch für Freitag mit rund 250 statt früher üblichen 450 Starts und Landungen. Das ist ein Aufschwung, denn selbst zu Pfingsten waren maximal 30 Prozent des früheren Flugverkehrs verzeichnet worden. An Spitzentagen könnten in den nächsten Tagen nun mehr als 25 000 Passagiere durch die Terminalgebäude gehen (gegenüber 30 000 bis 35 000 Reisenden pro Tag vor der Krise). Aus diesem Anlass betonten die FSG und Eurowings als die wichtigste Airline in Stuttgart am Dienstag bei einem Pressetermin, man sei bestens vorbereitet, und die Sicherheits- und Hygienekonzepte böten gute Gewähr für bestmöglichen Schutz.

Flugzeug soll sicheres Transportmittel sein

Medizinische Maske in allen Gebäuden und im Flugzeug, stetige Aufforderungen zum Abstandhalten und zur Hygiene, Boarding bevorzugt über die Fluggastbrücken und mehr Platz in den Vorfeldbussen, Markierungen für den richtigen Standort vor den Gepäckbändern, schnelle Gepäckausgabe: Mit solchen Maßnahmen unter anderem möchte die Flughafenbetreiberin das Reisen sicher machen.

Der zuständige Eurowings-Geschäftsführer Jens Ritter versuchte, etwaige Zweifel am Coronaschutz im Flugzeug im Keim zu ersticken: Es handle sich, besonders durch hoch entwickelte und schnelle Luftfilterung in der Kabine, um „eines der sichersten Transportmittel“. Es gebe keinen einzigen Nachweis dafür, dass es in den vergangenen 16 Monaten mit der Pandemie in den Flugzeugen der Lufthansa-Gruppe, zu der Eurowings gehört, auch nur einen einzigen Ansteckungsfall gegeben hätte. Man beuge nicht nur mit hervorragendem „Luftaustausch“ in der Kabine vor, sondern auch mit Reinigung und Desinfizierung nach jeder Landung. Zum Preis ab 10 Euro könne der Eurowings-Fluggast den Mittelsitz in seiner Reihe mitbuchen und zur Abstandszone machen. Um auch in den Fluggastgebäuden die Kontakte zu reduzieren, biete man Gepäckaufgabe und Check-in am Vorabend, auch online, bis hin zum Bezug der Bordkarte. Die Ansteckungsgefahr für die Passagiere gehe „gegen null“, sagte Ritter.

Appelle an die Reisenden

Eigenverantwortung und Mitmachen seien freilich weiterhin wichtig, sagte Flughafenchefin Arina Freitag – obwohl viele Menschen in Baden-Württemberg geimpft seien. Das gilt natürlich auch für den Aufenthalt im Flugzeug. Nilsen Bott, Stationskapitän der Eurowings in Stuttgart, ist mit den bisherigen Erfahrungen jedoch zufrieden. Dass Passagiere an Bord sich ums Maskentragen drücken wollen, etwa indem sie trinken und essen vorschützen, komme nur in Einzelfällen vor, sagte er auf Nachfrage. Das geschulte Personal toleriere so etwas keinesfalls, fügte Eurowings-Geschäftsführer Jens Ritter hinzu. Auf völlig Uneinsichtige würde im Zweifel die Polizei warten.

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Eines wurde ebenfalls klar: Bei allen Beteiligten wird es in den nächsten Wochen auf Flexibilität ankommen. Reiseziele werden, wie gerade eben Mallorca und ganz Spanien, wegen der Pandemielage plötzlich zum Hochinzidenzgebiet. Da sei es besonders wichtig, sagten Flughafenchefin Freitag und Eurowings-Geschäftsführer Ritter, dass die Fluggäste die aktuellen Verhaltensregeln und Anforderungen wie Test- und Impfnachweise für ihr Reiseziel und für die Wiedereinreise in die Bundesrepublik genau kennen. Die Airline hat dazu auf ihrer Webseite einen digitalen „Reiseberater“. Weil manches dennoch zeitraubend sein kann, appelliert die FSG an Reisende, Geduld zu haben und „mindestens zwei Stunden vor Abflug am Airport zu sein“. Damit die Warteschlangen nicht endlos werden, will man in Spitzenzeiten alle 26 Zugangsspuren zu den Sicherheitskontrollen öffnen.

Eurowings plant 1800 Starts in den Ferien

Die Vorfreude auf die Reisesaison ist bei der FSG und bei Eurowings trotz der Erschwernisse groß. Die Airline will während der Sommerferien in Stuttgart rund 1800 Mal abheben – zu mehr als 60 Zielen in 18 Ländern. Damit unterhalte man wieder einen Großteil des früheren Streckennetzes, sagte Jens Ritter, allerdings sind die Frequenzen geringer, und die Sitzplatzkapazität liege bei etwa zwei Dritteln. Von August an will Eurowings 15 statt bisher 12 Airbus-Maschinen einsetzen. Als „Mallorca-Shuttle Nummer 1“ wird die Airline die Insel auch von Stuttgart aus oft anfliegen: bis zu sechsmal täglich. Nach FSG-Auskunft sind im Stuttgarter Flugplan neben Mallorca und dem türkischen Antalya die griechischen und kanarischen Inseln wichtige Flugziele im Ausland.