Mit den Zugvögeln und dem Schwäbischen Albverein hat unsere Zeitung eine Sommerferienaktion ins Leben gerufen. 19 Personen hat sei auch Unerwartetes beschert.
Früh aufstehen, Vesper und Klamotten packen – bereit für ein kleines Abenteuer auf der Enz. Denn für die Wasserstrecke zwischen Oberriexingen und der Rommelmühle in Bietigheim gilt es fit zu sein: Geplant war eine zweieinhalbstündige Paddeltour auf dem beschaulichen Gewässer, die von einer zehn Kilometer langen Wanderung abgelöst werden sollte, um wieder zurück zum Startort zu kommen.
Organisation und Realität klaffen auseinander
Doch wie das bei Outdoor-Events eben öfter mal so ist, klaffen Organisation und Realität gern auseinander. Bei der von den Wanderführern Bernhard Link und Harald Wanie geplanten Aktion ist es ebenfalls so. Denn obwohl drei Kanus mit jeweils vier und eins mit drei Personen bei der Tour auf der Enz unterwegs sind, sitzen quasi alle Teilnehmer in einem Boot, wenn es um kleinere Pannen geht. Dann stoppt die ganze Mannschaft, und die Reise verzögert sich. Dass die Paddler eines Kanus gleich zweimal Lust auf Körperkontakt mit den erfrischenden Fluten verspüren, ist freilich nicht geplant.
Wenn ein Kanu aber kentert, fallen nicht allein die Menschen ins Wasser, auch deren Hab und Gut. Letzteres aber ist dank wasserdichter Mini-Tonnen sowie Wasserschutzsäcken geschützt. In ihnen lagern Geldbeutel und Handy sowie Vesper und Kleidungsstücke. Die Abenteurer allerdings werden – samt Schuhen und Kleidung – komplett durchnässt.
„Wir mussten bei jedem Kentern alles rasch wieder einsammeln: Die Leute, die Paddel, die Säcke und die Tonnen. Schuhe schwimmen glücklicherweise obenauf“, berichtet Wanderführer Bernhard Link etwas später.
Dass auch das Boot umgedreht werden muss, um das Wasser herauszubekommen, ist ein kräftezehrender Akt, den sich Markus Wolf so nicht vorgestellt hat. „Das ist gar nicht so simpel“, meint er, als die Gruppe an der Sägmühle einen ungeplanten Zwischenstopp einlegt: um neue Kraft zu schöpfen und Nahrung aufzunehmen.
Da ist die Tour schon eineinhalb Stunden hinter dem Zeitplan. Der Stimmung aber tut dies keinen Abbruch: „Uns hat es großen Spaß gemacht. Ich glaube, ich kann auch mit nassen Schuhen wandern“, meint Markus Wolf, der gut gelaunt in seine Brote und die hart gekochten Eier beißt. Der 56-Jährige kennt keinen seiner Mitstreiter. „Wir sind wildfremde Leute, und es hat funktioniert“, sagt er begeistert. „Ich nehme jede Sportart mit, die ich kriegen kann“, erklärt der Mann, der nicht nur ein kardiologisches Problem hatte, sondern auch 40 Kilogramm Gewicht verloren hat. „Jetzt habe ich wieder Spaß am Sport und darf alles machen.“
„Ich dachte eigentlich, das ist unspektakulär“
Wie eine „Reality-Show“ fühlt sich die 59-jährige Kerstin. „Ich dachte eigentlich, das sei unspektakulär auf der Enz“, sagt sie lachend und rät jedem, der ein solches Angebot nutzt, Wechselkleidung mitzunehmen. „Aber es macht Spaß, und wir lachen sehr viel. Die Tour schweißt uns zusammen.“
Für die Kanu-Trupps, die trocken geblieben sind, ist eines leichter: sie können sich der Schönheit der Natur intensiv widmen. Sogar einen Eisvogel entdecken sie. Trotz mancher Strapazen und dem unfreiwilligen Bad im Fluss: die Mannschaft scheint beim Zwischenstopp noch äußerst motiviert und gewillt, die Tour zu Fuß zurückzulegen. Link, der aus Vaihingen stammt, kennt sich in der Gegend bestens aus und ist vorbereitet: geschichtlich wie auch landschaftlich gibt er den Teilnehmern einiges zum Besten.