Sommerfest in Stuttgart Ausstieg vom Sponsor Mercedes „tut weh“

Diesen Anblick des erleuchteten Schlossplatzes im feiernden Stuttgart wird es in diesem August nicht geben, was viele bedauern. Foto: Lichtgut/

Wie bereits beim Weissenhof-Tennisturnier steigt Mercedes als Sponsor auch beim Sommerfest aus. Damit wird es für in.Stuttgart noch schwieriger, die Party im Park zu finanzieren. Ohne Beschränkung startet am Freitag das Schlossplatzfestival des SWR.

Das Aus fürs Sommerfest, das seit 1991 die Massen ins schicke Ambiente der weißen Zelte gezogen hat, schlägt hohe Wellen. Laut der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart steht die Absage im direkten Zusammenhang mit der Coronapandemie. Die Zahl der Gastronomen, die das kulinarische Angebot liefern wollten, sei wegen Personalmangels von 28 auf 18 gesunken.

 

In diesem Jahr hat sich auch ein wichtiger Sponsor verabschiedet: die Mercedes-Niederlassung. Das scheint die strategische Linie das Konzerns zu sein, der sich ja auch vom Tennisturnier auf dem Weissenhof und vom Reitturnier in der Schleyerhalle als Sponsor zurückgezogen hat. Wie hoch die Summe ist, die den Veranstaltern damit fehlt, will in.Stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll nicht verraten. Nur so viel: „Das tut weh.“ Auf die Schnelle habe man den Ausfall nicht kompensieren können, aber er sei nicht das K.-o.-Kriterium gewesen.

Ein einziger Regentag kann die Bilanz „verhageln“

Immer wieder werden auch die deutlich gestiegenen Kosten als Grund dafür genannt, dass so viele Wirte nicht mehr dabei sein wollen. Tatsächlich war schon beim letzten Sommerfest 2019 die hohe Fluktuation ein Thema. Als ein Grund wurde das veränderte Ausgehverhalten genannt. Während die Gäste früher Tische im Voraus reserviert hätten, kämen sie nun spontan. Außerdem spiele bei nur vier Veranstaltungstagen das Wetter eine entscheidende Rolle: Da könne schon ein Regentag die Bilanz „verhageln“. Alles in allem sei das Sommerfest für die Standbetreiber nur schwer kalkulierbar.

Standmieten sollten um etwa 1000 Euro erhöht werden

Andreas Kroll hält es für „spekulativ“, die Kosten zu beziffern, die 2022 auf die Wirte zugekommen wären, aber er schlüsselt auf, wie sie sich zusammensetzen. Die in.Stuttgart kommt für das Legen der Wasser- und Stromanschlüsse bis zu den Zelten, für das Musikprogramm auf den Bühnen und für die Reinigung auf. Die Standmieten betrugen 2019 je nach Lage zwischen 3000 und 5000 Euro. Dieses Jahr hätte man wohl rund 1000 Euro mehr verlangt, sagt Kroll. „Uns rennen die Kosten davon“, lautet seine Begründung. Man hätte etwa für den Ordnungs- und Reinigungsdienst deutlich mehr bezahlen müssen. Aber er betont auch: „Das war nicht der Absagegrund, sondern der Personalmangel in der Gastronomie.“

Die Kosten für Wasser und Strom haben sich laut Kroll in den Vorjahren im „überschaubaren vierstelligen Bereich“ bewegt. Er ist sich sicher, dass der Anstieg 2022 für die Wirte zu stemmen gewesen wäre. Beim Thema Rasen stellt er klar: Das Land als Vermieter der Fläche habe nicht verlangt, diesen abzudecken, dies hätten die Wirte von sich aus getan. Denn für Schäden am Rasen habe das Verursacherprinzip gegolten. Sprich: Nach dem Fest ersetzte das Gärtnerteam von der Wilhelma fehlende Stellen, die Kosten hatten die Gastronomen zu tragen.

„Es gibt keine verschärften Auflagen für die Landesflächen“

Dass in.Stuttgart mit dem Nachfolgefest 2023 vom Eckensee in Richtung Marktplatz umziehen will, also von Flächen des Landes zu Flächen der Stadt, hat laut dem Finanzministerium nichts mit verschärften Auflagen zu tun, wie zu hören war. „Für den Oberen Schlossgarten gibt es von Landesseite keine neuen, strengeren Vorschriften“, erklärt Sebastian Engelmann, der Sprecher von Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne). Wie bisher schon müsse die denkmalgeschützte Parkanlage bei einer Veranstaltung „in geeigneter Weise geschützt“ werden. Falls Schäden entstünden, müssten sie von den Veranstaltern behoben beziehungsweise finanziert werden, so Engelmann: „Das ist allerdings keine ungewöhnliche Auflage.“ Bäume müssten nur dann ummantelt werden, wenn sie etwa mit Plakaten für ein Fest genutzt werden. Der Landesbetrieb Vermögen und Bau, der dem Finanzministerium unterstellt ist, verlange Bodenmatten über Rasenflächen nur dann, wenn diese einer besonders starken Benutzung ausgesetzt sind. Beim Katholikentag war dies der Fall, beim SWR-Sommerfestival, das an diesem Freitag auf dem Schlossplatz mit dem Konzert von Tim Bendzko startet, ist dies nicht der Fall.

Das Land Baden-Württemberg finanziert das SWR-Festival mit

Vom Personalengpass der Gastronomie scheint die SWR-Großveranstaltung, die an Pfingstmontag mit der Premiere der „Tatort“-Folge „Der Mörder in mir“ endet, nicht betroffen zu sein. Die Bewirtungsstände werden wie gewohnt auf dem Schlossplatz Speisen und Getränke anbieten, auch tagsüber. Der Sender muss, anders als das Sommerfest von in.Stuttgart, nicht den Verlust eines wichtigen Sponsors beklagen. Mitfinanziert wird das 13. Sommerfestival vom Land Baden-Württemberg, das mit seinem „Länd“-Container vor Ort sein wird.

Das kostenlose Tagesprogramm rund um die Jubiläumssäule (dort gibt es unter anderem ein Festivalstudio, das prominente Gäste empfängt) findet am Freitag von 16 bis 19 Uhr statt, am Samstag von 12 bis 19 Uhr, am Sonntag von 12 bis 20 Uhr sowie am Montag von 12 bis 20.30 Uhr. Für das Abendprogramm im Ehrenhof gibt’s noch für alle Tage Karten (bei „Tatort“ nur Stehplätze): Tim Bendzko am 3. Juni um 19 Uhr, Pop & Poesie am 4. Juni um 19 Uhr, Giovanni Zarrella & SWR Big Band am 5. Juni um 20 Uhr, „Tatort“-Premiere im Beisein von Richy Müller und Felix Klare am 6. Juni um 20.30 Uhr.

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