Am Donnerstag startet das Stuttgarter Sommerfest mit vielen neuen Wirten. Im Vorfeld gab es Ärger wegen der Standgebühren.

Stuttgart - Verschiedenste Topgastronomen aus Stuttgart und der Region verwöhnen Sie auf dem Sommerfest mit erlesenen Köstlichkeiten", werben die Veranstalter von der städtischen Tochtergesellschaft In Stuttgart. "Verschiedenste" trifft es auf den Punkt: in der Tat wechseln sich in den weißen Zelten von Jahr zu Jahr mehr Wirte ab. Vor dem Neuen Schloss hält sich seit den Anfängen vor 21 Jahren im Prinzip nur Conny Weitmann. Im Oberen Schlossgarten breitet sich derweil Michael Wilhelmer aus: Neben Stäffele und Ampulle hat der Wasenwirt erstmals auch ein Zelt im Namen seines Schlachthofrestaurants (Schweinemuseum). Zwei Beispiele, zwei Großgastronomen.

 

Der Trend hat mit den Kosten zu tun, die auf die Bewerber zukommen. Dieses Jahr hat sich die Platzmiete um zehn Prozent erhöht. Zu den 3000 Euro kommt eine sogenannte Reinigungspauschale von 300 Euro. Das sei die erste Erhöhung überhaupt, sagt Marcus Christen von In Stuttgart. Und der Betrag sei mit Blick auf die Gesamtkosten ohnehin sehr moderat .

Das bestätigt Ioakim Kochliaridis, der 2008 mit seinem Joe Pena's im Oberen Schlossgarten vertreten war. Er musste außerdem Bereitstellungsgebühren für die Gasanlage, für Wasser und für Strom in Höhe von rund 6000 Euro bezahlen - ohne Verbrauch. Die Vorgabe lautet Livemusik, also musste er eine Band engagieren, dazu kamen Kosten für Licht, Strom und Security, das macht nochmals knapp 7000 Euro. Er musste drei Zelte mieten, eine Kasse, Geschirr und Küchengeräte, der Blumenschmuck wollte bezahlt sein, T-Shirts fürs Personal - zusammen rund 14.000 Euro. Als er dann nach dem Abbau anteilig den Schaden am Rasen zahlen musste, weitere 2500 Euro, war für ihn klar: das war das erste und letzte Mal. Sein Hauptkritikpunkt: aufgrund der kurzfristigen Zusage von In Stuttgart sei er auf die vorgeschlagenen Firmen angewiesen gewesen.

Der Charakter des Sommerfests hat sich verändert

"Unsere Elektriker oder Flaschner haben keine überzogenen Preise", wehrt Christen ab. Für den Rasen müsse nur bezahlen, wer diesen "grob fahrlässig" zerstört habe. Und auf den teuren Rollrasen bestehe die Wilhelma. In Stuttgart versuche beim Sommerfest kostendeckend zu arbeiten. Die Rechnung gehe auch fast auf. Das Musikprogramm koste den Veranstalter inklusive Bühnen rund 150.000 Euro. "Wir müssen auf die Qualität schauen. Daran können wir nicht sparen."

Bei den Gastronomen sieht die Rechnung anders aus. "Das Sommerfest war nie eine Veranstaltung, die in irgendeiner Form etwas zu unserem Ergebnis beigetragen hat", erklärt Bernd Schäfer-Suren. Sprich: es war ein Verlustgeschäft. Der Direktor des Le Méridien war einer der letzten Hoteliers, die sich verabschiedet haben - dabei waren sie es, die 1991 die edle Party zur Rad-WM mitgetragen hatten.

Conny Weitmann blickt mit Sorge auf die Entwicklung: Der Charakter des Sommerfests verändere sich mit dem stetigen Wechsel. Der Bezug zur Stuttgarter Gastronomie sei für viele Besucher wichtig. Fehle der, sei das auch schlecht für ihr Geschäft. Gegenbeispiel: beim "Schlemmen am See" Ende Juli in Böblingen stand auch der Sternekoch Franz Feckl aus Ehningen am Herd in seinem Zelt. Aus Stuttgart hat er sich schon lange verabschiedet.

Für den Aufwand sind vier Tage einfach zu wenig

Natascha Witte war mit ihrem stadtbekannten Amici voriges Jahr erstmals mit dabei. "Das probier ich nicht noch ein zweites Mal aus", sagt die Wirtin. Das Zelt sei zwar sehr gut gelaufen, aber den verregneten Donnerstag habe sie nicht auffangen können. Für den Aufwand, den man betreiben müsse, seien vier Tage einfach zu wenig. Bei acht Festtagen hätten die Wirte die Chance, zwei, drei Regentage wieder auszugleichen. "Die Stadt muss sich was überlegen", meint Witte, sonst blieben nur die professionellen Caterer übrig. "Ich kann es mir nicht erlauben, 10.000 bis 15.000 Euro Miese zu machen", betont sie. Also macht sie dieses Jahr ein Sommerfest vor dem Amici, unter anderem mit David Hanselmann, wie im Vorjahr. Jetzt aber feiert sie in Eigenregie - denn ihr Urteil über In Stuttgart fällt nicht gerade schmeichelhaft aus: "kleinlich und bürokratisch".

Marcus Christen bezeichnet das als "Unstimmigkeiten". Man sei "eigentlich glücklich" mit der Veranstaltung. Jedes Jahr seien 29 Gastronomen dabei und die Warteliste werde eher länger. Zurzeit stünden fünf bis zehn Bewerber darauf. "Die werden regelmäßig abtelefoniert."