Die Sommerführung führt in idyllische Gebiete – für die vor 50 Jahren noch anderes geplant war. Heute geht man dort gerne spazieren.

Gerlingen - Die Bäume sind alt und knorrig, zum Teil kämpfen sie mit Massen winziger Äpfel oder Zwetschgen gegen ihren Tod an. Oder sie recken kahle Äste in den Himmel. Klaus Herrmann, der Leiter des Gerlinger Stadtarchivs, führt die Besucher der Sommerführung am kommenden Wochenende in den Südosten der Stadt. Dieses Gebiet dient heute der Naherholung und unterliegt dem Landschaftsschutz. In den sechziger und siebziger Jahren war dort anderes geplant: weitere Wohngebiete, ein Friedhof und zwei Varianten einer Gerlinger Umgehungsstraße. Davon ist aber schon lange keine Rede mehr.

 

Anders als bei den früheren Führungen müssen die Besucher bei deren 19. Ausgabe zu Fuß zum Start- und Zielpunkt kommen. Man erreicht beide Punkte relativ problemlos; Klaus Herrmann warnt dennoch: Mittendrin ist ein Stück ziemlich steil. Gute Schuhe und ein bisschen Kondition sind hilfreich. Das Tempo wird aber angepasst.

Start an der Wagensteige

Los geht es an der Ecke Reiflestraße/Wagensteige. Vor dem Bau der Panoramastraße im Jahr 1880 war dies der Einstieg zum Weg auf die Höhe. Gestreift wird das Gebiet Fesenwengert, für das 1966 der erste Bebauungsplan aufgestellt wurde. Der größte Teil wurde 1976 zu Bauland, kleinere Ergänzungen folgten in den Neunzigern. Vorbei geht es am Gröninger Weg am Mickey, einem von 20 Kinderspielplätzen in der Stadt. Auf Nummer 18 kann Micky Maus mangels Platz aber nicht groß herumtoben, und das Ganze macht einen ziemlich trostlosen Eindruck. Seit 2007 haben alle Spielplätze in der Stadt einen Namen und eine Nummer. In der Nähe von Mickey liegen Maulwurf (Nr. 15) an der Brennerstraße oder Schäfchen (Nr. 17) an der Gartenstraße.

Jenseits von Gröninger Weg und Gartenstraße sollte einst den Hang hinauf ein Wohngebiet entstehen, das in den Flächennutzungsplänen von 1973 und 1984 einen idyllischen Namen bekam: das Margaretle. Es war 5,5 Hektar groß und für 800 Einwohner geplant. Damals sei pro Person noch sehr viel weniger Wohnfläche angenommen worden als heute, meint Klaus Herrmann. Dasselbe Gebiet hatte etwa bis zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu den Rebflächen der Stadt gehört.

Umgehungsstraßen geplant

Die Wanderer werden am Samstag und Sonntag auch auf die Gegend schauen, die in den Sechzigern für eine Umgehungsstraße vorgesehen war. Eine kleine Variante führte von der Dieselstraße/Jakob-Bleyer-Straße bis zur Chinakurve der Panoramastraße, der geplante „große Ostaufstieg“ am Wohngebiet Stöckach vorbei und mitten durch den Wald bis zum Stadteingang am Hotel Schillerhöhe. Verwirklicht wurde beides nicht, so Herrmann, „weil viaduktähnliche Bauwerke notwendig gewesen und hohe Kosten angefallen wären.“