Damals saß der Tod mit im Cockpit.
Es war furchtbar. In den 1970er Jahren sind jedes Jahr mindestens sechs Rennfahrer ums Leben gekommen. Mein schlimmster Tag als Fotograf war ein Apriltag 1968. Jimmy Clark, mit dem meine Frau und ich befreundet waren, fuhr ein unwichtiges Formel-2-Rennen in Hockenheim. Ich wollte nicht das typische Startbild machen, da standen schon all die anderen Fotografen. Also rannte ich durch den Wald in Richtung Ostkurve. In der dritten Runde hörte ich einen furchtbaren Knall.
Sie sahen das Wrack des verunglückten Jimmy Clark. Was ging Ihnen in diesem Moment durch den Kopf?
Ich dachte nicht, dass er tot ist. Gemeinsam mit einem anderen Fotografen hob ich ihn aus dem Wrack heraus. Dann kam ein Krankenwagen und holte ihn ab. Erst als ich wieder bei den Boxen war, erfuhr ich, dass er nicht mehr lebt.
Wie konnten Sie nach einem solchen Albtraum weiterfotografieren?
Erst mal gar nicht. Ich war nach dem Unglück wie betäubt. Den Rest der Saison bin ich zu wenigen Rennen gefahren.
Sie haben immer wieder bei Unfällen gesehen, wie Fahrer, die Ihnen nahestanden, tödlich verunglückt sind.
Der Rennsport ist für mich wie ein Virus, das ich nie losgeworden bin. Die Rennwagen wurden weiterentwickelt, und ich bekam Aufträge. All das hat mich so sehr gereizt, dass ich nicht aufhören konnte. Mein Freund Jacky Ickx war für mich ein weiterer Grund, wieder dabei zu sein.
Sie haben von den Fahrern sehr persönliche Porträts gemacht: der rauchende James Hunt, der abgekämpfte Jacky Ickx.
Heute kannst du solche Bilder nicht mehr machen, weil du als Fotograf nicht mehr so nah an die Fahrer herankommst. Ich erinnere mich an ein 24-Stunden-Rennen 1967 in Le Mans. Huschke von Hanstein stellte Gartenstühle in die Box. Auf diesen durften sich die Rennfahrer ausruhen. Wenn ein Stuhl frei war, durfte auch ich mich kurz setzen, denn ich gehörte dazu.
Heute ist die Formel 1 durchkommerzialisiert, die Werbung ist omnipräsent.
Das war während meiner Anfangszeit anders. Die Rennwagen hatten keine Sponsorenwerbung, die ersten Werbeschriftzüge wurden von Hand auf die Wagen gemalt.
Mit dieser Form von Romantik ist es vorbei.
Ich sehe den Kommerz nicht so negativ. Durch das viele Geld hat sich die Sicherheit an den Rennstrecken verbessert. Als die ersten Leitplanken montiert wurden, hat mein Herz vor Freude gehüpft. Seit dem Tod von Ayrton Senna ist glücklicherweise nichts mehr passiert.
Der Motorsport und die großen Automobilhersteller haben im Laufe der Jahre neue Wege gefunden, um sich zu präsentieren.
Ich hatte die Idee, mit der Kombination aus Autos und Frauen die Modewelt zu erobern, und nahm Kontakt zur „Vogue“ und zur „Madame“ auf. Für die Idee hat sich Huschke von Hanstein so begeistert, dass er den neuen 911er im Innenhof des Alten Schlosses inszeniert haben wollte. Für den amerikanischen und japanischen Markt war es wichtig, die Autos vor einer Schlosskulisse zu zeigen.