Jedes Jahr das gleiche Drama: Steigen die Temperaturen, sinken die Hemdsärmel und der Style. Doch auch bei Kopfbedeckungen und dem Schuhwerk setzen viele Männer auf eine langweilige Durchschnittsuniform – oder gar karierte Shorts.

Stuttgart - Kurzarmhemden, Flip-Flops und Co: Modische No-Gos häufen sich, sobald die Temperaturen steigen. Vor allem Männer haben in Sachen Sommermode Probleme – was auch an der geringeren Auswahl und leidlichen Bürotauglichkeit liegt. Auf diese Modesünden sollten sie jedoch beherzt verzichten.

 

Flip-Flops

Ja, Zehenstegsandalen gibt es seit über 3000 Jahren – und trotzdem gibt es keinen plausiblen Grund, sie abseits brasilianischer Strände oder Surfcamps zu tragen. Denn das ambitionslose Stück Sohle mit Zehensteg ist schon von weitem hörbar und zu recht in einigen Gegenden der Welt verboten. Wer mit den lächerlichen Latschen beim Wandern an der Steilküste in der italienischen Touristenregion Cinque Terre erwischt wird, muss mit Strafen von bis zu 2.500 Euro rechnen. Denn Flip-Flops sind nicht nur eine Zumutung für Augen und Gehör – sie bieten dem Fuß keinen zusätzlichen Halt und eine eher geringe Dämpfung, was zu einer veränderten Gangart führen kann, im schlimmsten Fall zu einem teuren Rettungseinsatz inklusive Helikopterflug. Flip-Flop-Träger schlurfen dahin, machen kleiner Schritte und krallen sich mangels Halt an ihrem Stückchen Plastik fest. Plattfuß lässt grüßen!

Verspiegelte Sonnenbrillen

Sie glänzen auffällig, kommen oft in grellem Rot oder Blau und werden gern in Kombination mit allzu jugendlichen Basecaps getragen: Verspiegelte Sonnenbrillen lassen sich keiner Modeperiode zuordnen, sehen nicht mal an Piloten cool aus und sind der Anti-Trend jedes Sommers seit den 2000er-Jahren. Warum so viele Männer ihren Blick hinter verspiegelten Gläsern verstecken, lässt sich indes nur erahnen. Ist es falsch verstandene Coolness? Eine Jugend ohne Drogenerfahrungen, die nun optisch nachgeholt werden muss? Und die wichtigste Frage: Verstehen es verspiegelte Männer nicht, dass man bei einem verheißungsvollen Gespräch immer ins eigene Gesicht blickt? Selbstreflexion hin oder her, Augenkontakt bei gleißendem Sonnenschein kann auch etwas Schönes haben – wenn Männer beispielsweise auf zeitlose Klassiker wie eine „Wayfarer“ setzen.

Kurzarmhemden

Bitte nicht weiterlesen, falls Sie Busfahrer sind! Alle anderen greifen nun zu Stift und Papier um sich folgenden Satz zu notieren: „Kurzarmhemden sind ein modisches Kapitalverbrechen.“ Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Sie sind unförmig, die Ärmel stehen aberwitzig ab oder sind im schlimmsten Fall zu eng, mit Krawatte erinnert das Ensemble an einen Schuljungen und irgendwie sieht es immer so aus, als würde etwas fehlen. Dabei gibt es ansehnliche Alternativen: Krempelt man sein locker sitzendes Langarmhemd hoch, ist es mindestens genauso luftig. Auch elegante Polo-Shirts passen zu Anzughosen und Sakkos, so lange sie nicht zu eng geschnitten sind. Wer im Büro auf eine Kleiderordnung verzichten kann, setzt auf unifarbene T-Shirts aus Baumwolle oder Jersey. Aber Achtung: Tief dekolletierte Ausschnitte sind schon seit über zehn Jahren nicht mehr en Vogue.

Karierte Shorts

Zugegeben, Männer haben es im Sommer nicht leicht. Während Frauen bei 30 Grad luftige Kleider und Röcke tragen können, stecken ihre käsigen Beine in langen Hosen und sehen höchstens im Schwimmbad ein paar Sonnenstrahlen. Die Welt ist ungerecht – und so lange wir den Gender Pay Gap (aktuell verdienen Frauen in Deutschland noch immer 20 Prozent weniger als Männer) nicht überwunden haben, sollte sich auch nichts an der Hosen-Situation ändern. Denn ehrlich gesagt, sind kurze Hosen, ob mit oder ohne Musterung, im Baggy-Style oder gar mit ausgebeulten Seitentaschen, eine Kriegserklärung an den guten Geschmack. Als atomaren Angriff sind indes karierte Shorts zu werten, die gern in Kombination mit karierten Hemden getragen werden. Wenn schon kurze Hosen, dann sollten sie eine Handbreite oberhalb des Knies enden.

Einheitslook á la Mark Forster

Warum kleiden sich so viele Männer wie der deutsche Popstar Mark Forster? Diese berechtigte Frage stellten sich kürzlich der Standard und die Süddeutsche Zeitung – und auch viele Frauen, die sich langsam an schwarzen Basecaps, Zehn-Tage-Bart, Hornbrillen, knöchelfreien Jeans und weißen Sneaker sattgesehen haben. Denn diese derart langweilige Durchschnittsuniform gehört landauf, landab zum modischen Nonplusultra von Mittzwanzigern, Bankberatern, 30-jährigen Familienvätern, und Versicherungsvertretern. Wie Anne Feldkamp in ihrem Beitrag bemerkt, ist das Outfit mehr als nur ein gewöhnlicher Zalando-Einkaufskorb: Denn Forsters Uniform mogelt unliebsame Alterserscheinungen wie schwindendes oder ergrauendes Haar weg. Seinen eigenen Stil zu finden, scheint vielen Männern zu wagemutig, dabei ist Mode doch eine intensive emotionale und kulturelle Ausdrucksform – und kein Lookalike-Contest.