Wer eine exotische Variante von Kraftsport sucht, ist bei den Highlandgames in Ludwigsburg-Oßweil richtig. Die Sportart ist prinzipiell für jedermann geeignet.

Ludwigsburg - Für den richtigen Grip schmiert sich Petra Müller Handballharz in die Handflächen. Dann nimmt sie den Schottenhammer, schwingt ihn zwei Umdrehungen um den Kopf und schleudert das Sportgerät, so weit es geht, nach vorne. Die Kraftsportlerin vom Athletik-Sportverein Ludwigsburg-Oßweil demonstriert damit eine von fünf Teildisziplinen der Sportart Highland-Games, mit der der Verein in der Region Stuttgart und weit darüber hinaus ein Alleinstellungsmerkmal hat.

 

Das Baumstammwerfen erfordert Kraft und Technik

Eine weitere Disziplin ist das Baumstammwerfen, mit dem viele die Highland-Games am ehesten identifizieren. Petra Müller geht in die „Folterkammer“ auf dem ASV-Gelände und erklärt die verschiedenen „Werkzeuge“. Da sind Steine verschiedener Größe für das dem olympischen Kugelstoßen sehr ähnlichen Putting the Stone verwahrt, und seitlich liegen die Pfähle für Tossing the Caber – das Baumstammwerfen. „Bei uns fängt ein Baumstamm bei einer Länge von vier Metern an“, erklärt Petra Müller, die die Abteilung Highland-Games leitet. „Die Kunst ist, den Baum unten richtig zu greifen“, sagt die 51-Jährige, während ihr Mann Uli die praktische Vorführung gibt. Er katapultiert den Stamm nach oben, dieser dreht sich einmal um seine Längsachse und kommt, wie es sich gehört, auf „12 Uhr“, also in einer geraden Linie, auf dem Rasen zu liegen. Der Baum wiegt circa 33 Kilogramm. Bei Weltmeisterschaften gibt es Hünen, die sechs Meter lange und 60 Kilogramm schwere Bäume hochwuchten.

Die ersten Highlandgames gab es zum Geburtstag

Die Schottenfraktion im Verein ist mit etwa 25 Aktiven, darunter sechs Frauen und acht Jugendlichen, eine überschaubare Schar. Hervorgegangen sind die Highlander aus dem Rasenkraftsport. „Weil das einfach nicht so populär ist“, seien bei dieser Sportart zu Veranstaltungen jedoch kaum Zuschauer gekommen, berichtet Petra Müller. Vor 15 Jahren wünschte sie sich zum Geburtstag Highland-Games in Oßweil.

Am 19. Juni gab es die Premiere, und der Verein zählte 700 Zuschauer. „Ich musste an diesem Tag zwei Mal Getränke nachbestellen“, erinnert sich Petra Müller. Von da an war die Highland-Games-Abteilung im Verein etabliert. Bereits im Jahr 2005 schickten die Oßweiler ein Zwei-Mann-Team zum Braemar Gathering. Diese bekanntesten Highland-Spiele stehen unter der Schirmherrschaft von Königin Elizabeth II. Nachmittags um 15 Uhr kommt die Queen sogar zur Tea-Time vorbei.

Die Elite trifft sich bei den Weltmeisterschaften in Weilimdorf

„Man hat einfach den ganzen Tag Spaß und Unterhaltung“, beschreibt Petra Müller den Charme von Highland-Games. „Es geht sehr fair und sportlich zu.“ Wenn es beispielsweise bei einem Teilnehmer nicht laufe, gäben Kollegen bei allem persönlichen Ehrgeiz doch bereitwillig Tipps.

Petra Müller blickt mittlerweile auf eine lange Wettbewerbserfahrung zurück. Auf ihrer Wade gibt es zehn Tattoos. Jedes einzelne besteht aus dem Namen des Austragungsorts einer WM, an der die Sportlerin teilgenommen hat. Das erste Mal war es in Inverness vor 13 Jahren. Der zehnte Name ist in einem größeren Schriftzug gehalten. Stuttgart steht da. Weil Oßweil zu klein ist, finden die Highland-Games-Weltmeisterschaften in diesem Jahr in Weilimdorf beim Waldheim Lindental statt – am Wochenende des 8. und 9. September.