Die Familie Roth wohnt inmitten eines Idylls – auf dem Forsthof in Steinheim wird seit Jahrhunderten Wein angebaut. Es ist ein Vollzeitjob, bei dem die Roths sich ganz nach der Natur richten.

Steinhof - Wer der Kreisstraße aus Kleinbottwar gen Osten folgt, dem öffnet sich mit jedem Meter mehr ein Panoramablick. Linkerhand sind plötzlich nur noch endlos scheinende Weinberge, auf der anderen Seite weite Felder. Es ist der Weg, der zum Forsthof führt, einer kleinen Siedlung direkt am Wald.

 

Der Bilderbuchblick über das Bottwartal ist für die Roths schon lange nichts Neues mehr, Andreas Roth weiß seine direkte Umgebung trotzdem zu schätzen. „Der Ausblick ist unbezahlbar“, sagt der 38-jährige Winzer, der das Weingut Forsthof gemeinsam mit seinem Vater Wilfried führt. Sie und ihre Familien sind einige der wenigen Einwohner hier. Es gibt ansonsten nur noch das Waldhotel und eine Handvoll Häuser auf der anderen Seite der Straße.

Die Roths gibt es hier schon seit dem 18. Jahrhundert

Drei Generationen Roths wohnen hier: Der Seniorchef Wilfried Roth und seine Frau Luise, ihr Sohn Andreas, seine Frau Bettina und die drei Kinder. Das Weingut ist ein Familienbetrieb durch und durch; die Roths sind schon seit dem 18. Jahrhundert hier ansässig.

Schon die Vorfahren haben Wein angebaut, der Maßstab war allerdings ein anderer. Heute bewirtschaften die Roths ein Dutzend Hektar Weinreben. 2009 haben sie auf Bioweine umgestellt. „Da geht auf Dauer nichts dran vorbei“, sagt Andreas Roth. Für die Winzer bedeutet die Abkehr vom konventionellen Weinbau aber auch mehr Arbeit. „Man muss die Reben wieder besser kennen und noch mehr aufs Wetter achten“, sagt Andreas Roth.

Freie Tage auf dem Weingut sind rar

Wie bei den meisten Landwirten ist der Alltag der Roths von den Launen der Natur abhängig. Planungen von langer Hand – undenkbar. Drei, vier Mal am Tag schauen die Roths auf den Wetterbericht. Nach jedem Regen müsse man neu gegen Schädlinge spritzen, weil die biologischen Mittel nur oberflächlich wirken, sagt Andreas Roth. Auch der Erntezeitpunkt wird – abhängig von der Reife der Trauben – relativ spontan festgelegt.

Das Weingut zu betreiben ist für die Roths ein Vollzeitjob, bei dem freie Tage rar sein können. „Es gibt 100 000 Dinge zu tun“, sagt Luise Roth. Von Mai bis August sind die Roths täglich draußen in den Weinbergen, sie schneiden Trauben weg, entfernen überflüssige Blätter, bewässern, bringen Vogelnetze an. Ein Geselle und ein Auszubildender helfen der Familie, bei der Ernte werden die Roths von Leuten aus dem Ort unterstützt. „Verschnaufen kann man erst, wenn die Trauben im Keller sind“, sagt Andreas Roth. Bei den frühreifen Sorten ist das nicht vor Mitte September.

In der Nähe gibts Keltengräber

Auch wenn die Forsthof-Siedlung überschaubar ist – wirklich ruhig ist es hier nicht. Der Weinverkauf der Familie Roth ist täglich geöffnet, es muss immer jemand da sein, der sich darum kümmert. Ein paar Tage im Monat hat zudem die Weinstube geöffnet. Der Forsthof ist auch Ausflugsziel: von den Roths aus gesehen „über die Straße hinweg“ befinden sich Keltengräber. Und wenn im benachbarten Hotel Veranstaltungen stattfinden, Hochzeiten etwa, dann ist einiges los auf dem Forsthof. Die Roths stört das nicht, ihr weitläufiges Grundstück bietet genügend Rückzugsmöglichkeiten.

Dass sie zum Einkaufen oder für andere Erledigungen immer das Auto benutzen müssen, sei ebenfalls kein Problem, sagen sie. Dafür haben sie den Platz, den man in einem Dorf oder gar einer Stadt nicht hat. „Die Kinder finden das toll“, sagt Luise Roth. Ihr selbst fiel es nicht schwer, als sie vor vielen Jahren hergezogen ist: Sie ist in einem Weiler aufgewachsen. „Ich vermisse auch kein Breuningerland. Was man nicht kennt, braucht man auch nicht.“ Andreas Roth ist auf dem Forsthof groß geworden. Wenn er etwas brauchte, was es dort nicht gab, ist er aufs Fahrrad gestiegen. „Ich bin dann ins Breuningerland gefahren oder in die Wilhelma.“

Für Andreas Roth bedeutet das Leben auf dem Forsthof vor allem ein Gefühl von Freiheit. „Man ist sein eigener Herr“, sagt er. Er hat mal in Steinheim gewohnt, das war nichts für ihn. „Da war wenig Platz, und ringsum scheppert’s.“

Zwischen Wald und Reben

Lage
Der Forsthof gehört zu Steinheim an der Murr und liegt knapp zwei Kilometer vom Stadtteil Kleinbottwar entfernt. Der Forsthof grenzt unmittelbar an einen Wald; wer diesen durchquert, kommt nach Kleinaspach.

Geschichte
Der früheste urkundlich bekannte Vorfahre der heutigen Familie Roth, Heinrich Roth, kam 1757 mit seinem fünfjährigen Sohn in das Gebiet des heutigen Forsthofs. Vom ersten Tag an baute er Wein an. Der Hof war damals als Rotherhof bekannt. Flaschenweine gibt es am Weingut Forsthof erst seit den 1960er Jahren.