Beim Namen Prevorst denken viele an den Christbaumverkauf, der in der Adventszeit dort stattfindet. Es gibt aber auch noch das Schleppertreppen – und eine Dorfgemeinschaft, deren Mitglieder aufeinander aufpassten, wie es heißt

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Prevorst - Wenn die Kurven immer enger werden, der Wald immer dichter und die Straße keine Mittelmarkierung mehr hat, ist man irgendwann in der Höhe. Nur noch eine kurze Strecke trennt einen dann von Prevorst, dem Weiler mit dem ungewöhnlichen Namen. Denn Prevorst heißt soviel wie Brechfirst und entstammt einer alten Verkaufsurkunde. Er bezeichnet den freigerodeten Bergrücken, den die Herrschaft Lichtenberg 1357 an Gronau verkauft hat.

 

Dass man in dem in den Löwensteiner Bergen gelegenen zu Oberstenfeld gehörenden Ort freie Sicht hat, merkt man sofort. Zum Beispiel beim Blick auf die überregional bekannten Christbaumschonungen, die Weiten der angrenzenden Bergrücken und den dann schon im Landkreis Heilbronn liegenden Sendemasten auf dem Stocksberg. Wer als Auswärtiger langsam durch die Ortsstraße fährt, dem folgen die Blicke der Prevorster. Man passiert dann einen Islandpferdehof, einen Laden mit Army- und Outdoorkleidung, die zurzeit eingerüstete evangelische Kirche, den Kindergarten und die einzig verbliebene Gastwirtschaft, den Ochsen. Es ist das Geburtshaus der berühmten „Seherin von Prevorst“, welche wohl die Zukunft voraussagen konnte und von Justinus Kerner literarisch verewigt worden ist.

„Hier fährt den ganzen Tag kein Auto durch!“

Die Frau mit den seherischen Qualitäten ist Geschichte. Die Nachbarschaft, der nichts entgeht, ist jedoch noch immer Thema. Auch heute besucht kein Fremder unerkannt und unbeobachtet den Flecken. „Wir passen aufeinander auf,“ sagt Ramona Wolf. Sie wohnt fast am Ende der Ortsstraße. Ursprünglich kommt sie aus Oberstenfeld. „Aus der Stadt“, wie sie sagt. Dort hat sie an der Hauptstraße gewohnt. Zu laut und zu hektisch war ihr das. Prevorst ist da ganz anders. „Hier fährt den ganzen Tag kein Auto durch,“ sagt sie selbstironisch. Es gibt aber auch keine Grundschule mehr und keinen Laden. Zum Arzt muss man nach Oberstenfeld, das zusammen mit Gronau und Prevorst die Gesamtgemeinde bildet.

Ein Zweitauto gehört hier zur Grundausstattung fast jeder Familie. „Wenn man den Bus in Gronau oder Oberstenfeld verpasst hat, kommt immer jemand vorbei, der einen mitnimmt“, sagt die 20-jährige Kathrin Wahl. Leerfahrten nach Prevorst vermeiden alle. Das schweißt zusammen. Gott sei Dank gebe es jetzt den Berg-und-Talbus. Das mache das Leben einfacher