Groß, schlank und elegant – Windhunde gelten als edle Tiere. Sie sind aber auch Jagdhunde und brauchen viel Auslauf. Den bekommen sie bei Rennen und beim Coursing – im Windhund-Rennsportverein Solitude.

Sachsenheim/Großerlach - Vier Jahrzehnte lang war der Windhund-Rennsportverein (WRSV) Solitude in Sachsenheim beheimatet. Dort stand bis zum Mai 2016 die selbst gebaute Rennbahn des Vereins, dann mussten die Mitglieder das Feld räumen, weil die Stadt das Grundstück an die Firma Breuninger verkauft hat.

 

„Noch 2007 haben wir in Sachsenheim die Weltmeisterschaften im Windhundrennen veranstaltet“, sagt der erste Vorsitzende des Vereins, Helmut Schmidt. „Und dann enttäuscht uns die Stadt so“, beklagt er. Auch eine Petition des Vereins an das Regierungspräsidium Stuttgart habe nichts gebracht. „Wir mussten das Feld räumen“, sagt Schmidt.

Seitdem ist es mit den Rennen vorbei. Jetzt trifft sich der Verein meist auf einem Feld im Großerlacher Ortsteil Grab (Rems-Murr-Kreis) und veranstaltet sogenannte Coursings, bei denen die Windhunde nicht nur ihre Schnelligkeit, sondern auch ihr Geschick, ihre Jagdlust, Intelligenz und Kondition beweisen müssen. „Beim Coursing rennen die Hunde über ein freies Feld einer Fährte hinterher“, sagt Schmidt. Diese wird von einem speziellen Gerät im Zickzack über das Feld gezogen, die Hunde hetzen hinterher. „Windhunde sind Jagdhunde. Die brauchen den Auslauf“, sagt Schmidt, der 1991 seinen ersten Windhund von einem Züchter kaufte; weil seine Frau die schlanken, großen Tiere mit der langen Schnauze und dem oft auch langen Fell so schön fand. „Die sehen so edel aus“, sagt Irma Schmidt.

Mehr Coursing, weniger Rennen

Und weil die Tiere den Auslauf in großem Maße brauchen, ist Schmidt dem Windhund-Rennsportverein beigetreten. 20 Jahre lang sei er, wie viele seiner Kollegen, jedes Wochenende auf die Rennbahn nach Sachsenheim gefahren, zum Training für die Hunde, sagt er wehmütig.

Immer noch fahren er und seine Frau mit den drei Windhunden im Wohnmobil zu einem Treffen oder einem Wettbewerb. Ab und an auch vor der eigenen Haustür: Im Jahr 2015 hat der Verein die Deutschen Meisterschaften im Coursing veranstaltet. In Grab. Das will der Verein auch 2018 wiederholen. „Das Gelände für Coursing ist hier super“, sagt Schmidt. „Es ist nicht zu eben, aber auch nicht zu hügelig. Das sind gute Voraussetzungen.“ Das notwendige Gelände stellt ihnen ein befreundeter Landwirt zur Verfügung. Das neue Vereinsheim befindet sich in Schmidts Garten, dessen Haus nur 400 Meter vom Coursing-Areal entfernt liegt.

„Der Verein drohte zu zerfallen“

In den 50er Jahren seien die damaligen Vereinsmitglieder einfach irgendwo hingefahren, haben ihre Geräte fürs Coursing aufgebaut und ihre Hunde gegeneinander antreten lassen. Oft auf einem Gelände in der Nähe des Schlosses Solitude, erzählt Schmidt. Daher auch der Name Windhund-Rennsportverein Solitude. Inzwischen heißt der Verein WRSV Solitude Grab, in Anlehnung an den neuen Vereinsmittelpunkt. „In gewisser Weise kehren wir damit wieder zu unseren Wurzeln zurück“, sagt Schmidt. „Wir konzentrieren uns nur noch auf das Coursing.“

Nach dem Wegfall der Rennbahn und dem Ende der Wettrennen sei die Zahl der Mitglieder drastisch gesunken, sagt Schmidt. Von ehemals 50 Mitgliedern seien noch 16 übrig. „Wir haben unsere Rennbahn und unser Vereinsheim verloren, das war hart. Damals stand der Verein kurz vor dem Zerfall.“ Inzwischen haben sich die verbleibenden Mitglieder wieder berappelt, aber so wie früher werde es nicht mehr, sagt Schmidt. „Die Vereinskultur bleibt auf der Strecke. Wir treffen uns nicht mehr so oft wie früher, versuchen aber immer noch, zusammenzuhalten.

Das Thema Rennen hat sich für den WRSV aber erst einmal erledigt. Zwar gebe es in Lorch bei Göppingen noch einen Windhundverein mit Rennbahn, allerdings sei die, im Gegensatz zu der ehemaligen Sandbahn in Sachsenheim, aus Gras. „Das ist nicht ganz so toll, weil die Verletzungsgefahr wesentlich höher ist“, sagt Schmidt. Auf der Sandbahn ließen sich Unebenheiten schnell ausbessern, auf einer Grasbahn sei dies nicht ganz so einfach. Eine neue Rennbahn kann sich der Verein nicht leisten, rund 250 000 Euro müsste man heute in so eine Bahn investieren, schätzt Schmidt. Geld, das der Verein nicht besitzt. Außerdem fehle es auch an Angeboten: Bei passenden Geländen hätten oft Landwirte Vorrang. „Das ist ja auch okay so“, sagt Schmidt. „Wir haben uns arrangiert und sind froh über das, was wir haben.“