Die EU beendet die Sommerzeit. Wie es weiter geht, sagt sie nicht. Eine schlechte Entscheidung, kommentiert Christian Gottschalk. Denn der Ärger fängt jetzt erst an.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es ist schon eine ganz spezielle Posse, die sich da in Frankreich abgespielt hat. In Paris hat Präsident Emmanuel Macron seinen chinesischen Staatsgast Xi Jinping dazu ermahnt, die Einheit der Europäischen Union zu respektieren. Nahezu zeitgleich haben rund 400 Kilometer weiter östlich die Abgeordneten des EU-Parlaments mit großer Mehrheit für das Ende der Zeitumstellung von 2021 an gestimmt. In Straßburg haben sie damit die weitestgehend vorhandene Einheit der Union in diesem Punkt beendet.

 

Es ist ein bisschen wie beim Brexit, wo das britische Parlament regelmäßig sagt, was es nicht mag, ohne sich auf konstruktive Lösungen zu einigen. Nun haben die EU-Parlamentarier gesagt, was sie nicht mögen. Die Einigung darauf, wie es weitergeht, haben sie allerdings den nationalen Parlamenten überlassen. Es ist das Abschiedsgeschenk des scheidenden Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, der die Entscheidung machtvoll vorantrieb. Es ist ein vergiftetes Geschenk. Zwar ist das Jammern über das Zwangszeigerdrehen im Frühjahr und Herbst vernehmlich. Wer sich die Alternativen dazu anschaut, kommt aber zu dem Schluss, dass es nicht besser wird, wenn man es anders macht. Die Arbeit, die Diskussionen und der Streit fangen bei diesem Thema jetzt erst an. Von Einheit keine Spur.