Der Kampf gegen das letzte Stündlein in ironischer Form: Im Ditzinger Stadtmuseum bleibt einem beim Betrachten der Cartoons und Karikaturen bisweilen das Lachen im Halse stecken.

„Einer geht noch“, sagt die rüstige alte Dame im Anblick der Grabsteine ihrer drei verblichenen Männer Erwin, Karl und Heinz. Die Karikatur von Ari Plikat ist zugleich Titel einer neuen Schau im Ditzinger Stadtmuseum. Gezeigt werden „Cartoons und Karikaturen auf Leben und Tod“, wie der Untertitel der Wanderausstellung heißt.

 

33 Cartoonisten und Cartoonistinnen, darunter sehr bekannte, widmen sich in ihren Werken dem, was alle erwartet und zeigen, dass es durchaus möglich ist, über die ernste Angelegenheit Witze zu machen. „Der Tod ist so bunt wie das Leben. Er lauert hinter jeder Ecke und kann erstaunliche Formen annehmen – und er kommt oftmals dann, wenn man ihn nicht erwartet oder wenn man ihn gerade nicht gebrauchen kann“, schreiben die Ausstellungsmacher aus Kassel zu der Schau. So nehmen sie nach eigen Angaben „den Kampf gegen das letzte Stündlein auf – denn eines ist gewiss: Sobald man über etwas lachen kann, verliert es ein Stück weit seinen Schrecken“.

Vom Komik- und Satirezentrum Kassel nach Ditzingen

Die Ausstellung, eine Produktion der Caricatura Galerie Kassel in Zusammenarbeit mit dem Museum für Sepulkralkultur Kassel, zeigt mehr als 50 Zeichnungen von 33 renommierten Cartoonistinnen und Cartoonisten. Die Caricatura hat durch ihre Ausstellungs- und Veranstaltungsarbeit Kassel inzwischen zu einem Komik- und Satire- Zentrum in Deutschland gemacht und kooperiert mit nationalen und internationalen Partnern. In der Ausstellung vertreten sind unter anderem Größen wie F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Gerhard Glück, Michael Holtschulte, Ernst Kahl, Kittihawk, Martin Perscheid, Thomas Plassmann, Ari Plikat, Rattelschneck, Stefan Rürup, TOM, F.K. Waechter und Martin Zak.

Ditzinger Gruppe hat die Schau initiiert

Dass die Ausstellung in Ditzingen zu sehen ist, geht auf eine Initiative der Gruppe „Ewig anders“ zurück. Darin hatten sich nach einem Projekt der Region Stuttgart mehrere Ditzinger zusammengeschlossen, die sich seither mit den Themen Trauer- und Bestattungskultur befassen. Aktuell bemühe man sich in Ditzingen um die Anlage von Parkgrabfeldern, sagt Harald Orlamünder. Diese parkähnliche Friedhofsfläche, in der sich mehrere Gräber befinden, wird von einem Gärtner gepflegt.

Auch wenn das Bewusstsein für eine sich verändernde Bestattungskultur vorhanden sei, vollzieht sich der Wandel auf dem Friedhof langsam. Schließlich ist eine Veränderung erst mit dem Ablauf einer Grabnutzung möglich. „Wir versuchen, das Thema in die Bevölkerung zu tragen, aber viele scheuen sich davor“, sagt Orlamünder. Die Gruppe besteht im harten Kern aus sechs Aktiven. „Wir sind auf der Suche nach Verstärkung.“ Treffen sind immer am ersten Dienstag im Monat um 14 Uhr in der Marktstraße 24.

Dass die Gruppe „Ewig anders“ bei all diesen Themen mitten im Leben steht, zeigt sich auch angesichts der Ausstellung. Die Gruppe verantwortet mit der Stadt zusammen ein Begleitprogramm. Am Sonntag, 19. Oktober, 15.30 Uhr, wird eine Führung durch die Ausstellung angeboten. Anschließend lädt das Museum zu einem „Leichenschmaus“ mit Hefezopf, Brezel und Getränken in den Treffpunkt Adler ein. Dort werden skurrile, aber wahre Todesanzeigen vorgetragen. Am Mittwoch, 29. Oktober, 18.30 Uhr, gibt es eine Lesung aus dem Buch „Totenhemd und Leichenschmaus“, am Sonntag, 9. November, 14 Uhr, wird bei einem Rundgang über den Friedhof bei der Speyrer Kirche der Blick auf besondere Grabsteine sowie die Ruhestätten bekannter Persönlichkeiten gerichtet.

Zu sehen ist die Ausstellung bei den regulären Öffnungszeiten des Stadtmuseums, am Laien 5, bis zum 30. November bei freiem Eintritt. Das Museum ist freitags von 14 bis 18 Uhr sowie an den Wochenenden jeweils von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet.