In der Osterausstellung des Museums Welzheim dreht sich bis zum 12. Mai alles um „Hirten, Lämmer und Schafe“. Sie eröffnet am kommenden Sonntag.

Welzheim - Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Nein, keine Sorge. Dass das städtische Museum Welzheim in seiner neuen Sonderausstellung, die am Sonntag eröffnet wird, auch Krippen zeigt, hat ganz allein damit zu tun, dass Krippen zur Grundausstattung einer jeder Schafherde gehören. Und eben diese Tiere stehen im Welzheimer Museum bis zum 12. Mai im Mittelpunkt. Nachdem der Ausstellungsmacher Roland Birkle in den vorigen Jahren dem Hasen und dem Huhn zu Ostern jeweils eine Sonderausstellung gewidmet hatte, ist dieses Mal das Schaf dran.

 

Gleich am Anfang der Ausstellung begrüßt ein ziemlich strubbeliges, kniehohes Exemplar die Besucher: den Kopf frech nach oben gereckt, zeigt es gar die Zähne. Lammfromm sieht anders aus als dieses Schäflein, das dennoch zum Personal der Welzheimer Weihnachtskrippe gehört. Gleich die erste Vitrine nebenan zeigt: das Schaf spielt im Christentum eine absolute Hauptrolle und ist das wohl am häufigsten erwähnte Tier in der Bibel. Das wehrlose Lamm als Bild für Jesus, der gleichzeitig als guter Hirte gilt und auf etlichen Bildern auch so dargestellt wird. Gleich mehrere der Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts so beliebten Schutzengel- oder Schlafzimmerbilder hängen an den Museumswänden. Sie zeigen Jesus inmitten einer Schafherde, mit Hirtenstab oder einem Lämmchen auf dem Arm. Die goldfarben gerahmten Bilder im Handtuchformat, die meist am Kopfende des Betts aufgehängt wurden, waren Kunst fürs Kleinbürgertum, hergestellt im Lichtdruckverfahren. „Manchem Käufer war damals wohl gar nicht klar, dass da kein Original an seiner Wand hing“, vermutet Roland Birkle.

Vom Schaf zur Wolle

Drei Schritte weiter geht es plötzlich sehr weltlich zu – da stehen Besucher unter dem wohl größten und schwersten Exponat der Ausstellung, einem Originalwirtshausschild, das schon vor 100 Jahren den Gästen der Gaststätte Lamm in Kaisersbach zeigte, wo es ins Wirtshaus geht. Essen und Trinken – auch da ist das Schaf ein Thema: vom Bier aus der Lammbrauerei über Joghurt und Käse aus Schafsmilch, Lammfilet – sogar Sch(l)aftee steht in einer Vitrine.

„Man kann einfach alles verarbeiten an diesem Tier“, sagt Roland Birkle und führt in den nächsten Raum, der sich der Wollverarbeitung widmet. Vor dem Spinnen, Stricken, Filzen kommt das Waschen und Kardieren, also Kämmen, der Rohwolle. Wie diese sich anfühlt, das lässt sich beim Griff in einen „Wollfühlkorb“ ertasten. Die gereinigte Rohwolle wird dann gesponnen. „Wir werden während der Ausstellung öfter Vorführungen mit dem Spinnrad machen“, kündigt Roland Birkle an. Zudem hat er einen Film über die Schafschur gedreht, der gezeigt wird. Roland Birkle hofft auch, dass sich sein Plan, echte Schafe im Museumshof grasen zu lassen, umsetzen lässt: „Wir wissen noch nicht, ob das klappt wegen der Blauzungenkrankheit.“

Beim „Familientreffen“ sind auch Wölfe willkommen

Das Schaf gehört zu den ältesten Haustieren, ist weltweit verbreitet – und allgegenwärtig, hat Roland Birkle bei der Vorbereitung festgestellt. Es wirbt für Wollwaschmittel und superweiches Klopapier, taucht in Kinderbüchern auf und spielt schon mal die Hauptrolle in Filmen, ein Schaf-Star ist beispielsweise „Shaun, das Schaf“. In Liedern, Sprichwörtern und Redewendungen wird das Schaf erwähnt, es taucht in Comics auf, wünscht auf Postkarten „Määhry Christmas“, ist Namensgeber für ein Kartenspiel und auch so manchen Zweibeiner. Im Zuge der Ausstellung lädt der Historische Verein daher zu einem „Familientreffen“ ins Museum: Am 14. April von 14 Uhr an sind all jene zu einer Führung mit anschließendem Kaffee eingeladen, die eine Namensverwandtschaft vorweisen können, also beispielsweise Schaf, Lämmle, Schäfer oder auch Hirte heißen. Auch Vertreter des Namens Wolf seien willkommen, sagt Roland Birkle: „Wir passen auf, dass nichts passiert.“

Öffnungszeiten und Events

Museum:
„Hirten, Lämmer, Schafe“ eröffnet am Sonntag, 17. März, 14.30 Uhr, mit einem offiziellen Programm. Bereits von 11 Uhr an kann die Ausstellung in der Pfarrstraße 8 in Welzheim besichtigt werden. Das Museum ist bei freiem Eintritt sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, am Ostermontag, 22. April, und am 1. Mai gibt es zusätzliche Öffnungstage. Sonderführungen für Gruppen können telefonisch mit Roland Birkle vereinbart werden (0 71 83/411 35).

Handwerk:
Immer am 1. Sonntag im Monat kann man ab 14 Uhr im Museum Handwerkern bei der Arbeit zuschauen, vor Ort sind eine Spinnerin und eine Weberin, außerdem ein Schmied und ein Schuhmacher.