Ein Punk-Song sorgt für Wirbel in Schwäbisch Gmünd: Die Band Normahl rechnet musikalisch mit der Stadt ab – wegen eines nie zustande gekommenen Auftritts. OB Richard Arnold nimmt’s sportlich und spricht eine Einladung aus.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Es klingt wie ein kurioses Missverständnis mit Nachbeben: Die legendäre Winnender Punkband Normahl hat sich in einem aktuellen Song über Schwäbisch Gmünd ausgelassen – und das nicht etwa hymnisch, sondern mit einem lautstarken musikalischen Seitenhieb. In dem Stück „Schwäbisch Gmünd“ klagt die Band, dass sie dort in ihrer jahrzehntelangen Karriere nie auftreten durfte. Der Ton? Wütend, ironisch, ein bisschen wehmütig. Die Botschaft: Trotz ungezählter Gigs quer durch die Republik – in Gmünd war man offenbar nicht willkommen.

 

Wie die Band selbst mitteilt, sei der Wunsch nach einem Auftritt im Ostalb-Städtchen nie erhört worden. Der Song wurde nun, im 47. Jahr der Bandgeschichte, zur Antwort – ein akustisches Denkmal zwischen Trotz, Enttäuschung und einem Funken Heimatverbundenheit.

Doch was ist dran an der Geschichte? Laut Oberbürgermeister Richard Arnold, seit 2009 als Rathauschef in Gmünd im Amt, ist die Lage weniger dramatisch: „Wir können uns an keine Anfrage erinnern“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch in den städtischen Archiven hat man offenbar keine Spur einer offiziellen Absage entdeckt. Stattdessen wirkt der OB geradezu versöhnlich – fast charmant verlegen über die Panne. Er spricht von einem tragischen Missverständnis, von Wertschätzung, die man der Band entgegenbringe.

Das Interview mit Richard Arnold

Herr Arnold, was trifft Ihren persönlichen Musikgeschmack?

Der Schwäbisch Gmünder OB Richard Arnold nimmt das Schmählied sportlich. Foto: Stadt Schwäbisch Gmünd

Der ist breit gefächert. Ich mag Chor- und Blasmusik, bin aber auch Jazz und Klassik nicht abgeneigt.

Punk gehört nicht dazu?

Nicht primär.

Die Winnender Punk-Band Normahl hat Ihrer Stadt ein Lied gewidmet. Ist es die erste Ode, die Schwäbisch Gmünd besingt?

Wir haben auf Ihre Frage hin ein bisschen recherchiert, aber uns ist tatsächlich kein Lied eingefallen, in dem unsere schöne Stadt im Titel so explizit besungen wird.

Es ist ja genau genommen keine Ode, sondern ein Klagelied – warum hat die Band in ihrer langen aktiven Zeit nie in Gmünd auftreten dürfen?

Auch hier ist die Recherche an Grenzen gestoßen. Ich bin ja schon eine ganze Weile hier, aber weder ich noch jemand im Team können sich daran erinnern, dass es eine Absage auf eine Anfrage der Band gegeben hätte. Und wenn dem doch so wäre, täte mir das wirklich leid!

Also alles nur ein dramatisches Missverständnis?

Es scheint so.

Nehmen Sie der Band die musikalische Abrechnung krumm?

Nein, an sich ist das ja auch eine Wertschätzung, wenn die Band gerne bei uns aufgetreten wäre.

Gibt es denn noch Hoffnung für die Musiker, die ja eigentlich schon im Rentenalter sind?

Auf jeden Fall, wir werden sie explizit einladen und hoffen, die Missverständnisse in einem Gespräch ausräumen zu können. Wir würden uns extrem freuen, wenn es dann doch noch mit einem Auftritt in Gmünd klappt.

Steckbrief: Richard Arnold

  • Name: Richard Arnold
  • Geburtsdatum: 11. Januar 1959
  • Partei: CDU
  • Amt: Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd
  • Im Amt seit: Juli 2009
  • Wiederwahl: 2017 mit 85,4 Prozent
  • Bekannte Projekte: Landesgartenschau 2014, Stadtumbau, Förderung des Ehrenamts
  • Nächste Wahl: 11. Mai 2025
  • Mitbewerber: Dario Thiem, Almaith Lyons
  • Schwerpunkte: Stadtentwicklung, Integration, bürgerschaftliches Engagement

Das Fazit:

Ob Punk und Provinzstadt doch noch zueinander finden? Der Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold gibt sich offen. Und Normahl hat zumindest eines erreicht: Gmünd hört jetzt zu. Vielleicht nicht begeistert – aber offen für alles.