Google steigt in den USA im großen Stil in den Online-Verkauf von Musik ein. Alle großen Plattenfirmen sind dabei, nur ein Label weigert sich.

Los Angeles - Google macht seinen eigenen Online-Musikladen auf. Bei Google Music können Kunden in den USA können ab sofort Lieder im Android Market kaufen. Damit tritt der Internetkonzern in direkte Konkurrenz zu Apple mit seinem erfolgreich iTunes-Musikladen. Als Besonderheit können Google-Nutzer ein im Android Market gekauftes Lied ihre Freunde im Online-Netzwerk Google Plus ein Mal kostenlos hören lassen.

 

Deutsche Nutzer sehen beim Aufruf des Dienstes lediglich den Hinweis: „Es tut uns leid. Google Music ist derzeit nur in den Vereinigten Staaten verfügbar“. Wann Google Music auch in Deutschland angeboten wird, ist nicht absehbar. Google und die deutsche Musikverwertungsgesellschaft Gema streiten bereits seit etlichen Monaten über eine Vergütung für Musik-Videos auf YouTube, ohne dass eine Lösung erreicht werden konnte.

Google stellte den seit langem erwarteten Musikshop am Mittwoch in Los Angeles vor. Als Hemmschuh in den USA hatten sich die Gespräche mit den Plattenfirmen herausgestellt. Nun hat Google mit Universal Music, EMI und Sony Music drei der vier großen Label im Angebot. Warner Music mit Künstlern wie Bruno Mars, R.E.M oder Neil Young fehlt bislang. Aber auch etliche kleinere Musikfirmen machen mit. Insgesamt stehen mehr als 13 Millionen Songs zur Verfügung. Zudem können Musiker ihre Lieder selbst hochladen und vermarkten, was den Online-Dienst MySpace in weitere Schwierigkeiten bringen wird. Zum Start will Google mit exklusivem Material punkten. So gibt es nur bei Google Music eine Live-Aufnahme der Rolling Stones von 1973 mit einem kostenlosen Song, weitere fünf Konzert-Mitschnitte sollen folgen. Von Coldplay gibt es unter anderem fünf Songs aus einem Auftritt in Madrid. Shakira-Fans können kostenlos ein Live-Minialbum und die neue Single laden.

Später Start im Online-Musikgeschäft

Google steigt vergleichsweise spät in den Online-Musikmarkt ein. Der Vorstoß steht in direktem Zusammenhang mit dem Android-Betriebssystem für Smartphones und Tablet-Computer. 200 Millionen der Geräte sind inzwischen in Benutzung, wie Google verkündete. Bislang fehlte aber ein eigener Musikladen wie ihn der Rivale Apple schon lange besitzt.

Der iPhone-Anbieter ist mit seinem 2003 gestarteten iTunes Store der weltgrößte Musikverkäufer und will sich diese Position auch nicht nehmen lassen. Am Montag startete Apple - zunächst ebenfalls nur für die USA - den Cloud-Dienst iTunes Match, mit dem man seine Musik im Netz lagern und von dort abrufen kann. Google bietet seinen Nutzern nun einen ähnlichen Service an. Allerdings muss man bei Google die Songs tatsächlich in das Netzwerk hochladen, während Apple einen smarten Abgleich der Titel mit dem iTunes-Angebot vornimmt und den Anwendern damit einen stundenlange Upload der meisten Dateien erspart. Dafür handelte Apple erweiterte Lizenzen mit der Musikindustrie aus. Ein weiterer großer Spieler in dem Bereich ist der Online-Einzelhändler Amazon.

Zugleich gibt es für die Download-Shops immer mehr Konkurrenz durch neue Streaming-Dienste wie Pandora oder Spotify, bei denen die Musik direkt aus dem Netz abgespielt wird. Auch das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook bietet solchen Angeboten inzwischen eine Plattform, um seine rund 800 Millionen Nutzer zu erreichen.