Spektakuläre Gerichtsprozesse ziehen meist viele Zuschauer an. Bei diesem Verfahren vor dem Landgericht Ellwangen sollten sie über gute Nerven verfügen - und furchtbare Einzelheiten verkraften können.

Ellwangen - Erwürgt, zerstückelt, verscharrt - die Bluttaten, mit denen sich das Landgericht Ellwangen wohl bis kurz vor Heiligabend beschäftigen muss, muten an wie Szenen aus einem Horrorfilm. Und sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in dem am Dienstag beginnenden Prozess bestätigen, hätten die Richter es mit einem ziemlich mörderischen Familientrio zu tun: Als mutmaßliche Täter sitzen ein Vater (55) und seine beiden Söhne (33 und 31) auf der Anklagebank. Der Vater soll ein dreifacher und der ältere Sohn ein zweifacher Mörder sein, während der jüngere Sohn einmal gemordet haben soll. Die Angeklagten sind Staatsbürger Italiens.

 

Tatorte Sontheim und Sizilien

Ort des Geschehens war in allen drei Fällen Sontheim an der Brenz (Landkreis Heidenheim). Die beschauliche Gemeinde mit rund 5500 Einwohnern und einem malerischen Schloss liegt direkt an der baden-württembergischen Grenze zu Bayern. Sterbliche Überreste zumindest eines der Opfer wurden laut Staatsanwaltschaft aber auch in der fernen sizilianischen Heimat der Familie „beseitigt“.

Die Anschuldigungen lesen sich ungeachtet des juristisch-sachlichen Tons wie eine Chronologie des Grauens.

Der erste Mord

Mittwoch, 13. Februar 2008: Der Familienvater soll - laut Staatsanwaltschaft - seinen Schwiegersohn bei dessen Arbeitsstelle abgeholt, unter einem Vorwand in seine Garage gelotst und ihn dort erwürgt haben. Das mutmaßliche Motiv: Der Vater sei „gegen die Beziehung seiner Tochter zu dem türkischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens gewesen“. Dass die Tochter zwei Kinder von ihrem Mann hatte, habe ihn nicht von dem Mord abgehalten.

Der zweite Mord 

Freitag, 31. Oktober 2014: Der Vater und seine beiden Söhne sollen den neuen Lebensgefährten der Tochter beziehungsweise ihrer Schwester in die Garage ihres Wohnhauses gebracht haben. Dort soll das Trio ihn „festgehalten und geschlagen sowie anschließend solange gewürgt haben, bis das Opfer nicht mehr atmete“. Die Leiche sei dann „in Teile zerlegt und im Frühjahr 2015 an nicht näher bekannten Stellen auf Sizilien beseitigt worden“. Das mutmaßliche Motiv: Der Lebensgefährte habe die Tochter misshandelt.

Der dritte Mord

Dienstag, 14. Mai 2019: Diesmal war laut Anklage Habgier das Motiv. Der Vater und der ältere Sohn sollen einen 59 Jahre alten Mann - er war der Vermieter der Garage, in dem Mord Nr. 1 geschehen sein soll - im Dachgeschoss ihres Wohnhauses geschlagen und gefesselt haben. Dann sei er gezwungen worden, gefälschte Verträge über Geldzahlungen in Höhe von 130 000 Euro zu unterschreiben und zudem die PIN seiner EC-Karten preiszugeben. Von den Konto seien später 15 500 Euro abgehoben worden. Mit den Verträgen hätten die Beschuldigten gegenüber den Erben des Opfers Vorauszahlungen für ein Grundstück „beweisen“ wollen. Der 59-Jährige sei erdrosselt, in einer Gefriertruhe aufbewahrt „und einige Tage später in Teile zerlegt“ worden.

Leichenteile im Garten

Gut drei Wochen nach der Ermordung des 59-Jährigen - er war mittlerweile als vermisst gemeldet - entschlossen sich die Ermittler den Garten der Sizilianer zu durchsuchen. Dort fanden sie die Leichenteile des Garagenvermieters - und die Ermittlungen, die schließlich zu drei Mordanklagen führten, nahmen ihren Lauf.

Urteile kurz vor Weihnachten

Das Landgericht hat insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt. Mit Urteilen gegen den Vater und seine Söhne wird kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, gerechnet.