TV-Moderatorin Sonya Kraus bedient seit Jahren das Image der sexy Quasselstrippe. Auch mit 45 Jahren hat sie noch Spaß daran. Um Altersklischees schert sie sich nicht und steht offen zu ihren Schönheitskorrekturen.

Stuttgart - Es heißt, Frauen im Film- und Fernsehgeschäft seien mit zunehmendem Alter weniger vor der Kamera gefragt. Die Moderatorin Sonya Kraus widerlegt das Klischee und startet mit 45 noch einmal mit einer eigenen Sendung durch. Was die Frankfurterin über das Schönheitsideal, den Alterungsprozess und das Thema Alters-Bashing denkt, erzählt sie im Interview.

 

Frau Kraus, Sie sind wieder wöchentlich bei Sat 1 auf Sendung. Das Klischee besagt, dass Frauen ab Mitte Dreißig vor der Kamera immer weniger gefragt sind. Sie sind Mitte Vierzig – was ist dran an dem Klischee?

Es wäre natürlich scheinheilig zu sagen, dass das Äußere im TV-Geschäft keine Rolle spielen würde. Ich persönlich erlebe diesbezüglich aber überhaupt keinen Druck, mir wurde die Sendung angeboten. Ich begreife mich auch längst nicht als ältere Dame, dafür ist die Petra Pan in mir noch viel zu laut (lacht). Ich habe eher die Mutterschaft als Karrieredämpfer erlebt. Und das kam gar nicht so sehr von außen, sondern ich habe mich selbst extrem zurück genommen. Es wurde mir emotional ganz automatisch der Disziplin- und Ehrgeizzahn gezogen.

Jetzt sind Ihre Kinder schon größer und Sie starten beruflich noch einmal durch. Jünger auszusehen oder jünger zu wirken gehört doch zum Geschäft, oder?

Wenn ich meinen Fokus immer darauf lenken würde, wäre das destruktiv. Eine gewisse Unbeschwertheit hilft enorm. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Wesen die Ausstrahlung bestimmt. Ich wirke wahrscheinlich insgesamt jünger, weil ich einfach noch nie eine gesetzte Dame war und von Natur aus auch nicht so wirke. Im Übrigen bin ich berufseitel, ich habe kein Problem damit, ungeschminkt und ungestylt die Kinder in die Schule zu bringen.

Hand aufs Herz: was tun Sie, um jünger auszusehen?

Ich bin in der glücklichen Lage, zu wissen, wie ich mich ins rechte Licht rücke. Ich habe mir jahrelang jede Menge Tricks und Kniffe von Stylisten und Visagisten abgeschaut – vom richtigen Bein-Make-Up bis zur passenden Strumpfhose. Und ich mache auch kein Geheimnis draus, dass ich mir zwei Mal im Jahr Botox in die Stirn spritzen lasse.

Das ist eher ungewöhnlich, dass Frauen über Schönheitsmaßnahmen sprechen. Die meisten machen ein Geheimnis daraus.

Zwei Mal im Jahr eine Botox-Behandlung zu machen ist für mich völlig legitim, da bin ich offen. Man kann den Alterungsprozess trotzdem nicht aufhalten. Mich nervt es ein bisschen, wenn die blendend aussehenden Damen im Alter meiner Mutter nicht zu ihren Schönheitskorrekturen stehen und stattdessen irgendwas von makrobiotischer Ernährung, guten Genen, Naturkosmetik und viel Wasser erzählen. Das beleidigt meine Intelligenz, warum können die nicht einfach dazu stehen und Tacheles reden!?

Vielleicht weil das Thema Alter und Aussehen heikel ist, viele gerne für immer jung wären und dem Zahn der Zeit aber trotzdem nicht entkommen können?

Also ich sehe das ganz pragmatisch und vergleiche das mit meinem Haus: Meine Seele möchte nicht in einem Haus leben, das von außen Schimmelflecken oder Fassadenrisse hat. Meinen Garten hege und pflege ich ja auch, damit er schön aussieht und genauso halte ich es mit meinem Äußeren. Dem Zahn der Zeit können wir zwar nicht entkommen, aber der Boom der Schönheitsmaßnahmen hat ja auch damit zu tun, dass wir alle länger leben, länger jung und aktiv sind. 40 ist das neue 20, heißt es doch auch.

Haben Sie den Eindruck, dass in der Gesellschaft generell das Thema Alters-Diskriminierung gegen Frauen eine Rolle spielt?

Mit dem Thema habe ich mich noch gar nicht weiter beschäftigt. Wir Frauen müssen auch lernen, uns nicht darum zu scheren. Der einzige Unterschied zu den Männern ist doch nur, dass Frauen irgendwann keine Kinder mehr bekommen können. Beim Thema Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern gewinnt man allerdings schon den Eindruck, dass manche Leute noch im Mittelalter leben – zumindest suggerieren das einschlägige Netzkommentare wie man am Beispiel Heidi Klum und Tom Kaulitz beobachten kann. Seit Heidi Klum die jungen Männer abgrast, wird sie mir immer sympathischer. Ich sage: go for it, Heidi!

Ehemaliges Model und Ratgeber-Autorin

Sonya Kraus (45) ist ein ehemaliges Model und arbeitet vorwiegend als TV-Moderatorin, unter anderem beim Hessischen Rundfunk. Ihre erste eigene Sendung „talk, talk, talk“ lief von 2000 bis 2011 auf Pro Sieben. Außerdem entwarf sie Bikini-Mode für ein Modehaus und hat diverse Ratgeber-Bücher geschrieben, zum Beispiel den Bestseller „Baustelle Mann – Der ultimative Love-Guide“ sowie „Baustelle Body – Sonya’s Secrets“ oder „Baustelle Baby – Ein Aufklärungsreport“. Ihr aktuelles Buch heißt „Baustelle Blödmann – Und heute bringe ich ihn um“.

Neue Ranking-Show „Die Unglaublichsten“

Privat lebt Kraus in Frankfurt mit ihrer Familie, sie hat zwei Söhne im Alter von fünf und acht Jahren. Darüber hinaus engagiert sie sich als Tierschützerin. Seit Mittwoch, 8. August (20.15 Uhr), moderiert Sonya Kraus einmal wöchentlich die Ranking-Show „Die Unglaublichsten“ beim Sender Sat 1. Es geht um Schicksale, medizinische Wunder und sonstige unglaubliche Begebenheiten. Sonya Kraus sagt: „Ich dachte mir, wenn mir altes, erprobtes TV-Kampf-Schlachtross diese Geschichten so nahe gehen, muss ich die Sendung einfach machen.“ Sie würde auch nicht die „Schnauzen-Kalaschnikov“ geben, die man sonst von ihr gewohnt sei. „Das würde nicht zum Tonfall der Sendung passen.“