Sophie Auster trägt einen berühmten Namen – ihr Vater ist der US-Schriftsteller Paul Auster, ihre Mutter die Autorin Siri Hustvedt. Sie besitzt aber ihr eigenes, enormes Talent. Im Wizemann hat sie dies gezeigt.

Stuttgart - Der klangvolle Nachname berühmter Eltern, gutes Aussehen und Talent sind noch lange kein Garant für Aufmerksamkeit, das beweist das Konzert der amerikanischen Sängerin Sophie Auster am Samstagabend im Wizemann. Die wahnwitzig lange Schlange vor dem Eingang gilt eben nicht der Tochter des Schriftstellerehepaars Paul Auster und Siri Hustvedt, sondern der Hamburger Indie-Pop-Band Liedfett und der Deutsch-Rapperin Juju. Im intimen Studio hat sich dagegen eine sehr überschaubare Fangemeinde eingefunden, ein etwas trauriger Anblick.

 

Doch die 1987 in Brooklyn, New York City geborene Sophie Auster ist selbst kein Trauerkloß und erobert ihr Publikum im Nu. In einem extravaganten, schwarz-silbernen Glitzeranzug und gekrönt mit einem Diadem aus Satinrosen, steigt sie auf die Bühne, begleitet von einer Keyboarderin und einem Schlagzeuger.

Sinlich-dunkel und träumerisch

Erst fremdelt die kleine Menge, doch Sophie Auster winkt die Leute mit einem entwaffnenden Lächeln in ihrem zarten Gesicht nah an die Bühne heran, ihre großen, dunklen Augen funkeln mit dem dick aufgetragenen Lidschatten um die Wette. Beim dritten Stück „Run Run Run“ mit seiner starken, rhythmischen Phrasierung hat Auster ihre Fans fest im Griff, fasziniert folgen sie der Sängerin mit der Samtstimme, die in den tieferen Lagen frappierend nach Annie Lennox klingt.

Austers Musik ist träumerisch, sinnlich-dunkel und kommt in der schmalen Live-Instrumentierung im Wizemann mit Retro-Orgel-Sounds und raffinierter Rhythmik noch besser zur Geltung als in den sauber arrangierten Studioaufnahmen, die auf dem im Mai erschienenen Album „Next Time“ mit Mariachi-Bläsern besonders üppig klingen.

Erotische Inbrunst

Austers Repertoire ist interessant, weder zu kantig noch zu glatt. Vier Alben hat die klassisch ausgebildete Sängerin seit 2006 herausgebracht. Besonders stark sind aber an diesem Abend neben Eigenkompositionen wie „Dance with me“, „Dollar Man“ und „Mexico“ drei außergewöhnliche Coverversionen. Den Shirelles-Klassiker „Baby it’s you“ von 1961 interpretiert Sophie Auster im Gegensatz zum eher keuschen Original mit erotischer Inbrunst und ohne das formelhafte Sha-la-la im Background.

Der knalligen Hymne „Walking on broken Glass“ (1992) von Annie Lennox nimmt sie dagegen das Drama, verschlankt das Stück zur zackigen Popnummer. Bei „Cool Cat“ bleibt sie nah am tiefenentspannten Groove des Queen-Originals von 1982 und schwingt sich mit ihrer Stimme in die Höhe, als ob es eine Kleinigkeit wäre. Man wünscht Sophie Auster ein großes Publikum. Das kleine im Wizemann aber hat sie sicher: „Small, but mighty!“ lächelt sie zum Ende anerkennend. Gute Stimmung geht auch ohne Massen.